Liebe Leserinnen und Leser,
Es gibt einen Begriff, der das geheimnisvolle Potenzial erfolgreicher Personen oder Unternehmen beschreibt: Resilienz. Doch was verbirgt sich hinter diesem (Mode-)Wort, das immer häufiger in Situationen verwendet wird, wo sich jemand oder etwas als widerstandsfähiger im Vergleich zu anderen zeigt? Ist es die Fähigkeit, mit hohen Belastungen und Widrigkeiten umgehen zu können, wo ein Aufgeben bei objektiver Betrachtung nachvollziehbar erscheint? Welche Rolle spielen persönliche, sozial vermittelte oder unternehmerische Ressourcen bei der Entscheidung, ob eine Krise als Anlass zur Entwicklung oder als Grund zum Scheitern verstanden wird?
Angesichts der zahlreichen (welt-)politischen, persönlichen und wirt-schaftlichen Probleme, die Tag für Tag unsere Aufmerksamkeit binden, wächst die Sorge bei vielen vor ihrer eigenen Verwundbarkeit und Betroffenheit. Und alles – so scheint es – verlangt eine sofortige Reaktion oder Meinung. Um Zukunftsängsten und dem Gefühl von Hilflosigkeit den omnipräsenten Konflikten gegenüber zunächst wertfrei und beobachtend zu begegnen, erfordert es ein hohes Maß an rationalem Denken, Sachlichkeit und einer gewissen inneren Distanz. Zuversicht und Hoffnung sind zweckdienlich bei der Bewältigung schwieriger Situatio-nen, eine gewisse Portion Optimismus lenkt den Fokus auf das Positive, auf mögliche Lösungen. Dabei beinhaltet letzteres nicht die Bagatellisierung des Problems oder der Krise – es verändert allerdings die Erwartungen und die Haltung einer Sache gegenüber. Das lässt sich trainieren. Rückschläge, Scheitern und Krisen gehören zum Leben – sowohl in Bezug auf die eigene Person als auch im Unternehmensalltag. Wird das als Lern-aufgabe verstanden und als Aufforderung, aktiv und gestaltend das Thema anzugehen, entstehen Chancen und Wachstumsmöglichkeiten.
Theoretisch ließe sich das auch auf große Teile unsere Gesellschaft übertragen, um den spürbaren Auswirkungen der aktuellen Konflikte zu-versichtlicher zu begegnen.
Wie solche Strategien zur Bewältigung und Vermeidung von Krisen aussehen können, welche ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte in die Betrachtung von Herausforderung einfließen, zeigt ein Artikel in dieser Ausgabe auf. Mit einer „Vorbereitung auf das Unerwartete“ lassen sich Gefahren und schmerzhafte Auseinandersetzungen nicht vermeiden – es wäre naiv, das zu glauben. Doch um den Anforderungen an eine vernetzte, globale und schnelle Welt und den vielschichtigen Herausforderungen unseres Lebens und unserer Gesellschaft aktiv begegnen zu können, sind entsprechende Vorsorgen und eine gewisse Bereitschaft zur Selbstregulation unverzichtbar.