Manche Redner sind inspirierende Erzähler. Scheinbar mühelos gelingt es ihnen, die Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer zu fesseln. Bei anderen dagegen drängt sich schon nach wenigen Minuten der Gedanke auf, wann sie endlich zum Ende kommen und warum sie sich und anderen immer wieder langatmige „Ansprachen“ zumuten. Nicht jeder ist der geborene Redner und doch gibt es einige Tipps, worauf man achten sollte, um das Publikum zu begeistern.
Meist blicken die Zuhörer einer Rede erwartungsfroh entgegen – sofern sie die langatmigen „Fest-Ansprachen“ des Chefs oder Vorsitzenden nicht schon kennen. Entsprechend leicht könnten Redner ihr Publikum begeistern, denn sie gehen mit Vorschusslorbeeren an den Start. Der Erfolg einer Rede hängt primär davon ab, wie sympathisch der Redner den Zuhörern ist. Auch ihr Aufbau und ihre dramaturgische Gestaltung sind wichtig.
Doch wie gewinnt ein Redner die Sympathie der Zuhörer? Vor allem dadurch, dass er authentisch wirkt. Wenig glaubwürdig ist es, wenn ein Erbsenzähler sich in seiner Rede als Witzbold präsentiert. Oder ein Einzelkämpfer sich verbal mit den Anwesenden verbrüdert. Das ist und wirkt nicht authentisch. Also gehen die Zuhörer auf Distanz.
Die Zuhörer auf eine „Gedankenreise“ mitnehmen
Ein Redner gleicht einem Reiseführer. Er nimmt seine Zuhörer mit auf eine Gedankenreise– zum Beispiel durch das zurückliegende Jahr. Also sollte er im Vorfeld überlegen: Was ist der Anlass der Reise? Wohin soll sie gehen? Und: Wer nimmt daran teil? Erst danach sollte er das Reiseprogramm, also den Inhalt und Ablauf der Rede, planen.
Eine Ansprache bei einer Jubiläumsfeier sollte anders als eine Neujahrsrede konzipiert sein. Bei einer Feier steht das gemeinsame Zelebrieren an zentraler Stelle, bei einem Neujahrsempfang hingegen sollen die Zuhörer meist schon auf das neue Jahr eingestimmt werden. Also kann die Rede mehr Information enthalten und einen appellativen Charakter haben.
Beim Planen der Rede sollte der Redner wissen: Wer sitzt mir gegenüber? Und: Welche Beziehung besteht zwischen den Zuhörern? Kennen sie sich gut oder treffen sie sich nur zu besonderen Anlässen? Gehören sie derselben Organisation an? Denn wenn die Zuhörer Tag für Tag zusammenarbeiten, haben sie gemeinsame Erfahrungen. Auf diese kann der Redner sich beziehen. Sehen Sie sich hingegen selten, muss er auf andere Elemente zurückgreifen, um ihr Ohr zu erreichen. Zum Beispiel die Entwicklung in der Branche. Oder auf ein branchenübergreifendes Thema wie die Digitalisierung.
Mit den Zuhörern kommunizieren
Ein guter Redner kommuniziert mit seinen Zuhörern – selbst wenn nur er spricht. Zum Beispiel, indem er häufig Blickkontakt mit dem Auditorium sucht. Deshalb sollten Reden so frei wie möglich vorgetragen werden. Und sprechen Sie das Publikum immer wieder an. Doch nicht indem Sie alle zwei, drei Minuten die Floskel „Meine sehr verehrten Damen und Herren“ verwenden, sondern indem Sie die Zuhörer zum Beispiel rhetorisch fragen: „Kennen Sie folgende Situation, ...?“. Oder: „Vielleicht geht es auch Ihnen so, ...?“. Oder indem Sie in die Rede Beispiele aus der Erfahrungswelt der Zuhörer einflechten.
Eine Festrede zu einer (Firmen-)Feier sollte maximal zehn, fünfzehn Minuten dauern und höchstens drei Kernbotschaften enthalten. Zum Beispiel: Die Arbeitsplätze sind sicher. Unser Unternehmen sieht einer rosigen Zukunft entgegen. Und: Das verdanken wir dem Einsatz aller Mitarbeiter.
Planen Sie besonders sorgfältig den Beginn und Schluss Ihrer Rede. Gute Einstiege sind Anekdoten. Bauen Sie Ihre Rede dramaturgisch auf. Alles sollte auf ein Finale zustreben, das dem Publikum im Gedächtnis bleibt– ähnlich wie bei einem Feuerwerk.
Die Rede – vorm Spiegel – üben
Eine Rede sollte aus kurzen Sätzen bestehen. Lange Schachtelsätze bergen die Gefahr, dass der Redner sich verhaspelt. Oft ist bei ungeübten Rednern dann der Rest der Rede gelaufen. Redesicherheit gewinnen Sie vor allem durch Routine und eine gute Vorbereitung. Hierzu zählt das laute Üben. Insbesondere den Einstieg, das Ende und die Übergänge zwischen den Redepassagen sollten Sie so lange üben, bis Sie diese sozusagen auswendig kennen. Stoppen Sie beim Üben auch die Dauer der Rede. So merken Sie schnell, wann es Zeit wird, das Buffet zu eröffnen.
Begeisternde Reden halten – 12 Tipps
Tipp 1: Authentisch sein. Der Erfolg einer Rede hängt stark davon ab, inwieweit der Redner die Sympathie seiner Zuhörer gewinnt. Doch wie gewinnt ein Redner diese? Vor allem dadurch, dass er glaubhaft wirkt. Die Rede sollte ihm also auf den Leib geschneidert sein. Bei unglaubwürdigen Ansprachen gehen die Zuhörer auf Distanz.
Tipp 2: Die Zuhörer auf eine „Gedankenreise“ mitnehmen. Ein Redner gleicht einem Reiseführer, er nimmt seine Zuhörer sprichwörtlich mit. Also sollte er sich im Vorfeld überlegen: Was ist der Anlass der Veranstaltung? Wohin möchte ich die Teilnehmer führen? Und: Wer nimmt teil? Erst danach sollten Inhalt und Ablauf der Rede geplant werden.
Tipp 3: Vorab überlegen: Wer ist mein Gegenüber? Welche Beziehung besteht zwischen den Zuhörern? Kennen sie sich gut oder sehen sie sich nur einmal jährlich? Gehören sie derselben Organisation an oder nicht? Wer sich gut kennt, teilt gemeinsame Erfahrungen.
Tipp 4: Mit den Zuhörern kommunizieren. Ein guter Redner „arbeitet“ mit seinen Zuhörern. Zum Beispiel mit den Augen. Tragen Sie deshalb Ihre Rede so frei wie möglich vor. Sprechen Sie das Publikum auch persönlich an, indem Sie rhetorische Fragen stellen oder sie an bestimmte Dinge erinnern. Flechten Sie zudem Beispiele aus der Erfahrungswelt der Zuhörer in Ihre Rede ein. Auch ein Schuss Humor und Selbstironie schadet nie.
Tipp 5: Sich kurz fassen. Je kürzer eine Rede ist, umso besser ist sie meist. Eine Festrede sollte maximal fünfzehn Minuten dauern. Anders ist dies bei einer Rede zum Beispiel bei einem Vertriebs-Kick-off zu Jahresbeginn. Sie soll die Zuhörer auf die Herausforderungen im neuen Jahr einstimmen. Also kann die Rede mehr Information enthalten und motivieren.
Tipp 6: Auf Kernbotschaften fokussieren. Eine Rede sollte höchstens drei Kernbotschaften enthalten.
Tipp 7: Die „Gedankenreise“ planen. Für das inhaltliche Planen Ihrer Rede können Sie die Mindmapping-Methode nutzen. Sie funktioniert wie folgt: Schreiben Sie in die Mitte eines Blatt Papiers das Thema oder den Anlass der Rede. Zum Beispiel: „Unternehmensstrategie 2020“. Notieren Sie dann entlang von Linien, die von diesem Zentrum ausgehen, alles, was Ihnen zum Thema einfällt. Zum Beispiel: „Innovation“, „Digitalisierung“, „Vertrieb“. So bekommen Sie einen Überblick über die möglichen Inhalte der Rede. Und wenn Sie merken, es wird zu viel? Dann streichen Sie einfach einige (Seiten-)Arme.
Tipp 8: Knackig einsteigen, feurig enden. Planen Sie den Beginn und Schluss Ihrer Rede besonders sorgfältig. Wie aufmerksam das Publikum Ihnen zuhört, hängt weitgehend vom Einstieg ab. Gute Einstiege sind Anekdoten. Bauen Sie Ihre Rede dramaturgisch auf. Alles sollte auf ein Finale zustreben, das dafür sorgt, dass Ihre Rede dem Publikum im Gedächtnis bleibt.
Tipp 9: Kurze, knackige Sätze. Eine Rede sollte aus möglichst kurzen Sätzen bestehen. Schachtelsätze sind schnell unverständlich und beinhalten die Gefahr, dass der Redner sich verheddert. Dann ist bei ungeübten Rednern oft der Rest der Rede gelaufen. Denn sie werden nervös und verhaspeln sich immer häufiger. Und irgendwann wartet das Publikum nur noch auf Versprecher.
Tipp 10: Wichtig ist eine aktive, bildhafte Sprache. Also zum Beispiel „Wir planen ...“ statt „Unsere Planung sieht vor ...“ Durchforsten Sie Ihr Manuskript nach substantivierten Verben wie „Durchführung“ und „Neuorientierung“. Taucht ein solches Wort auf, können Sie davon ausgehen: Diese Aussage kann man verständlicher formulieren.
Tipp 11: Die Rede üben. Sicherheit gewinnen Sie vor allem durch eine gute Vorbereitung. Hierzu zählt das laute Üben der Rede. Speziell den Einstieg, das Ende und die Übergänge zwischen den Redepassagen sollten Sie so lange üben, bis Sie diese sozusagen auswendig kennen. Stoppen Sie beim Üben auch die Dauer der Rede, damit Sie die vorgesehene Zeit nicht überschreiten.
Tipp 12: Gelassenheit bewahren. Geraten Sie nicht in Panik, wenn Sie bei Ihrer Rede –trotz guter Vorbereitung – sich mal versprechen oder den roten Faden verlieren. Denn das Redenhalten ist nicht Ihr Haupt-Job. Deshalb tragen kleine Patzer eher dazu bei, dass Sie authentisch wirken.