Unter Beachtung der Denkmalverträglichkeit wurde das sogenannte „Magazin 3“ aus den Baujahren 1844/1845, das zum Ensemble der Alten Saline in Bad Reichenhall gehört, saniert. Das Gebäude hatte bis ins vergangene Jahrhundert eine besondere Aufgabe: Als Salzlagerstätte hielt das Haus das gesiedete Salz aus den Bad Reichenhaller Salzquellen vor. Heute ist es ein Veranstaltungsort mit tragender Rolle.
Das denkmalgeschützte „Magazin 3“ zählt zu den besonders interessanten Gebäuden der Stadt Bad Reichenhall. Das gesamte Areal der Bauten „Alte Saline“ auf einer Grundfläche von rund 24.000 Quadratmetern schließt direkt an die Bad Reichenhaller Altstadt an. Angrenzend an die weitläufige Fußgängerzone markiert das Ensemble ein interessantes Zentrum und erfährt durch die vielfältigen Nutzungen viel Aufmerksamkeit. Es befindet sich seit 1999 im Eigentum der Kur-Bau Bad Reichenhall & Alpenland GmbH.
Das Gebäude-Ensemble „Alte Saline“ ist ein Industriedenkmal europäischen Rangs und eines der schönsten seiner Art in Europa. Unter König Ludwig I. von Bayern erbaut, war sie von 1844 bis 1929 in Betrieb. Vier Jahrhunderte lang hatte das begehrte „weiße Gold“ in Bayern eine enorme historische Bedeutung: Es diente dem Würzen von Speisen, aber auch in großem Maß der Konservierung – als entsprechend wertvoll erwiesen sich schließlich auch die dazugehörigen Bauten. Die an der Sanierung beteiligten Experten zeigten großen Respekt vor dieser Baugeschichte. In enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden ging man besonders sensibel in Bezug auf die Planung, Gestaltung und Ausführung der Bauaufgaben vor.
Zukunftsorientierte Planung
Zwölf denkmalgeschützte und zum Zeitpunkt der Übernahme durch die heutige Eigentümergesellschaft größtenteils stark baufällige Gebäude werden seit 2004 peu à peu zukunftsorientiert instandgesetzt und zu einem überraschend lebendigen Ort zusammengefügt. Acht dieser Gebäude hat man bereits sorgfältig saniert. Das nun im Fokus stehende sogenannte „Magazin 3“ schließt unmittelbar an den zentralen Ehrenhof der Alten Saline an.
Generalsanierung und Umwidmung im Jahr 2019
Das zweigeschossige Bauwerk aus dem im ganzen Salinen-Gelände typischerweise verbauten Backstein wurde ca.1844 errichtet und ist auf Naturstein-Streifen-Fundamente gegründet. In dem Zeitraum nach der Salzlagerung war es über Jahre vom damaligen Betreiber zu unterschiedlichen Nutzungen vermietet.
Im Zuge der Umwidmung des historischen Salzspeichers berieten die Eigentümer zunächst über verschiedene Nutzungen. Schließlich entschied man sich für den Bau von Veranstaltungsräumen und holte sich ein bewährtes Architekten-Team ins Boot: magg Architekten Partnerschaft mbB aus Freilassing und für die Planung des Innenausbaus Quest Architekten aus Rosenheim. Ziel der Ergänzungen und Umbauten war es, so viel Substanz wie möglich zu erhalten und trotzdem alle Anforderungen an eine künftige Nutzung als Veranstaltungsort zu erfüllen.
„Eine besondere planerische Herausforderung“, berichtet Dipl. Ing. Architekt Nikolaus Magg, der zuständige Projektleiter bei magg Architekten. „Die Gebäude haben sehr viel Persönlichkeit – eine neue Gebäudenutzung musste also von Anfang an genau durchdacht werden und die Eingriffe in die Substanz sensibel geplant sein. Eine reine Rekonstruktion war weder machbar noch überhaupt sinnvoll. Vielmehr wurden die unterschiedlichen Zeit- und Bauschichten in ihren Bestandteilen ablesbar gemacht, denn seit seiner Fertigstellung hatte das Magazin bereits etliche Wandlungen vollzogen. Bestehende Umbauten, Ergänzungen und Instandsetzungen aus der Geschichte des Gebäudes wurden größtenteils erhalten. In dem Fall haben wir die Decken und das gesamte Dachtragwerk umfänglich für die neuen Lasten der Gebäudenutzung ertüchtigt, wesentliche bauphysikalische und baubiologische Erkenntnisse und entsprechende Techniken kamen dabei zum Einsatz.“
Im Zuge der Instandsetzung wurden alte Steinmauern sowie der gesamte historische Sichtdachstuhl freigelegt. Große Aufmerksamkeit erfuhr zudem die historische Fassade.
Schadstellen am Sichtmauerwerk
Die Außenwände des Hauses bestehen aus einem besonders schönen Sichtmauerwerk aus roten Backsteinen mit Umrahmungen aus hellen Sandsteinen. Ausgewogen gegliedert sind die Fassaden-Öffnungen – sie sollten gänzlich erhalten bleiben.
Zu Beginn der Baumaßnahmen im Jahr 2017 haben die beauftragten Experten von F. X. Rauch Naturstein am Bau GmbH & Co. KG aus München diese Fassade vorsichtig und vollflächig gereinigt und Schadstellen am Sichtmauerwerk und an den Natursteinsockeln mit Kalkstein fachgerecht ausgebessert.
Fachgerechte Restaurierung der Fenster
Im Bestandsbau fand man im unteren Geschoss zweiflügelige Fenster-Elemente mit Einfachverglasung und Sprossenteilung vor. Im Obergeschoss dagegen waren gut erhaltene Stichbögen-Fenster eingebaut. „Wir konnten die Fenster im Obergeschoss des heutigen Veranstaltungs-Saals durch eine fachgerechte Restaurierung erhalten“, so Nikolaus Magg. „Um den heutigen bauphysikalischen und sicherheitstechnischen Anforderungen gerecht zu werden, haben wir an den Fensteröffnungen innenseitig absturzsichernde Isolierverglasungen in einem schlichten Stahlrahmen vorsetzen lassen.“
Die zweiflügeligen Fensterelemente in der Ostfassade wurden den historischen Vorbildern entsprechend gegen neue Elemente aus Eichenholz ausgetauscht. Die Fenster erfüllen nun die aktuellen Anforderungen an Schall- und Wärmeschutz.
Toranlagen in Handarbeit nachgebaut
Bei den seitlichen Eingangselementen handelt es sich um großflächige Toranlagen in zweiflügeliger Ausführung mit Holz-Kassettenfüllung und massiven Eisenbeschlägen.
An der Innenseite dieser Tore wurde eine neue Metall-Glaskonstruktion errichtet – so kommt hier Altes und Neues zusammen. Die hölzernen Toranlagen in der Nord- und Südfassade wurden unter denkmalpflegerischen Aspekten nachgebaut – das gelang in durchgängiger Handarbeit des beteiligten Schreiner-Unternehmens.
Hierbei wurden die historisch wertvollen Beschläge wieder angebracht und stellenweise ergänzt.
Komplettsanierung der Dachkonstruktion
Die Dachkonstruktion als Doppelstehfalzdach ließen die Planer vollständig erneuern.
Hinzu kam für die Oberfläche des Blechdachs ein grüner Farbanstrich als Witterungsschutz, ergänzend dazu der gleiche Anstrich auch für die neuen Dachrinnen und Fallrohre.
Anforderungen an den Wärmeschutz
Durch die Eingriffe verfügt das Gebäude heute über einen sehr guten sommerlichen Wärmeschutz. Durch die zusätzliche Möglichkeit zum Kühlen lassen sich die Temperaturen auch im Hochsommer erträglich niedrig halten.
Eine Außenwärmedämmung, die bei Sanierungen in der Regel erfolgt, war in diesem Fall nicht möglich. Um die heutigen Anforderungen an den Wärmeschutz zu erfüllen, wurde auf den bestehenden Dachstuhl zunächst eine neue Dachschalung aufgebracht, mit einer 12 cm starken PUR-Aufsparrendämmung als Wärmedämmstoff.
Eine Innendämmung an den Wänden dagegen wurde nicht angebracht, da die bis zu 90 cm starken Wände ausreichenden Wärmeschutz bieten. Auf diese Weise konnte der historische Dachstuhl als wertvolle Bausubstanz gerettet werden – ein besonderer Glücksfall. Die einzelnen Balken wurden jedoch gereinigt und nach Notwendigkeit statisch mit Stahlelementen ergänzt. Um die Mittelachse des Gebäudes besser zu belichten und zu belüften, hat man in Absprache mit den Behörden im Firstbereich abschnittsweise eine aufgesetzte Firstverglasung eingesetzt. So gelangt durch die neue Belichtung von oben nun viel mehr Tageslicht in die Räume.
Als anspruchsvolle Aufgabe stellte sich die sehr unebene und bröckelnde Natursteinmauer im Innenbereich heraus. Sie musste mehrmals per Hand gereinigt, lose Stellen befestigt und teilweise neu verfugt werden.
Von Geschoss zu Geschoss: Freilegung und Neugestaltung
Schritt für Schritt ließen sich die ursprünglichen Innenräume in ihren Dimensionen wieder erlebbar machen und neu eingefügte Elemente optisch abgrenzen. Fließend finden jetzt die kombinierten Materialien zusammen.
Im gesamten Gebäude bauten die Experten die hölzernen Lagerebenen, die früher der Salzlagerung dienten. Sie wurden durch neue Stahlbetondecken ersetzt. Diese liegen hierbei statisch wirksam auf vier Wandscheiben und dem Bestandsmauerwerk auf.
Aufgrund der geplanten Nutzung als Veranstaltungssäle mussten nur wenige weitere Innenwände eingezogen werden – der besondere Charme der großen historischen Räume blieb also erhalten. In beiden Geschossen errichtete man je vier neue Stahlbetonwände. Im Bereich der Küche und Event-Vorbereitung im Erdgeschoss wurden ergänzend dünnere Zwischenwände mit 24 cm Dicke gemauert. Ebenso im Kellergeschoss. Hier sind alle tragenden Wände in Stahlbeton ausgeführt, dünnere Zwischenwände wurden in 11,5 cm dickem Mauerwerk erstellt.
Optisch ein Hingucker: Im gesamten Gebäude ließen die Experten das Natursteinmauerwerk der Außenwände freilegen. Hier zieht es in beiden Sälen als beeindruckendes „Sichtmauerwerk“ die Aufmerksamkeit auf sich.
Die stolze Raumhöhe von 7 Metern verstärkt den visuell hohen Anspruch dieser Räumlichkeiten zusätzlich.
Ganz neu dagegen wurde am südlichen Haupteingang ein Treppenhaus als sogenannte „Fluchttreppe“ aus Stahlbeton errichtet. Ein aus brandschutztechnischen Aspekten geforderter zweiter Rettungsweg befindet sich nun im angrenzenden Verbindungsbau zum Sudhaus 3 – als Stahlbetontreppe mit Fliesenbelag.
Im Inneren gehen jetzt alte und neue Strukturen fließend ineinander über. Eine neue Treppe führt nun vom Kellergeschoss bis in das Obergeschoss – sie wurde als Stahlbetontreppe mit Zwischenpodest ausgeführt. Die Trittstufen aus Holz bzw. Feinsteinzeugfliesen hat man, optisch zur Umgebung passend, in einem Verlegemuster aufgelockert abwechselnd gestaltet.
Um das Gebäude in allen Geschossen barrierefrei zu verwirklichen, wurde im Bereich des Haupttreppenhauses ein Aufzug eingebaut. Im Catering-Bereich der Speisen- und Getränke-Vorbereitung verbindet ein zweiter Aufzug die beiden Geschosse.
Mischung der Funktionen
Als Bodenbelag für Erdgeschoss und Obergeschoss wählten die Planer einen Eichenparkettboden mit warmer Ausstrahlung, optisch passend eingefasst mit Feinsteinfliesen. Sehr modern wirkt der Feinsteinboden auch im Bereich der Event-Catering-Vorbereitung – im Look der Loft-Optik –, aber auch mit Rutschhemmung entsprechend der sicherheitsorientierten Arbeitsstättenrichtlinien.
Sämtliche verputzte Wand- und Deckenbereiche haben einen atmungsaktiven Anstrich auf Silikatbasis erhalten und vermitteln den schlichten, klaren Ausdruck ihres Untergrunds.
Die Leitungen bleiben sichtbar
Die Elektro-Installationen ließen die Planer gemäß der historischen Architektur nicht versteckt, sondern passend größtenteils auf Putz installieren.
Jedes einzelne Geschoss und auch die Bühnentechnik wurden zudem mit einer eigenen Unterverteilung ausgestattet. Für die besonders anspruchsvollen Event-Vorbereitungsräume wurden dezentrale Industrieverteiler aus Edelstahl eingebaut, da hier verschiedene Systeme abwechselnd mit Strom versorgt werden müssen.
Energetisch angeknüpft: Heizung – Lüftung - Sicherheit
Das Magazin 3 wurde wirtschaftlich sinnvoll an die Nahwärme-Versorgung angeschlossen. Die flächendeckende Fußbodenheizung wurde auch aus architektonischer Sicht als sinnvolle Alternative zu herkömmlichen Heizkörpern gewählt; diese hätten tendenziell wie störende Einbauten gewirkt. Die gleichmäßige Verteilung der Wärme ist somit sichergestellt. In den Sommermonaten soll das Magazin mit dieser Technik umgekehrt gekühlt werden.
Möglich wird das durch ein Fußbodenheizsystem. Die für das System notwendigen Wärmeleitbleche erlauben eine optimale Wärmeverteilung und dadurch eine größere Übertragungsfläche und somit eine höhere Heiz- und Kühlleistung. Das System ist optimal, um das denkmalgeschützte Gebäude mit der Grundlast „Heizen und Kühlen“ mit wenig Energieaufwand zu versorgen.
Die Kühlenergie wird aus dem Grabenbach, einem Nebenfluss der Saalach, entnommen und über einen Gegenstromtrennwärmetauscher an den Kühlkreislauf der Gebäude übergeben.
Um die Wasserqualität des Bachs zu gewährleisten, wird der Plattenwärmetauscher mit einem höheren Wasserdruck beaufschlagt, sodass bei einem Leck im Wärmetauscher das Heizungswasser nicht in den Bach gelangen kann. Das Wasser erwärmt sich hierbei nur um 2 Kelvin. Die installierte Gebäudeleittechnik überwacht die Temperatur der einzelnen Kühlkreise und steuert dementsprechend die notwendigen Pumpen an.
Auslegung und Dimensionierung der Fußbodenheizung
Die hohe Kühlleistung wurde im Wesentlichen über temperierte Bauteilflächen erreicht. Auf diese Weise konnten die notwendigen Lüftungssysteme möglichst klein ausfallen. Die Auslegung und Dimensionierung der Fußbodenheizung und -kühlung leistet dazu einen wesentlichen Beitrag. Die Wärmeverteilung findet über die Thermoleitbleche und nicht, wie sonst üblich, über lediglich ein in engem Abstand verlegtes Fußbodenheizungsrohr statt. Das ermöglicht niedrige Systemtemperaturen und kürzere Reaktionszeiten der Systeme.
Die notwendigen Heizleistungen werden hier also bedarfsgerecht bereits mit wesentlich geringeren Temperaturen im Heizsystem erbracht, was die Effizienz der Wärmeerzeuger unterstützt. Dabei verhindert die direkte Ableitung der Wärmeenergie über den gekühlten Boden, dass sich der gesamte Raum bei hohen Außentemperaturen und Sonneneinstrahlungen wie auch bei hohen inneren Lasten durch ein großes Besucheraufkommen aufheizt. Die Räume lassen sich ohne Zugluft angenehm temperieren – die geringen Betriebskosten freuen den Betreiber.
Patentiertes Thermoleitblech
Als Besonderheit bei der hier gewählten Technik gilt ein patentiertes Thermoleitblech aus Aluminium mit Pyramidenprägung. Die speziell geformte Rohrführungsrille garantiert, dass die Wärmeenergie vom Systemheizrohr auf das Thermoleitblech abgegeben wird. Die Pyramidenprägung bewirkt nochmals eine Flächenvergrößerung von rund 30 %. Insgesamt ergibt sich somit eine bis zu 280 % größere zur Verfügung stehende Oberfläche als bei Nur-Rohr-Flächenheizungen. Das führt zu einer wesentlich flächigeren Temperaturverteilung und Wärmeabgabe. Ein schneller und direkter Wärmeübergang vom Heizrohr auf die Heizfläche und in den Raum ist dabei ein enormer Vorteil. Die System- und Oberflächentemperaturen können wesentlich gesenkt werden, woraus sich höhere Energieeffizienz und Behaglichkeit ergeben. Der Einsatz dieser Systeme spart außerdem in der Regel bis zu 10 % an Estrichmasse.
Bautenschutz und Belüftung
In einem Gebäude dieser Art sind die Lüftungswärmeverluste nicht unerheblich. Um den Lüftungswärmebedarf zu reduzieren, wurde eine Lüftungsanlage mit effizienter Wärmerückgewinnung eingebaut; geplant und überwacht wurde diese Aufgabe vom beauftragten Ingenieurbüro Schoberth & Partner mbB aus Bad Reichenhall.
Das Lüftungskonzept für das Magazin 3 sieht eine bedarfsgerechte Be- und Entlüftung vor. Der jeweilige Belüftungsbedarf richtet sich nach der gemessenen Luftqualität. Aufgrund der unterschiedlichen Nutzungsprofile wurde auf eine automatische Steuerung der Luft verzichtet. Die Entscheidung fiel zugunsten einer manuellen Steuerung aus.
Der Luftwechsel ergab sich anhand von zwei wichtigen Größen: Zunächst wurde er anhand der maximalen Personenzahl berechnet, die sich gemäß Brandschutzkonzept in einem Veranstaltungsraum aufhalten darf. Mit dem errechneten Luftwechsel wurde die Architektur der Räume betrachtet. Aufgrund der durch das Gebäude vorgegebenen Geometrie und zur Vermeidung von Zugerscheinungen wurde der Luftwechsel dementsprechend reduziert.
Um das Raumklima in den Räumen zu verbessern, wurden im Lüftungsgerät ein Heiz- und ein Kühlregister eingebaut. Mit diesen zusätzlichen Registern ist es möglich, unabhängig von der Fußbodenheizung auf geringe Temperaturschwankungen zu reagieren.
Lüftungsöffnungen hätten das Fassadenbild gestört, daher erfolgt die sogenannte Fortluft nun über das Dach des Nachbargebäudes. Die Außenluft wurde über eine bestehende Lüftungsöffnung der ehemaligen Trafostation, die bereits ein Bestandteil der Fassade war, realisiert. Der Fortluftkanal wurde über den einst errichteten unterirdischen Verbindungsgang von Magazin 3 in das benachbarte Sudhaus 3 und dort ins Dachgeschoss geführt. Um den Denkmalschutzbedingungen gerecht zu werden, ist er direkt an einen ehemaligen Fortluftturm der früheren Werksschreinerei angeschlossen worden. Dieser Turm wurde nicht verändert und bekam lediglich einen neuen Schutzanstrich. Als Herausforderung stellte sich hier der hohe Salzgehalt der Wände dar. Um eine Korrosion der Bauteile zu vermeiden, wurden die Aufhängungen aus Edelstahl gefertigt und der Lüftungskanal diffusionsdicht gedämmt. Auch die neuen WC-Anlagen befinden sich nun im Kellergeschoss und werden über eine Hebeanlage im Außenbereich entwässert. Die Waschbecken sind nutzerfreundlich mit einer berührungslosen Armatur ausgestattet.
Brandschutzeinbauten abgestimmt
Durch eine generelle Optimierung der inneren Struktur der Geschosse in brandschutztechnischer Hinsicht konnte man den heutigen Zielvorstellungen gerecht werden. Die Brandschutzeinbauten wurden in enger Abstimmung mit den Behörden geplant – sie stellen eine signifikante Verbesserung dar und gewährleisten dauerhaft die Betriebssicherheit. Das Brandschutzkonzept stammt von Firma Angerer aus Berchtesgaden. Durch den Einbau einer Brandmeldeanlage werden Besucher im Fall eines Brands sofort gewarnt und können über die beiden Treppen das Obergeschoss sehr schnell verlassen.
Um das zu gewährleisten und um die Fehlalarmierungen auf ein Minimum zu reduzieren, sind in den Veranstaltungs- und Vorräumen Rauchmelder zur Brandfrüherkennung für spezielle Umgebungsbedingungen installiert. Diese Rauchmelder verfügen über vier Sensoren und eine intelligente, algorithmische Auswertung der Sensoren, die Fehlalarme ausschließt, wie sie z. B. durch Nebelmaschinen verursacht werden können. Die Alarmierung selbst wird direkt durch die Brandmeldeanlage realisiert. In den Veranstaltungsräumen sind Blitzleuchten als zusätzliche optische Warneinrichtung im Brandfall montiert.
Die zusätzlich installierte Sicherheitsbeleuchtung wurde unter Berücksichtigung der Versammlungsstättenverordnung im Gebäude berechnet und eingebaut. Die Brandmeldeanlage wurde so konzipiert, dass bei einem Alarm die Beschallung der Bühnentechnik sowie die Lüftungsanlage ausgeschaltet werden.
Sichere Technik in historischen Räumen
Sobald die Brandmeldeanlage durch einen Rauchmelder oder durch einen Druckknopfmelder das entsprechende Signal bekommt, wird sofort über ein Koppelrelais die Lüftungsanlage angesteuert, die sich im selben Moment abschaltet. Die Lüftungsanlage verfügt hierfür über eine Schnellabschaltung, d. h. die Ventilatoren, die eine lange Zeit brauchen, bis sie sich nicht mehr drehen, werden binnen kurzer Zeit zum Stillstand gebracht. Durch das Abschalten der Lüftungsanlage schließen auch die Brandschutzklappen, sodass eine Rauchverteilung in die einzelnen Brandabschnitte ausgeschlossen werden kann.
Die Bühnentechnik wird von der Brandmeldeanlage zur gleichen Zeit über ein Koppelrelais angesteuert und schaltet die für die Bühnentechnik eigens eingebaute Unterverteilung ab. Durch dieses Abschalten wird auch die Bühnentechnik von Netz genommen und die akustischen Signale der Brandmeldeanlage sind wahrnehmbar.
Die zahlreichen sinnvollen Bausteine gewährleisten einen mustergültigen Betrieb; das Gebäude ist trotz seines historischen Aussehens mit moderner und umfassend sicherer Technik ausgestattet.
Förderung genutzt
Das anspruchsvolle Bauvorhaben wurde aus verschiedenen Fördertöpfen gespeist, beispielsweise von der Regierung Oberbayerns aus dem Programm zur Städtebauförderung, außerdem mit Zuwendungen für städtebauliche Erneuerungsmaßnahmen von der Stadt Bad Reichenhall. Sanierungen wie diese können durch die sinnvolle Städtebauförderung und die unterschiedlichen Finanzfördermittel durch den Freistaat (und den Bund) Orte wie Bad Reichenhall erheblich aufwerten.
Das sanierte Gebäude „Magazin 3“ ist heute so einmalig wie einladend und steht als Vorzeigebeispiel für eine sinnvolle Umwidmung denkmalgeschützter Bausubstanz in einem harmonischen Gesamtensemble. Die gelungene Kooperation von Eigentümern, beteiligten Planern und Behörden zeigt: Der Erhalt des Denkmals und die Kombination von Altem und Neuem erweist dem Ensemble der „Alten Salinen“ neue Ehre als Wahrzeichen für Bad Reichenhall.
DATEN UND FAKTEN
- Standort: Alte Saline 15, Gebäude Magazin 3, historische Sehenswürdigkeit mit Geschichte
- Bauaufgabe: Sensible Sanierung des denkmalgeschützten Hauses im Kontext des Gesamt-Ensembles
- Bauherr: Kur-Bau Bad Reichenhall & Alpenland Immobilien GmbH
- Außenmaße: ca. 38,05 m x 14,70 m
- Traufhöhe: ca. 9,00 m
- Firsthöhe: ca. 13,80 m
- Dachneigung: ca. 21°
- Geschosse: KG, EG und OG
- Baubeginn: Oktober 2017
- Gesamtfertigstellung: Mai 2019
- Entwurfsplanung, Werkplanung, Ausschreibung, Bauleitung Rohbaugewerke
- Verantwortlich bis August 2018: Architekturbüro Paulweber, Frühlingstraße 64/1, 83435 Bad Reichenhall
- Werkplanung, Entwurfsplanung Innenausbau, Bauleitung Ausbaugewerke
- Verantwortlich ab August 2018: Magg Architekten Partnerschaft mbB, Laufener Str. 55, 83395 Freilassing
- Planung Innenarchitektur: Quest Architekten GbR, Stephanskirchen
- Statik: Ingenieurbüro HFN, Florian Namberger, Poststr. 39, 83435 Bad Reichenhall
- Elektroplanung: IB Schoberth und Partner mbB, Nonn 52, 83435 Bad Reichenhall
- HLS-Planung: IB Schoberth und Partner mbB, Nonn 52, 83435 Bad Reichenhall
- Heiz- und Kühlsysteme: PYD Thermosysteme GmbH, Dachlmoosweg 6, 83483 Bischofswiesen
- Brandschutz: IB Angerer, Auerstrasse 20, 83471 Berchtesgaden