Schlicht und gleichzeitig imposant – was sich wie eine Antithese anhört, ist den Planern der Staufer Grundschule in Schongau gelungen. Die Grundzutaten dafür sind spannungsreiche und trotzdem einfache Volumen, eine einheitliche und robuste Materialität, gezielte Farbreduktion und ein abwechslungsreiches Lichtspiel aus Sonnenflecken und Schatten, erzeugt durch ein filigranes Glasdach. Eine vierreihige Stufen-Lichtband-Lösung schafft eine moderne Lichtkuppel im neuen Eingangsbereich.
Im Juli 2019 wurde die Staufer Grundschule in Schongau offiziell eingeweiht. Der Teilneubau von balda_architekten ist Bestandteil eines gemeinschaftlichen Schulzentrums aus Grund-, Mittel- und Realschule sowie einem Gymnasium. Die heterogenen Bestandsbauten aus den 1950er- bis 1990er-Jahren wurden durch würfelförmige Neu- und Erweiterungsbauten ergänzt und passen diese nun an die Anforderungen moderner Schulkonzepte an. Gleichzeitig schaffen sie durch eine homogene Architektursprache und reduzierte Materialität eine durchgängige Gestaltung und Einheit auf dem Schulcampus. Die Fassade der Grundmodule ist durch einen hohen Fensteranteil, umlaufende Fluchtbalkone und Holzlamellen geprägt. Durch die modulare Gebäudeanordnung kann der Schulkomplex auch zukünftig flexibel wachsen und weitere Bauteile mit ergänzenden Funktionen aufnehmen. Auch der Austausch der Bestandsbauten ist nicht ausgeschlossen, sollten diese irgendwann nicht mehr den zeitgemäßen Anforderungen entsprechen. Durch die Anordnung der Neubauten entstehen geschützte Innenhöfe, von denen aus die verschiedenen Gebäudeteile erschlossen werden.
Moderne Lernlandschaften
Der Komplex der Grundschule selbst ist ebenfalls ein Teilneubau und bindet ein Gebäude des Vorgängerschulbaus mit dem Verwaltungstrakt und den Klassenräumen einer Jahrgangsstufe ein. Mehrere kleinteilige, aneinander gereihte Volumen, die durch eine Magistrale miteinander verbunden sind, nehmen nun weitere Klassenräume, Mensa, Hort und Sporthalle auf. Die Flachdachwürfel werden durch eingeschnittene Lichthöfe zusätzlich strukturiert und belichtet. Jeweils vier Klassenräume sind dabei als Lernlandschaft für die verschiedenen Jahrgangsstufen geclustert. Gemeinsam mit einem oder zwei Gruppenräumen sowie einem Raum für die Lehrer ordnen sich die Cluster um eine kommunikative Mitte. Dieser Raum kann als Forum multifunktional eingesetzt und durch Faltwände abgetrennt werden.
Lichtdurchflutetes Eingangsforum mit Velux Stufen-Lichtband-Lösung
Tritt man durch das neue Eingangsportal der Staufer Grundschule befindet man sich in einer lichtdurchfluteten, zweigeschossigen Aula. Boden und Wände bestehen aus ausdrucksstarkem Sichtbeton, Brüstungen und Treppengeländer aus dem hellen Holz der Weißtanne. Dieses zentrale Atrium, das als Versammlungsraum für den gesamten Schulkomplex dient, wird von einem filigranen Glasdach mit vier Reihen Velux Modular Skylights als Stufen-Lichtband-Lösung überspannt. Die Fassade ist mit geschosshohen Öffnungen versehen, sodass der lichtdurchflutete Innenraum beinahe in seiner Lichtstimmung einem Außenraum gleicht. Das natürliche Licht wandert abhängig von der Tageszeit und den Wetterbedingungen durch den Raum und sorgt für unterschiedliche Stimmungen. Die durch die Architektur erzeugte Atmosphäre ist ruhig und ausgeglichen – obwohl sie auf Gegensätzen basiert. Hier treffen Massivität und Leichtigkeit, Geschlossenheit und Offenheit, Licht und Schatten, Ruhe und Spannung, harte und weiche Materialien aufeinander und finden zu einer Einheit.
Reizfreiheit durch reduzierte Materialien für mehr Konzentration
Das gestalterische Grundkonzept besteht maßgeblich auf der stark reduzierten Materialität. Kühler, ungestrichener Sichtbeton wird mit dem warmen und weichen Holz der Weißtanne kombiniert – sowohl in der Fassaden- als auch der Innenraumgestaltung. Die Böden bestehen aus geschliffenem Estrich, Eichenparkett und Kugelgarn in den Lernzonen. Von dieser besonderen Atmosphäre scheinen auch die Schüler beeinflusst zu werden, die nach Schilderungen der Lehrkräfte sehr ordentlich und behutsam mit dem Gebäude umgehen.
Kurze Bauzeit, schnelle Montage
Der gesamte Schulkomplex wird während des laufenden Schulbetriebs in mehreren Bauphasen umgebaut, saniert und erweitert. Insgesamt ist dafür eine Bauzeit von 2016 bis 2021 vorgesehen. Für die Bauphase bestehend aus Grund- und Realschule war eine Bauzeit von 18 Monaten angesetzt, während der Jahre 2017 bis 2019. Lediglich eine Woche davon war für die Installation des Glasdachs notwendig. Vier Arbeiter legten dazu 56 Stufen-Lichtband-Module auf eine umlaufende, abgetreppte Stahlbetonattika mit Leimholzbindern als Zwischenauflager ab. Nicht nur die kurze Montagedauer war für die Planer ausschlaggebend bei der Entscheidung für das modulare Glasdach-System. Die Stufen-Lichtband-Lösung bot außerdem eine kostengünstige Möglichkeit zur Vollverglasung des Auladachs. Auch wegen der integrierten Verschattungs- und Belüftungsoptionen stellte dies die optimale Lösung dar. Alle Elemente sind mit einem innenliegenden weißen Rollo versehen, acht Module können zu Lüftungszwecken geöffnet werden, sodass das Glasdach aktiver Bestandteil des Klimakonzepts des Gebäudes ist.
Nach der Inbetriebnahme der Grundschule wurden die Wünsche der Schüler für das neue Schulgebäude, die ungefähr während der Wettbewerbsphase 2013/2014 notiert wurden, wieder hervorgeholt. Lediglich ein Schwimmbad, das sich die Kinder gewünscht hatten, fehlte – alle anderen Wünsche wurden erfüllt.
Bautafel
Projekt: Staufer Grundschule Schongau
Standort: Bürgermeister-Lechenbauer-Straße 1, 86956 Schongau
Bauherr: Stadt Schongau
Nutzung: Schule
Baujahr: 2017-2019
Art des Projekts: Neubau
Energieversorgung: Energieversorgung mittels örtlich vorhandener Anbindung an Fernwärmeleitung
Architekt: balda_architekten gmbh
Ausführender Handwerksbetrieb: Zimmerei Eder
Produkte: 56 Velux Modular Skylights mit 3-Scheiben Isolierverglasung als Stufen-Lichtband-Lösung mit vier Lichtbändern aus je 16 Modulen
- Größe jeweils 800 mm x 2105 mm
- acht Module davon öffenbar
- alle Module mit innenliegenden weißen Rollos ausgestattet