Geschwungener Betonkranz

U Arena in Paris-Nanterre, Frankreich

Deutsches Ingenieurblatt 1-2/2020
Objekte

Die neue U Arena im Pariser Vorort Nanterre setzt architektonisch und funktional neue Maßstäbe im Stadionbau. Mit einer illuminierten Lamellenfassade und einer geschwungenen Gebäudekrone aus über 700 weißen Betonfertigteilen ist das Gebäude eine markante Landmarke. Im Innern kann die für einen Rugby Club geplante Arena flexibel für Sportveranstaltungen, aber auch für Shows und Konzerte konfiguriert werden.

Rugby hat eine lange Geschichte in Frankreich. Schon 1872 von eingewanderten Briten in der Region Le Havre eingeführt, breitete sich der Sport von dort weiter aus. Auch die Tradition des Rugby-Teams von Racing-Metro 92 reicht bis in diese Zeit zurück. Nachdem der Club die Saison 2017/2018 noch im Stade Olympique Yves-du-Manoir begann, spielte die Mannschaft am 22. Dezember 2017 ihr erstes Match in der neuen U Arena in Nanterre.
Wenige Wochen zuvor war das neue Stadion in Sichtweite des Grande Arche im bekannten Hochhausviertel La Défense mit drei Konzerten der Rolling Stones eingeweiht worden. Und so zeigte sich gleich zur Eröffnung deutlich das Konzept, das dem Bau zugrunde gelegt ist: Die U Arena ist als modernes Mehrzweckstadion geplant und kann innerhalb von nur 24 Stunden von einer Sportstätte zur Konzertlocation umgebaut werden. Bis zu 40.000 Menschen finden je nach Konfiguration Platz. 17.500 werden es im Sommer 2024 sein, wenn die Arena als Austragungsort für mehrere Hallensportarten der Olympischen Spiele von Paris gesetzt ist.

Illuminierte Fassade mit Betonkranz

Hufeisenförmig gruppieren sich die Tribünen um das Spielfeld. Die vierte Seite nimmt ein Bürogebäude ein. Im Innenraum wird diese Seite für Videowalls und Bühneneinbauten genutzt. Ihr markantes Aussehen entfaltet die Arena vor allem nachts: 600 LED-beleuchtete Schuppen aus Glas und Stahl erwecken die Fassade zum Leben. Sie lassen die Arena in den Farben des Rugby Clubs oder beliebigen anderen Beleuchtungskombinationen erstrahlen. Darüber bilden vorgehängte Betonfertigteile eine Art Gebäudekrone. Dank der Befestigungstechnik der Firma Halfen verleiht dieses geschwungene weiße Band dem Stadion seine Leichtigkeit und Weichheit.
Der Betonring setzt sich aus 645 Teilen zusammen, die teils planar, teils konisch zylindrisch oder torisch geformt sind. Ein digitales Modell ermöglichte es, die Stücke passgenau herzustellen und auf der Baustelle aneinanderzufügen. Großen Wert legten die Planer auf ein farblich harmonisches Zusammenspiel mit dem Grande Arche in unmittelbarer Nachbarschaft. Ihre leicht graue, fast weiße Farbe erhalten die Fertigteile durch den verwendeten Weißzement. Um eine möglichst homogene Fläche über die gesamte Lieferzeit sicherzustellen, hat der Zementhersteller ein Jahr lang den dazu nötigen weißen Sand aus einem bestimmten Teil eines Steinbruchs eingelagert. Im Fertigteilwerk wurden zudem die Bewehrungen vor dem Gießen deshalb selbstverdichtenden Betons in die Holzformen so aufgehängt, dass keine Spuren von Abstandshaltern auf der Oberfläche sichtbar sind. Nicht zuletzt sorgt die Anwendung des Oberflächen-Hydrophobierungsmittels zehn Tage nach der Trocknung für ein dauerhaft perfektes Finish, das auch der städtischen Verschmutzung und den Alterungsprozessen standhält.

Effizienz und Flexibilität dank Aufhängetechnik

Die Montage der aufwändigen Betonteile erforderte eine hohe Präzision. Insbesondere auf ein regelmäßiges Fugenbild legten die Planer großen Wert. Maßtoleranzen bei den Fertigteilen von bis zu 3 cm ließen sich herstellungsbedingt nicht vermeiden und mussten entsprechend ausgeglichen werden.
Bereits 2012 wurde Halfen als Spezialist für die Befestigungstechnik hinzugezogen. Es galt zunächst, die geneigten Platten für die Gebäudekrone auf der Stadionseite mit einer Gesamtfläche von 4100 m2 auf der Stahlunterkonstruktion zu befestigen. Das vorgeschlagene System sollte maximale Effizienz bei der Montage bieten und dreidimensional mit einem Mindestbereich von 2 cm einstellbar sein. Auch die thermische Ausdehnung der bis zu 7,5 m breiten, 3,0 m hohen und 16 cm dicken Betonteile galt es zu beachten. Die Wahl fiel schließlich auf ein verstellbares mechanisches System aus Fassadenplattenankern, das von den Vorteilen der Aufhängetechnik profitiert.
Dadurch kann der umfangreiche Einsatz von Handhabungsmitteln reduziert werden.
Der Verzicht auf aufwändige Verschraubungen oder Verdübelungen und die angestrebte Vereinheitlichung der Bauteile auf einen Zylinderdurchmesser von 20 mm sorgten für weitere Effizienzsteigerungen. So dauerte die Montage eines Fertigteils lediglich 20 Minuten.

Zwischen den Betonelementen kommt ein spezielles Akustiksiegel zum Einsatz. Von außen übernimmt die eingesetzte Gummidichtung in Betonfarbe vor allem ästhetische Funktionen und sorgt für ein glattes, fugenloses Erscheinungsbild. Auf der Innenseite befindet sich eine Kombination aus EPDM-Dichtung, viskoelastischer Membran und Metallplatte, die die Fuge sicher verschließt. Auch der Bürotrakt ist mit Betonfertigteilen verkleidet, die an diesem Bauteil allerdings auf Betonsohlen, statt auf einer Stahlkonstruktion fixiert sind.

Befestigung der Sitzreihen

Für die Befestigung der Sitzreihen hat Halfen eine spezielle Hebevorrichtung entwickelt. Damit können die Ränge, die bis zu 40.000 Zuschauer aufnehmen, befestigt werden. Dazu haben die Ingenieure ein 3-in-1-System mit einer Hülse zur Höhenverstellung mit einem speziellen Durchgangsloch vorgeschlagen. Je nach Baufortschritt ließ sich dieses System für das Anheben und Montieren der vorgefertigten Sitzreihen oder die Befestigung eines Sicherheitsschutzgeländers nutzen. In der Schlussphase ermöglichte es das einfache Einrasten der Sitzreihen auf Klinkenstangenbalken.

Fazit

Dank der Effizienz der Befestigungssysteme konnte die Fassade trotz der Sonderwünsche fristgerecht fertiggestellt werden. Die Montage der Betonfertigteile erfolgte schneller als geplant. Das Projekt wurde, obwohl zwischenzeitlich aus Budgetgründen und aufgrund von Einsprüchen der Anwohner für ein Jahr gestoppt, doch noch zum Erfolg und zu einem neuen Publikumsmagneten in der Pariser Vorstadt.

Bautafel

Projekt: U Arena, Nanterre (F), Rugby-Arena und Multifunktionshalle
Bauherr: Racing Arena
Architekt: Atelier Christian de Portzamparc
Tragwerksplanung: SNC Lavalin
Fassadenplanung: RFR, Ovalto
Baumethodik: Omega
Fläche: 51.754 m2, davon 31.000 m2 Bürogebäude
Bauzeit: Dezember 2013 bis September 2017
Generalunternehmer: Vinci Construction France
Betonfertigteile: Jousselin Préfabrication, Girebat (Vinci)
Zement: Ciments Calcia
Befestigungsmittel: Halfen S.A.S. France

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