Das im April 2018 eröffnete RheinMain CongressCenter (RMCC) in Wiesbaden wartet neben beeindruckender Architektur und vielseitigen Möglichkeiten für Veranstaltungen auch mit ausgeklügelter Sicherheitstechnik auf.
Das am 13. April 2018 eröffnete Rhein- Main CongressCenter ist ein architektonisches und technisches Highlight im Herzen der hessischen Landeshauptstadt. Es bietet Platz für bis zu 12.500 Personen in 45 Hallen, Sälen und Studios, die individuell angepasst werden können. Der größte Saal fasst bis zu 9.000 Menschen. Das Projekt nahm seinen Anfang mit dem Entscheid des Wiesbadener Stadtrats zum Abriss der Rhein-Main-Hallen, an deren Stelle ein Neubau entstehen sollte. Begonnen hat der Neubau mit dem Spatenstich am 16. Januar 2015 und einem geplanten Gesamtvolumen von 194 Millionen Euro. Insgesamt 24 Architekturbüros haben sich für den Bau beworben, den Zuschlag erhielt schließlich Ferdinand Heide aus Frankfurt am Main.
Komplexes Projekt
„Wir hatten es mit Hallenhöhen von bis zu 18 Metern, verzweigten Grundrissen, beweglichen Tribünen und komplexen Nutzungsszenarien zu tun“, sagt Oliver Schulmerich, einer der Geschäftsführer der Firma Hieronymus Sicherheits-Systemhaus, die für die Installation der Schwachstromtechnik zuständig war. Für die Zutrittskontrolle bedeutete das, dass neben einer Zutrittsmanagementsoftware ein integriertes Offline-System installiert werden sollte. „Überhaupt stand ausschließlich eine elektronische Zutrittslösung für den Neubau zur Debatte“, erklärt Maximilian Grossmann, ebenfalls Geschäftsführer bei Hieronymus Sicherheits-Systemhaus, und fährt fort: „In dem Kongresszentrum wird eine hohe Flexibilität gefordert. Es gibt ständig wechselnde Berechtigungen, komplexe Veranstaltungsszenarien und temporäre Vermietung von Räumen und Bereichen. Das kann man mit einer mechanischen Anlage gar nicht abbilden.“ Daher hat der Fachplaner im Leistungsverzeichnis der Zutrittskontrolle ein elektronisches Offline-System mit virtueller Vernetzung für ursprünglich rund 490 Türen vorgesehen. „Eine besondere Herausforderung bei der Ausführungsplanung war neben der Menge an Türen auch deren Unterschiedlichkeit hinsichtlich Maße, Material und Nutzung. Wir haben es zum Beispiel mit Türen aus Holz und Stahl, mit Stahlrahmentüren, Türen für Trafokästen,Rauchschutzrollos, Industrietoren, Fassadentüren und Sondertüren zu tun“, so Grossmann. Die daraus entstandene lange Türliste hat der Facherrichter selbst ausgearbeitet und mit den passenden Türkomponenten bestückt
Knapp 1.000 Zutrittspunkte
Das Ergebnis ist eine Zutrittssteuerung bestehend aus der Zutrittsmanagementsoftware „IQ MultiAccess“ von Honeywell und einer integrierten virtuell vernetzten Lösung von Salto. Die Anbindung erfolgt über die SHIPSchnittstelle („Salto Host Interface Protocol“).
SHIP ist ein Kommunikationsprotokoll, das es Drittanbietern erlaubt, die Offline- und Wireless Türkomponenten des Herstellers über ihre Software zu steuern und zu verwalten. Dabei werden die Türkomponenten über eine zwischengeschaltete Architekturebene angesprochen. Ausgelöst werden Aktionen über die Bedienoberfläche des Drittanbieters. Auf diese Weise sind knapp 1.000 Zutrittspunkte im RheinMain CongressCenter in die Zutrittslösung eingebunden.
An den meisten Türen befinden sich elektronische „Salto Geo Zylinder“. Davon sind 127 Halbzylinder in den Fluchtwegterminals, in 16 Schlüsselschaltern der Einbruchmeldeanlage sowie in 30 Schlüsselschaltern für Ladetore installiert. Rund 350 Knaufzylinder sichern Büros und Technikräume. Des Weiteren kommen etwa 370 Doppelzylinder an den Außentüren sowie Türen zur Bereichstrennung der Nutzungseinheiten zum Einsatz. Als Nutzungseinheiten zählen unter anderem der öffentliche Bereich, abgetrennte Gastronomieareale, die Veranstaltungshallen, Konferenzräume, Umkleiden und ie Verwaltung. Hier geht es vor allem darum zu steuern, wer inein und heraus darf, abhängig von der jeweiligen Belegung. Darüber hinaus dienen etwa 30 elektronische Vorhangschlösser der flexiblen Sicherung verschiedener Objekte im Gebäude.
Integriert und virtuell vernetzt
Technologisch basiert die Zutrittslösung auf dem Salto Virtual Network (SVN) mit patentierter Schreib-Lese-Funktionalität und verschlüsselter Datenübertragung. Im SVN werden die Informationen zu den Schließberechtigungen auf dem Identmedium gespeichert, wodurch eine Verkabelung der Türen mit elektronischen Zylindern entfällt. Gleichzeitig werden auch Informationen über gesperrte Identmedien oder beispielsweise Batteriestände in den Zylindern auf die Identmedien geschrieben und somit weitergegeben. Die Online-Wandleser übertragen die ausgelesenen Daten an den zentralen Server und übermitteln gleichzeitig die aktuellen Schließberechtigungen auf die Identmedien. Als Identifikationstechnologie wurde „Mifare DESFire EV1“ gewählt. Künftig sollen die Karten neben der Zutrittskontrolle auch für Multiapplikationen genutzt werden, zum Beispiel für die Kantinenabrechnung, die Zeiterfassung und zum direkten Scharf- und Unscharfschalten der Einbruchmeldeanlage. Zurzeit sind rund 600 Medien für den Betreiber des Kongresszentrums im Umlauf.