Hotelerweiterungen sind eine Herausforderung in puncto Planung und Ausführung. Meist soll es schnell gehen, noch dazu bei laufendem Betrieb – und auch Bauphysik und optische Anmutung müssen stimmen.
Das Allgäu ist eine aufstrebende Urlaubsregion und ein ideales Urlaubsziel für die ganze Familie. Das Kinderhotel Oberjoch hat sich voll und ganz auf Eltern und Kinder spezialisiert und beherbergt in 138 Suiten bis zu 550 Gäste. Um deren Ansprüchen nach Indoor-Sportmöglichkeiten gerecht zu werden, wurde das Haus um einen großzügigen Fitnessraum erweitert. Mit 200 Quadratmetern Nutzfläche und raumhohen, nach Süden ausgerichteten Fensterflächen bietet das „Athleticum“ eine besondere Atmosphäre für Sport und Fitnessaktivitäten.
Anspruchsvolle Bauphysik
Architekt Martin Zint plante die Erweiterung als Aufstockung über einem bestehenden Walmdach. Die Wände des Kubus sind in Holzständerbauweise und teilweise als Glasfassade ausgeführt. Auch die Decke über dem Bestand und das Dach des Fitnessraums bestehen aus Holz. Dafür gab es gute Argumente: Um den Hotelbetrieb möglichst wenig zu stören, sollte die Bauzeit kurz sein. Hinzu kam die Notwendigkeit einer leichten Konstruktion, um die Statik des Bestandsgebäudes nicht zu gefährden.
Apropos Statik: Weil der neue Fitness-Kubus ein maximal großzügiges Raumgefühl bieten sollte, musste die Dachkonstruktion von Wand zu Wand stützenfrei 10,6 Meter weit spannen. Auch die Schneelast war eine Herausforderung. Oberjoch liegt auf 1136 Metern Seehöhe am Oberjochpass. Aufgrund der Höhenlage schneit es dort häufig recht ausgiebig. Die Dachkonstruktion muss deshalb eine maximale Schneelast von 700 Kilogramm pro Quadratmeter bewältigen können.
Hoher Vorfertigungsgrad
Vorgefertigte Flächenelemente für Decke und Dach mit den geforderten Eigenschaften konnte nur der Schweizer Hersteller Lignatur liefern. Dessen Elemente hatten sich bereits bei einer Baumaßnahme für den Restaurantbereich im Hotel Oberjoch im Jahr 2013 bewährt. Neben der nötigen Statik erfüllen sie auch den geforderten Brandwiderstand von REI 90 für die Decke und REI 30 für das Dach. Zudem sind die Oberflächen an der Rauminnenseite schon ab Werk in Sichtqualität ausgeführt und mit einem Lichtschutz versehen. So behalten die gehobelten Elemente langfristig ihren hellen Farbton mit ästhetischer Anmutung. Für einen optimalen akustischen Komfort ist die Untersicht der Elemente des „Lignatur Akustik Typ 8“ in dynamischem Design ausgeführt.
Dabei wurde die Schlitzung bewusst als Gestaltungselement eingesetzt: Indem die dynamisch angeordnete Perforation von hinten nach vorne schrittweise abnimmt, wirkt der Raum zur Verglasung hin leichter. Der nahtlose Anschluss der Deckenelemente an die raumhohe Verglasung unterstreicht den fließenden Übergang und ermöglicht den Nutzern des Athleticums einen völlig störungsfreien Panoramablick auf die umliegende Bergwelt.
Ab Werk enthielten alle Flächenelemente sämtliche Wärme- und Fugendämmungen und Luftdichtungsbänder. Auch Ausfräsungen für Elektroinstallationen, Beleuchtungskörper und Klimageräte waren schon bei ihrer Anlieferung vorhanden. Nicht zuletzt deshalb konnte die Bauzeit drastisch verkürzt werden: Wände, Decke und Dach des neuen Fitness-Kubus standen nach vier Tagen– und die gesamte Baumaßnahme für die Aufstockung war innerhalb von vier Wochen abgeschlossen.