Der Verband sieht angesichts hoher Mängelquoten bei sicherheitsrelevanter Haustechnik große Defizite beim Brandschutz wichtiger Gebäudetypen. Zu diesen so genannten Sonderbauten gehören unter anderem Hochhäuser, Beherbergungsstätten wie Hotels oder Jugendherbergen, Bildungseinrichtungen wie Schulen oder Kitas oder auch Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Das betreffe Technik wie Brandmeldeanlagen, Rauch- und Wärmeabzugsanlagen, Lüftungsanlagen oder die Sicherheitsbeleuchtung. Deren für den Brandschutz wichtige Elektro- und Gebäudetechnik muss von unabhängigen Sachverständigen regelmäßig geprüft werden.
Über alle Anlagentypen hinweg ist im Jahr 2022 gut jede vierte Anlage mit „wesentlichen Mängeln“ beanstandet worden (26,5 Prozent), zählt derTÜV-Verband – ein Zuwachs von 0,6 Punkten im Vergleich zum Vorjahr und der höchste Wert, seitdem der TÜV-Verband den „Baurechtsreport“ vor zehn Jahren erstmals herausgegeben hat. Im Vergleich zu 2017 ist die Mängelquote um 3,7 Punkte angestiegen. Weitere 45 Prozent der Anlagen wiesen „geringfügige Mängel“ auf und nur 28,5 Prozent waren „mängelfrei“. Der Brandschutz in Deutschland sei auf einem hohen Niveau. Dennoch sei der Trend bei den Mängeln der Sicherheitstechnik seit einigen Jahren negativ, wird Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, zitiert.
Bei sieben von neun Anlagentypen sind die Mängelquoten im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Mit 22, 1 Prozent wurde gut jede fünfte Brandmeldeanlage (plus 0,4 Punkte), mit 26,7 Prozent gut jedes vierte Rauch- und Wärmeabzugssystem (plus 1,0 Punkt) und mit 34,6 Prozent sogar gut jede dritte Lüftungsanlage (plus 0,5 Punkte) mit „wesentlichen Mängeln“ beanstandet. Die Anlagen erhalten in dem Fall keine Prüfbescheinigung. Die Mängel müssen in Abhängigkeit von der Gefährdung unverzüglich oder innerhalb einer angemessenen Frist behoben werden.
Als Gründe für die steigenden Mängelquoten macht der TÜV-Verband verschiedene Ursachen aus - wie die immer komplexer werdende Gebäudetechnik, den Zeit- und Kostendruck auf den Baustellen und den Fachkräftemangel. Dabei müssten die Bauausführenden zahlreiche Vorgaben aus unterschiedlichen Rechtsgebieten berücksichtigen. „Die Gebäudetechnik wird immer komplexer und digitaler, was sie anfälliger für Störungen macht“, so der Report. Steigende Anforderungen an den Brandschutz und komplexere Technik träfen auf einen zunehmenden Fachkräftemangel und einen intensiven Zeit- und Kostendruck auf den Baustellen, fasst er zusammen. Deshalb sei es wichtig, frühzeitig Sachverständige hinzuziehen – bei Neubauten möglichst schon in der Planungsphase. Aber auch die Politik sei gefordert: Vorgaben aus unterschiedlichen Rechtsgebieten sollten zusammengeführt und vereinfacht werden, ohne an der Sicherheit zu sparen.