Fünf Mehrfamilienhäuser sind in der Caerphillystraße in Ludwigsburg entstanden. Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit waren die Ziele, zugleich wurde mit dem Projekt bezahlbarer Wohnraum nach dem "Fair-Wohnen"-Modell geschaffen. Die energieeffizienten Punkthäuser in monolithischer Ziegelbauweise entsprechen höchsten ökologischen, ökonomischen und technischen Standards.
Fünf neue Mehrfamilienhäuser sollten sich im Stadtteil Sonnenberg im Südwesten Ludwigsburgs in die vorgegebene städtebauliche Körnung des Bebauungsplans harmonisch einfügen. Mit ihrem, aus einer Mehrfachbeauftragung der Wohnungsbau Ludwigsburg (WBL) hervorgegangenen Siegerentwurf konnte die ARP ArchitektenPartnerschaft Stuttgart überzeugen. Die Positionierung der fünfgeschossigen Gebäude mit 42 Mietwohnungen, 18Eigentumswohnungen und 2 Tiefgaragen ermöglicht Blickverbindungen zwischen der Einfamilienhausbebauung im Norden des Quartiers und den Freiräumen im Süden. Das ausgeklügelte Konzept der WBL, geförderten Wohnraum mit Mietund Eigentumswohnungen zu mischen, schuf zudem finanzielle Freiräume, um architektonische Qualität, eine nachhaltige Bauweise sowie einen sehr guten Ausstattungsstandard zu ermöglichen.
Ökologie und Dauerhaftigkeit im Vordergrund
Die WBL definierte für das Bauvorhaben einen klaren Rahmen der zu erfüllenden Kriterien. Dazu zählte neben dem KfW55-Standard die Vermeidung eines klassischen Massivbaus mit Wärmedämmverbundsystemen WDVS aus Polystyrol. Bei der Auswahl der Baumaterialien standen für den Bauherren Ökologie und Dauerhaftigkeit im Vordergrund. Denn die Gebäude sollten unter anderem die Vorgaben des NaWoh-Qualitätssiegels erfüllen. Als kommunale Wohnungsbaugesellschaft sehen wir uns hier in der Rolle eines gesellschaftlichen Vorreiters“, so Achim Eckstein, Abteilungsleiter Projektmanagement bei der WBL.
Systemvergleich ermittelt geeignete Bauweise
Die Architekten der ARP ArchitektenPartnerschaft bewerteten deshalb zunächst verschiedene Systeme für die Bauweise der Mehrfamilienhäuser im Vergleich zu einer Standardlösung aus Stahlbeton und Kalksandstein-Mauerwerk mit WDVS. „Aus der Gegenüberstellung mit Holzbau, Leichtbau und Wärmedämmziegeln ging eindeutig die Ziegelbauweise als wirtschaftlichste Bauweise hervor“, berichtet Architektin Julia Diez. Diese Anforderung ließ sich mit den Tonbaustoffen von Wienerberger am besten umsetzen.
Rohbau weitestgehend aus Ziegeln
Die hohen Anforderungen an die Statik der Fünfgeschosser bei gleichzeitig hoher Wärmedämmung des Mauerwerks konnte der Perlit-verfüllte PorotonZiegel S9-P mit einer Wandstärke von 42,5cm optimal erfüllen. Den Bauherren überzeugte besonders die innenliegende Dämmung aus dem natürlichen Vulkangestein Perlit, für die das Produkt mit dem Blauen Engel ausgezeichnet ist. Gewünscht war auch ein wohngesundes Raumklima, das dem Poroton-Ziegel in puncto Schadstoff- und Emmissionsfreiheit vom ECO-Institut bescheinigt wird. „Wesentliches Kriterium für uns als ausführende Architekten und die beauftragten Bauphysiker bei der Errichtung der Geschosswohnungen war das Zertifikat für erhöhten Schallschutz nach DIN 4109-2. Das besaß der S9-Perlit damals als einziger Ziegel in dieser Wandstärke mit U-Werten kleiner gleich 0,20“, erläutert Julia Diez.
Systemergänzungen möglich
Wienerberger verfügt über ein umfangreiches Programm an Systemergänzungen aus Ziegeln, mit dem Details wie Sturzübermauerungen, Decken- und Fensteranschlüsse oder Ziegelverblendungen von aussteifenden Betonwänden oder Stahlbetonstützen ausgeführt werden konnten.
Die Mehrfamilienhäuser in der Ludwigsburger Caerphillystraße waren für die ARP ArchitektenPartnerschaft die ersten mehrgeschossigen Gebäude, die sie in monolithischer Bauweise realisierten. „Mit den detaillierten Planungs- und Ausführungsunterlagen sowie persönlichen Beratungsleistungen konnten wir alle Detailfragen klären, da es für einzelne Problemstellungen damals noch keine Standardlösungen gab“, so die Bilanz von Julia Diez.
Bezahlbarer Mietwohnungsbau
Mit dem Bauprojekt wollte die WBL vor allem auch bezahlbare Mietwohnungen für Menschen mit mittlerem bis geringem Einkommen nach dem WBL-eigenen „Fair-Wohnen“-Modell und mit Hilfe des Landeswohnraumförderprogramms des Landes Baden-Württemberg schaffen. Zum Modell gehören Eigentumswohnungen, reguläre und preisgedämpfte Mietwohnungen. Der Erlös aus dem Verkauf der Eigentumswohnungen wird in die preisgedämpften Mietwohnungen reinvestiert. Diese kommen Bürgern mit Wohnberechtigungsschein zugute. Steigt das Einkommen der Mieter, reduziert sich die Preisdämpfung entsprechend. Das „Fair-Wohnen“-Modell ermöglicht so zusätzlich die soziale Durchmischung von Wohnanlagen und stabile Hausgemeinschaften, so Andreas Veit, Geschäftsführer der WBL.
Projekt mehrfach ausgezeichnet
Durch die Leistung aller Baubeteiligten konnte das Ziel der Auszeichnung mit dem NaWoh-Qualitätssiegel 2020 für nachhaltigen Wohnungsbau erreicht werden. Die 2019 fertiggestellten Mehrfamilienhäuser in der Caerphillystraße in Ludwigsburg erhielten zudem den ImmobilienAward Metropolregion Stuttgart 2019 in der Kategorie Wohnen und wurden beim Auszeichnungsverfahren der Architektenkammer „Beispielhaftes Bauen im Landkreis Ludwigsburg 2013–2019“ prämiert.