Dass eine viktorianische Brücke von 1886 irgendwann 900.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr produzieren würde, hätten ihre Erbauer, die Ingenieure John Wolfe-Barry und Henri Marc Brunel wohl nicht für möglich gehalten. Auf dem neuen Dach des Londoner Bahnhofs Blackfriars, der sich eben auf dieser Brücke befindet, wurden von dem britischen Unternehmen Solarcentury 4400 Solarmodule installiert. Sie machen das Bauwerk damit nicht nur zur größten, sondern wohl auch zur außergewöhnlichsten Solarbrücke der Welt.
1884-1886, als sich noch Dampfeisenbahnen auf den Gleisen bewegten und die Nutzung elektrischen Stroms in den Kinderschuhen steckte, wurde die Brückenkonstruktion aus Eisen erbaut. Während sie bis heute im Original erhalten ist, wurde der darüber liegende Bahnhof im Zuge zahlreicher Überarbeitungen abgerissen und modernisiert. Er ist Station auf einer 225 Kilometer langen Regionalbahnstrecke zwischen Brighton und Bedford, dem sogenannten „Thameslink“, einem der wichtigsten Verkehrsstruktur-Projekte der Stadt London. Solarmodule mit geringem Gewicht kommen auf der Dachfläche von mehr als 6.000 Quadratmetern zum Einsatz. Für die Herstellung der besonders effizienten, leichten und stabilen Einheiten zeichnet die Panasonic-Konzerngesellschaft Sanyo Electric verantwortlich. Für den Fall, dass das System sich bewähren und das Solardach mit einer Kapazität von 1.103 MW rund 900.000 Kilowattstunden Strom, und damit etwa die Hälfte des Strombedarfes des Bahnhofs decken können, zieht die Bahngesellschaft Network Rail die Ausstattung weiterer Londoner Bahnhöfe in Betracht.
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Solarbahnhof auf Viktorianischer Brücke
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