Umwelt-Produktdeklarationen als Basis für Gebäude-Ökobilanzen
Wenn es um Umwelt- und Klimaschutz geht, ist der Bau- und Immobiliensektor aufgrund seines hohen Ressourcenbedarfs und der damit einhergehenden Umweltwirkungen ein wichtiges Handlungsfeld. Die Berücksichtigung von ökologischen Kriterien gehört daher mittlerweile zum Planungsalltag vieler Architekten und Ingenieure.
Basis einer ökologischen Gebäudebewertung ist eine so genannte Ökobilanz (engl. Life Cycle Assessment – LCA), bei der die Umweltwirkungen des Gebäudes in seinem Lebenszyklus berechnet und analysiert werden. Im Rahmen der Ökobilanz wird beispielsweise ermittelt, wie viele klimaschädliche Gase durch den Bau und die Nutzung eines Bauwerks freigesetzt werden oder wie viel Energie im Laufe des Gebäudelebenszyklus genutzt wird.
Für diese Berechnungen werden zahlreiche Informationen, zum Beispiel der Endenergiebedarf während der Nutzungsphase und die Umweltwirkungen der eingesetzten Baustoffe, benötigt.
Umwelt-Produktdeklarationen sind dabei ein unverzichtbarer Bestandteil, denn sie liefern die benötigten Produktdaten, um ein Gebäude ganzheitlich planen und bewerten zu können. Die in den Umwelt-Produktdeklarationen (engl. Environmental Product Declarations – EPDs) enthaltenen Daten können anhand von Materiallisten auf Gebäudeebene aggregiert und mit Ökobilanzen für den Nutzenergiebedarf verknüpft werden. So steht am Ende eine den vollständigen Gebäude-Lebenszyklus umfassende Ökobilanz zur Verfügung.
LCA-Daten in digitalen Gebäudemodellen nutzen
An der Planung eines Bauwerks sind oftmals zahlreiche Akteure beteiligt. Architekten, Ingenieure, Bauunternehmer, Investoren, Nachhaltigkeitsberater und Facility Manager greifen dabei auf verschiedenste Informationen zurück. Um den Abstimmungsprozess zwischen diesen Fachdisziplinen zu vereinfachen, müssen alle Beteiligten jederzeit Zugang zu den für sie relevanten Daten haben.
Um dies zu ermöglichen, wurde die Planungsmethode Building Information Modeling (BIM) entwickelt. Der gemeinsame Aufbau eines digitalen Modells, in das jede Fachdisziplin seine Expertise einbringt, erlaubt eine effiziente Planung, Konstruktion und Verwaltung des Gebäudes. Die Bedeutung von BIM gewinnt derzeit sowohl im privaten wie auch im öffentlichen Bau immer mehr an Bedeutung.
Bislang fehlen in BIM-Datenbanken jedoch Informationen, die eine Optimierung nach ökologischen Gesichtspunkten erlauben. Derzeit ist es beispielsweise noch nicht möglich, bei Änderungen an der Konstruktion oder der technischen Gebäudeausrüstung automatisch auch die Gebäude-Ökobilanz zu aktualisieren und so verschiedene Varianten innerhalb weniger Sekunden auch aus ökologischer Sicht zu vergleichen.
Fazit
BIM wird die Arbeitsweise von Architekten, Fachplanern und anderen am Bau Beteiligten zweifelsohne stark verändern. Bis zur vollständigen Etablierung von BIM im Bauwesen ist es jedoch noch ein weiter Weg. Gerade deshalb ist wichtig, bereits heute an der Entwicklung von Datensätzen, Schnittstellen und einheitlichen Dateiformaten mitzuwirken. Ein erster Schritt in diese Richtung ist die vom IBU entwickelte Datenbank „IBU.data“, mit der sich der nächste Artikel dieser Artikelserie beschäftigt.