Rainer Genilke, Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg: „Seit 2007 hat die Bundesingenieurkammer bereits dreißig Werke der Ingenieurbaukunst in ganz Deutschland als historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst ausgezeichnet. Die erste Auszeichnung fand hier in Brandenburg statt: das inzwischen alte Schiffshebewerk in Niederfinow von 1934 wurde gewürdigt. Einige Jahre später wurde in Potsdam das Pumpwerk für die Wasserspiele des Parks Sanssouci mit seiner Dampfmaschine von 1895 ausgezeichnet. Heute freuen wir uns auf das 31. historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst: das Nähmaschinenwerk mit dem imposanten Uhrenturm hier in Wittenberge. Das zeigt, Brandenburg hat viel zu bieten, und darauf sind wir auch stolz.“
Während der Verleihfeier vertrat Stefan Bruch, Leiter der Abteilung Stadtentwicklung und Wohnen im Ministerium, den Minister. Der Minister selbst hielt sein Grußwort abends bei der Feier anläßlich 30 Jahre Brandenburgische Ingenieurkammer in Wittenberge.
Dr. Oliver Hermann, Bürgermeister der Stadt Wittenberge: „Das Nähmaschinenwerk ist ein bedeutendes Wahrzeichen der Stadt und fest im Bewusstsein der Wittenbergerinnen und Wittenberger verankert. Es repräsentiert die industrielle Geschichte und Tradition der Elbestadt Wittenberge. Daher freue ich mich sehr, dass das Nähmaschinenwerk durch die Auszeichnung als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland erneut große Aufmerksamkeit erhält.“
Dipl.-Ing. Matthias Krebs, Präsident der Brandenburgischen Ingenieurkammer: „Die Auszeichnung des Nähmaschinenwerks in Wittenberge als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst würdigt einen Meilenstein der deutschen Ingenieurgeschichte. Der 1907 errichtete Eisenbetonskelettbau, geplant von der renommierten Wayss & Freytag AG unter Leitung des Bauingenieurs Paul Thiele, gilt als herausragendes Beispiel für die frühe Anwendung von Stahlbeton im Fabrikbau. Zusammen mit dem markanten Wasser- und Uhrenturm symbolisiert das Werk die Industrialisierung der Region. Diese Ehrung betont nicht nur die technische Bedeutung des Baus, sondern auch den kulturellen Wert, den Ingenieurbaukunst für die Entwicklung Brandenburgs hat.“
Dr.-Ing. Heinrich Bökamp, Präsident der Bundesingenieurkammer: „Die Bauwerke vergangener Zeiten bieten uns interessante Erkenntnisse über die damalige Ingenieurbaukunst. Das Nähmaschinenwerk Wittenberge dokumentiert eindrücklich, wie Ingenieure Neues entwickeln, das über Generationen Bestand hat.“
Die amerikanische Singer Manufacturing Company hatte für ihr zweites Nähmaschinenwerk in Europa – nach dem im schottischen Clydebank bei Glasgow von 1883 – einen verkehrsgünstigen Standort mit viel Platz gesucht. Singer fand ihn im Osten von Wittenberge. Die aufstrebende Industriestadt bot einen Eisenbahnknoten zwischen Berlin, Hamburg und Magdeburg, außerdem einen Hafen allein für Singer direkt an der Elbe, schließlich eine große Anzahl von Arbeitskräften aus der ländlichen Prignitz und Altmark. Auf dieser Basis begann in Wittenberge 1904 die Herstellung von Nähmaschinen. Allmählich entstand hier die größte Fabrik zwischen Berlin und Hamburg mit bis zu 3.200 Beschäftigten. Ende 1991 stellte sie die Nähmaschinenproduktion ein; seitdem dienen die Bauten als Gewerbehof „Veritas Park“.
Alle technischen und historischen Hintergründe zum Nähmaschinenwerk Wittenberge sind in der Publikation von Sven Bardua zusammengefasst, die in der Schriftenreihe „Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ erscheint. Seit 2007 erhielten 31 Bauwerke eine solche Auszeichnung. Die eigens hierzu herausgebrachte Schriftenreihe porträtiert alle ausgezeichneten Bauwerke.
Informationen zu den Wahrzeichen sowie den jeweiligen Publikationen: wahrzeichen.ingenieurbaukunst.de
Die Auszeichnungsreihe „Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ wird unterstützt vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, den Ingenieurkammern der Länder und dem gemeinnützigen Förderverein „Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“.