Schirmherr des Wettbewerbes ist das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Die Bundesingenieurkammer gehört zum Kreis der Auslobenden.
Nach einem Praxistalk mit der ehemaligen Gewinnerin Dilan Glanz, CEO SURAP GmbH, zeichneten Dipl.-Vw. Ullrike Blankenfeld vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und Dipl.-Betriebswirt Ingo Reifgerste, Vorstandsvorsitzender des RKW e. V., Vorsitzender des Beirats der RG-Bau sowie geschäftsführender Gesellschafter der Schleiff Bauflächentechnik GmbH & Co. KG vor rund 150 Zuschauerinnen und Zuschauern die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger des Wettbewerbs „Auf IT gebaut – Bauberufe mit Zukunft“ aus. Prämiert wurden die besten Arbeiten in den Bereichen Architektur, Baubetriebswirtschaft, Bauingenieurwesen sowie Handwerk und Technik. Darüber hinaus wurde auch in diesem Jahr der „Sonderpreis Start-up“ vergeben. Den Sonderpreis der Ed. Züblin AG übergab Dipl.-Ing. (FH) Bauingenieur Torsten Henßler, Representative for BIM & Digitalisation der Ed. Züblin AG.
„Der motivierte Nachwuchs beeindruckt uns immer wieder mit kreativen Ansätzen in diesem anspruchsvollen Wettbewerb. Dabei reicht das Spektrum von der Digitalisierung einzelner Prozesse über den Einsatz von KI auf Baustellen bis hin zu innovativen Lösungen für eine nachhaltige Transformation der Branche“, so Jens Nagel, Geschäftsführer des RKW Kompetenzzentrums.
Erfreulich ist, dass die Kategorie Bauingenieurwesen in den vergangenen Jahren stets die meisten Einreichungen zu verzeichnen hatte. Eine starke Konkurrenz in dieser Sparte hat es der Jury nicht leicht gemacht.
Bereich Bauingenieurwesen
Platz 3: „Mehr lernen aus wenig Daten: Digitalisierung von Bauplänen mit Few-Shot Detection“
Lisa Freiin von Rössing, Ruhr-Universität Bochum
Die Masterarbeit von Lisa Freiin von Rössing untersucht, wie Symbole in Zeichnungen mithilfe von Few-Shot Detection (FSD) erkannt werden können. Dies ist besonders relevant, da viele ältere Gebäude in Deutschland modernisiert werden müssen und ein effizientes digitales Modell helfen kann, diese Prozesse zu verbessern.
Traditionelle Methoden der Objekterkennung erfordern viele Daten und manuelle Arbeit, was zeitintensiv und teuer ist. FSD bietet hier eine Lösung, da es mit wenigen Beispielen aus-kommt.
Die Arbeit testet zwei FSD-Methoden und zeigt, dass sie in der Lage sind, auch mit begrenzten Daten gute Ergebnisse zu erzielen. Dies könnte in der Praxis dazu führen, dass Baupläne schneller und kostengünstiger digitalisiert werden, was wiederum Modernisierungsprojekte beschleunigen kann.
Die Arbeit hebt hervor, dass jedoch besser annotierte Datensätze nötig sind, um das volle Potenzial von FSD auszuschöpfen. Insgesamt zeigt die Forschung, wie technologische Fortschritte die Bauindustrie effizienter und zukunftsorientierter gestalten können.
Die Jury würdigte besonders den praktischen Nutzen der Arbeit, da sie aufzeigt, wie Few-Shot Detection in der Bauindustrie Zeit und Kosten bei der Digitalisierung von Bauplänen erheblich reduzieren kann. Die Jury hat diese Arbeit aus den genannten Gründen mit dem dritten Preis ausgezeichnet.
Platz 2: „Konzept zur digitalen wissensbasierten Beurteilung von Schäden durch holzzerstörende Insekten an Bauwerken“
Christian Kreyenschmidt, Jade Hochschule Oldenburg
Diese Dissertation wurde mit dem zweiten Preis beurteilt, da hier die gutachterlichen Tätigkeiten im Holzbau zur Beurteilung von Holzschäden durch IT verständlich unterstützt werden und der Prozess zur Schadensbeurteilung wesentlich durch digitale Expertensysteme erleichtert und verschlankt werden kann. Diese Methode ist der Medizin mittels formalisierter Diagnoseprozesse und Wissenskategorisierungen entlehnt worden. Die komplexen Fragestellungen werden hierbei in eine einfache und handhabbare Form gebracht.
Die Jury würdigte den innovativen, wissensbasierten Ansatz, der mittels Defined Ontology for Classification and Transparent Object Recording of Wood Damages als sog. „DoctorWood“ mit digitalen Abbildungen praxisnah umgesetzt wurde. Die Beurteilungen der Schäden können so durch vernetzte Daten zu Wissen verknüpft, nachvollziehbar und transparent dargestellt werden. Diese Modellierung wird durch die Sachverständigen prozessual überwacht und ab-schließend die Ergebnisse einer wissenschaftlich sicheren Überprüfung unterzogen. Zusätzlich wird durch die Datenaufnahme mit Hilfe von Wissensmanagementsystemen, wie zum Beispiel Protégé, eine standardisierte Schadensaufnahme generiert und das Wissen für das Archiv aufgebaut.
Der gute Praxisbezug, gerade für die Schadensbewertung von Bestandsgebäuden, überzeugte die Jury, da mittels der dargestellten Beispiele mit anschließender Experteneinschätzung die Anwendung dieser Prozesse valide überprüft und verständlich dargestellt werden konnten. Als zukunftsweisender Ausblick dieser Arbeit ist die Integration dieses Konzeptes hinsichtlich Robotik und Bildklassifikation zur Erweiterung von künstlichen Intelligenzsystemen zu sehen.
Platz 1: „Entwicklung eines Optimierungsverfahrens zur Strukturidentifikation von Brückenbauwerken“
Lukas Guntermann, Universität Duisburg-Essen
Die eingereichte Wettbewerbsarbeit beschäftigt sich mit der vorausschauenden Instandhaltung von Brücken. Mittels Sensoren am Brückenbauwerk werden Dehnungen und Verschiebungen aufgenommen. Damit können Schäden am Beton, an der Bewehrung und an der Vorspannkraft detektiert werden. Parallel wird das Bauwerk als Finite-Element-Modell abgebildet. Im weiteren Schritt wird das Computermodell unter Anwendung evolutionärer Algorithmen iterativ auf die gemessenen Tragwerksreaktionen angepasst, so dass die numerische Antwort des FE-Modells möglichst genau dem Ist-Zustand des Bauwerks entspricht. Das Modell als Abbild des realen Bauwerks, einschließlich bereits erlittener Schädigungen. Damit lassen sich Aussagen zum aktuellen Zustand des Bauwerks machen und Simulationen für zukünftige Szenarien durchspielen.
Überzeugt hat die Jury insbesondere die Aktualität des Themas. Zahlreiche Brücken sind marode, drohen einzustürzen, müssen saniert werden. Mit dem Ansatz der predicitiv maintenance können Risikoabschätzungen von Brücken durchgeführt werden. Gefahren können so früher erkannt werden. Und vor allem lassen sich damit viele Brücken länger erhalten – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit. Besonders dieser Aspekt überzeugt die Jury, die Masterthesis mit dem ersten Platz zu würdigen.
Bereich Architektur
Platz 1: „Am.FlooTable: Hochwasser [Am]Tisch – Eine Phygital-Lösung für den Hochwasserschutz“ | Ziyue Chen, Yi Zhou, Shachar Katzir und Simon Bothe, Technische Universität München
Platz 2: „Energenie – Ein Tool zur Ermöglichung datenbasierter, nachhaltiger Entscheidungen im Planungsprozess von Gebäuden“ | Luisa Claus und Simon Joller, Universität Stuttgart
Platz 3: „Navigation des Designraums im kreativen Prozess: Integration von maschinellem Lernen für strukturierte Exploration zur Vermeidung von Designfixierung“ | Ekaterina Pestriakova, Technische Universität München
Bereich Baubetriebswirtschaft
Platz 1: „Digitalisierung auf dem Prüfstand: Digital Maturity, Assessments für BIM in der Infrastruktur“ | Markus Boden, Bauhaus-Universität Weimar
Platz 2: „Baustellenkarten zur Automatisierung und Visualisierung von Baustellen“ | Valentin Resapow, Technische Universität Hamburg
Platz 3: „Inkrementelle Versionskontrolle verteilt vorliegender Objektmodelle im Bauwesen“ | Sebastian Esser, Technische Universität München
Bereich Handwerk und Technik
Platz 1: „Dis-Co: Artificial Reasoning in Human-Robot Collaborative Disassembly Processes“ | Samuel Slezak, Shirin Shevidi und Zahra Shakeri, Universität Stuttgart
Platz 2: „NextGen-Baustelle: Virtuelle Baustellen-Simulation für praxisorientiertes Bauingenieur-Training“ | Adam Globisch, Ruhr-Universität Bochum
Platz 3: „Adaption von künstlicher Intelligenz im Berufsschulalltag“ | Philipp Seeska, Eugen-Reintjes-Schule Hameln
Sonderpreis Start-up: „VisioPlan – VR-Software, wie es sein sollte“ | Kevin Fechner, Albert Lößner, Maximilian Schmidt und Mathias Worm, VisioPlan Solutions GmbH, Hamburg
Sonderpreis Ed. Züblin AG: „Inkrementelle Versionskontrolle verteilt vorliegender Objektmodelle im Bauwesen“ | Sebastian Esser, Technische Universität München
Der Wettbewerb des RKW Kompetenzzentrums steht unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und wurde 2002 ins Leben gerufen. Er wird von den Sozialpartnerschaften der Bauwirtschaft getragen und von zahlreichen Fördernden und Medienpartnerschaften unterstützt.
Die RG-Bau im RKW Kompetenzzentrum führt den Wettbewerb durch und begleitet ihn fachlich. Mehr Informationen zum Wettbewerb unter: www.aufitgebaut.de.
Die Bundesingenieurkammer ist seit Jahren Mitausloberin des Wettbewerbes und war Gastgeberin der diesjährigen Jurysitzung.
Herzlichen Glückwunsch allen Gewinnerinnen und Gewinnern sowie ein großes Dankeschön allen Teilnehmenden und dem RKW Kompetenzzentrums für die Ausrichtung dieses wichtigen Wettbewerbs.
Jury
Die Jury, bestehend aus Expertinnen und Experten der Bau- und IT-Branche, bewertete die eingereichten Arbeiten in ihrer Sitzung im vergangenen November. Dabei wurden Kreativität, Innovationsgehalt und Umsetzbarkeit der Beiträge besonders berücksichtigt.