Das Herz und die tragende Säule der Wirtschaft

Parlamentarischer Abend der Bundesingenieurkammer

Deutsches Ingenieurblatt 03/2020
Politik

Am 11. Februar 2020 hat die Bundesingenieurkammer zu ihrem traditionellen Parlamentarischen Abend gebeten. Rund 200 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und dem Berufsstand waren der Einladung in die Räume der Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin gefolgt. Das Grußwort sprach in diesem Jahr Anne Katrin Bohle, Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat.

„Machen Sie weiter so. Aber machen Sie es noch ein bisschen lauter!“ Der Appell von Staatssekretärin Anne Katrin Bohle auf dem Parlamentarischen Abend der Bundesingenieurkammer kam von Herzen. Sie lobte die Arbeit der Ingenieure, ihre Intelligenz und ihre Kreativität, betonte, wie wichtig ihr Beitrag bei der Energiewende und im Klimabereich sei. „Sie machen einen guten Job“, so Bohle in ihrem Grußwort. Manch geniale Entwurfsidee sei ohne die entsprechende Ingenieurleistung nicht umsetzbar. Doch steht das Bauwerk, spiele das bei der anschließenden Betrachtung eine untergeordnete Rolle und werde eher „en passant“ wahrgenommen.
Daher forderte die Staatssekretärin die Anwesenden dazu auf, noch mehr an ihrem Eigenmarketing zu arbeiten.

Zunehmendem Fachkräftemangel entgegentreten

Ernste Töne schlugen die beiden Redner an diesem Abend im Hinblick auf den Fachkräftemangel an. BIngK-Präsident Hans-Ullrich Kammeyer warnte vor Verzögerungen beim Bau von dringend benötigtem Wohnraum sowie bei Ausbau und Ertüchtigung der Infrastruktur: „Gerade erst haben der Bund und die Deutsche Bahn angekündigt, das Schienennetz massiv stärken zu wollen. Auch die neuesten Daten vom Statistischen Bundesamt zeigen, dass 2019 die Zahl der erteilten Baugenehmigungen erneut zugenommen hat. Viele Bauprojekte werden allerdings gar nicht realisiert oder erst sehr viel später fertiggestellt“, warnte Kammeyer und verdeutlichte: „Einer der Hauptgründe hierfür ist der weiter zunehmende Fachkräftemangel.“
Auch Anne Katrin Bohle betonte, dass eine branchenübergreifende Fachkräftestrategie notwendig sei, die inländische und europäische Fachkräftepotenziale einschließe: „Gleichwohl ist die Bauwirtschaft aufgrund des hohen Bedarfs auf Fachkräfte aus Drittstaaten angewiesen. Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz wird ab dem 1. März 2020 der Rahmen für die gezielte und gesteuerte Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte geschaffen.“
Neben der Begeisterung junger Menschen für den Beruf des Ingenieurs brauche es auch eine leistungsgerechte und auskömmliche Honorierung. Staatssekretärin Bohle erinnerte daran, dass sich die Bundesregierung für den Leistungswettbewerb und die HOAI ausgesprochen habe. Und sie versicherte, dassman sich auch weiterhin für den Erhalt der bewährten Honorarermittlungsgrundsätze einsetzen werde.
Hans-Ullrich Kammeyer hatte bereits zu Beginn des Abends herausgestellt, dass mit der verantwortungsvollen Arbeit der Ingenieure auch eine angemessene Bezahlung einhergehen müsse. Und um Nachwuchskräfte für die Berufswahl zu motivieren, gehöre es auch dazu, Ingenieure adäquat zu honorieren. „Daher müssen wir nach dem Wegfall des verbindlichen Preisrechts der HOAI gemeinsam mit den zuständigen Ressorts der Bundesregierung schnellstmöglich eine verlässliche und handhabbare Lösung finden, die allen Interessen gerecht wird und den planenden Berufen in Deutschland weiterhin auskömmliche Honorare sichert“, so Kammeyer.

In Alternativen denken

„Wir haben im technischen Bereich zahlreiche Entwicklungen, wo Ingenieure sehr gefragt sind“, so der Bundesingenieurkammerpräsident weiter. Auch, weil sich viele Folgen noch nicht abschätzen ließen. Er richtete den Fokus unter anderem auf die neuen Medien und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft. Man sollte immer auch in Alternativen denken: „Wo müssen wir Dinge, die nicht gut laufen, technisch verändern? Wo müssen wir neue Dinge schaffen?“ Zur Beantwortung dieser Fragen brauche es viele gut ausgebildete Ingenieure, die auf den Kenntnissen der Naturwissenschaften aufbauen. Kammeyer sagte dazu abschließend: „Wir brauchen Ingenieure, die in der Lage sind, über den Tellerrand zu schauen, um technische Innovationen verantwortungsvoll für diese Gesellschaft bereitstellen zu können“.
Ingenieurbau Made-in-Germany sei ein Pfund, mit dem sich wuchern ließe, zeigte sich auch Anne Katrin Bohle überzeugt. Ingenieure sind nicht nur Freiberufler, sie sind klassischer deutscher Mittelstand und damit „sind Sie das Herz und die tragende Säule unserer Wirtschaft.“

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