Bundesminister Dr. Volker Wissing machte in seiner Rede auf die Bedeutung von Infrastruktur für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands aufmerksam. Der Minister verwies darauf, dass das Grundgesetz genau an einem 23. Mai verkündet wurde: „In 74 Jahren Grundgesetz ist unsere Infrastruktur Lebensader für die Wirtschaft und Gesellschaft geworden. Heute ist sie an vielen Stellen marode und veraltet. Sie braucht ein Update. Eine moderne Infrastruktur als Staatsziel im Grundgesetz würde ihrer Bedeutung gerecht werden.“ An diese Forderung anschließend betonte er die Notwendigkeit, gemeinsam mit Ingenieurinnen und Ingenieuren an den Lösungen für die Zukunft zu arbeiten, um die Infrastrukturen nachhaltig ausbauen und aufrechterhalten zu können. Ein Schlüssel liege in der Digitalisierung des Bauwesens. Building Information Modeling und die Nutzung digitaler Zwillinge könnten die Instandhaltung von Brücken und Infrastrukturen deutlich vereinfachen.
Zuvor unterstrich Dr.-Ing. Heinrich Bökamp in seiner Begrüßungsrede: „Die kritische Situation der gesamten Infrastruktur in Deutschland ist den zu geringen Investitionen generell und den Vernachlässigungen bei der Erhaltung geschuldet. Die fehlenden Investitionen gehen bis weit in die 1990er- und die frühen 2000er-Jahre zurück, gerade auch bei den Brücken. Es muss nun mit vereinten Kräften alles getan werden, um diese Auswirkungen schnellstmöglich zu beseitigen. Wichtig ist, aus den Fehlern zu lernen.“ Die Bundesingenieurkammer fordert ein Umdenken, damit Bestandsbauwerke ihre zu erwartende Lebenszeit erreichen. Die Vorteile des Erhalts liegen auf der Hand: Neben einer Verringerung des CO2-Ausstoßes wird so künftig die Anzahl langwieriger Planungs- und Genehmigungsprozesse reduziert. Für den stärkeren Fokus auf den Lebenszyklus von Brücken ist die Planung grundlegend. Hierzu ist eine bessere finanzielle und personelle Ausstattung erforderlich. Die Digitalisierung, sowohl auf Seiten der Genehmigungsbehörden als auch auf Seiten der Planung und der Ausführung, muss dringend gefördert werden. Um den Investitionsstau bei Infrastrukturprojekten zu beheben, schlug BIngK-Präsident Bökamp vor: „Beschleunigungspotenzial liegt in der passgenauen Optimierung von Vergabeunterlagen. Nur, wenn der Leistungsgegenstand klar und eindeutig definiert ist, findet sich die notwendige Anzahl geeigneter Bewerber. Hierzu stehen wir bereits im Austausch mit der Autobahn GmbH und anderen öffentlichen Auftraggebern und bieten unsere planerische Expertise an.“