Sanierung eines Krankenhauses geht weiter

Uganda und Covid-19

Deutsches Ingenieurblatt 06/2020
Kamera
Ingenieurwesen

Trotz der aktuellen Pandemie laufen die Projekte von Ingenieure ohne Grenzen weiter. Auch die Sanierung eines Gesundheitszentrums in Uganda wird fortgesetzt, um möglichst bald eine medizinische Grundversorgung für die Menschen in der Region zu ermöglichen. Indes müssen sich alle Beteiligten an neue Arbeitsbedingungen anpassen.

„Wann wird unser Krankenhaus wiedereröffnet?“- Diese Frage wurde Dr. Jennifer Kyewalyanga immer wieder von Bewohnern ihres Heimatdorfs Kako gestellt, als sie Ende 2019 zu Besuch in Uganda war. Die Menschen setzen große Hoffnungen auf Jennifer Kyewalyanga, da sie selbst als Ärztin in Deutschland arbeitet und die Tochter des Mannes ist, der vor fast 70 Jahren das Krankenhaus begründete. Dr. Sebastian Kyewalyanga führte es bis in die 1980er-Jahre; dann übernahm sein Sohn die Leitung. Dieser starb leider vor drei Jahren und seitdem ruht der Betrieb. Um den Menschen in Kako und den umliegenden Gemeinden wieder Zugang zu ärztlicher Versorgung zu ermöglichen, hat sich Jennifer Kyewalyanga entschlossen, das Krankenhaus gemeinsam mit Ingenieure ohne Grenzen zu sanieren und den Betrieb wieder aufzunehmen.
Da Uganda eines der ärmsten Länder der Welt ist, ist die Gesundheitsversorgung dort sehr mangelhaft. Auf 11.000 Einwohner kommen statistisch nur ein Arzt und 5,5 Krankenhausbetten. In Deutschland sind es 46 Ärzte und 100 Betten. Zu den häufigsten gesundheitlich bedingten Todesursachen zählen HIV/AIDS, Malaria, Durchfallerkrankungen sowie Tuberkulose. Pro 1.000 Neugeborene sterben im Schnitt 32,6 Kinder bei der Geburt. Gerade in ländlichen Regionen, wie der um das Dorf Kako, gibt es kaum medizinische Versorgung.

Stand der Bauarbeiten

Die erste von zwei geplanten Bauphasen ist fast abgeschlossen. Das Hauptgebäude, in dem sich die Behandlungszimmer, das Labor, der Röntgenraum, der Operationsbereich und die Untersuchungsräume befinden, wurde saniert. Zur Verbesserung der Wasserversorgung wurde ein neuer Brunnen gebohrt. Eine Verbrennungsanlage für Krankenhausabfälle sowie eine Küche kommen noch hinzu.
Leider ist mittlerweile Corona auch in Uganda angekommen. Es gibt zwar noch wenige Infizierte (227 Mitte Mai), aber es gelten Ausgangs- und Kontaktverbote, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen.
Das erschwert natürlich die Bauarbeiten vor Ort. Handwerksbetriebe können jedoch Ausnahmegenehmigungen bekommen, wie die zwei lokalen Firmen, die derzeit an der Elektroinstallation und den Sanitäranlagen arbeiten.
Für das Team von Ingenieure ohne Grenzen in Deutschland bringen die Corona-Einschränkungen ebenfalls große Umstellungen mit sich. Alle Besprechungen und Abstimmungen innerhalb der Projektgruppe, aber auch mit den Partnern in Uganda, erfolgen per Videokonferenz, so wie bei vielen Arbeitnehmern in Deutschland derzeit.
Reisen in das Projektgebiet sind momentan nicht möglich, da es keine Flugverbindungen gibt. Für dennoch Einreisende gilt eine 14-tägige Quarantäne. Das Team von Ingenieure ohne Grenzen in Deutschland widmet sich daher zum einen der Akquisition von Sach- und Geldspenden für die medizinischen Geräte, die für den Start des kleinen Krankenhauses erforderlich sind, und zum anderen der Detailplanung für Bauphase II, in der die Unterkünfte für das medizinische Personal gebaut werden sollen. Diese sind immens wichtig, um das Personal in der ländlichen Gegend dauerhaft halten zu können.
Die Auswahl der lokalen Baufirmen ist im vergangenen Jahr in erster Linie aufgrund fachlicher Kompetenz und Zuverlässigkeit –nicht nach dem niedrigsten Preis – erfolgt.
Das stellt sich nun als großer Vorteil heraus. Denn die örtliche Bauüberwachung, für die ein ugandischer Ingenieur beauftragt worden war, kann derzeit aufgrund der Beschränkungen nicht in vollem Maß stattfinden.
Stattdessen verfolgen ein Vertreter der lokalen Partnerorganisation und der Bischoff der katholischen Kirche des Distrikts selbst den Baufortschritt.
Auch zeigen sich hier die Vorteile der engen Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisationen. Nur dadurch ist es überhaupt möglich, Projekte wie dieses unter den derzeitigen Bedingungen fortzusetzen.

Medizinische Geräte fehlen noch

Die baulichen Voraussetzungen für den Betriebsstart des Krankenhauses sind nun fast gegeben. Was noch fehlt, sind die medizinischen Geräte.
Ursprünglich war vorgesehen, die Medizintechnik, wie Ultraschall-, Röntgen-, aber auch Beatmungsgeräte, EKG und Sterilisatoren, durch Sachspenden in Deutschland zu beschaffen. Aufgrund der Corona-Krise sind aber einige bereits zugesagte Spenden von deutschen Gesundheitseinrichtungen zurückgestellt worden. Deswegen soll nun ein Teil der Geräte in Uganda neu gekauft werden, wodurch sich das Budget des Projekts merklich erhöht.
Die Eröffnung des Krankenhauses musste zwar wegen der Pandemie verschoben werden. Dr. Jennifer Kyewalyanga hofft aber, dass sie den Menschen in Kako bald eine definitive Antwort auf ihre Frage nach dem Termin geben kann. Dieser ist nun einzig vom Kauf der medizinischen Geräte abhängig.
Wenn es dabei zügig vorangeht, werden die etwa 7000 Menschen der Region ab September 2020 wieder leichten und bezahlbaren Zugang zu ärztlicher Versorgung haben. Bleibt zu hoffen, dass es nicht zu einem landesweiten Ausbruch der Corona-Epidemie kommt. Denn dafür ist das Gesundheitssystem in Uganda nicht vorbereitet.

Weitere Informationen zum Projekt und zu Unterstützungsmöglichkeiten finden Sie auf https://ingenieure-ohne-grenzen.org/de/gesundheitszentrum

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