Warum geht etwas schief?

Fehler in der Katastrophenkommunikation

Exklusiv
Deutsches Ingenieurblatt 12/2023
Meinung
Nicht jedes Projekt erbringt das gewünschte Ergebnis. Gewisse Abweichungen sind meist unvermeidlich. Doch wie gehen wir damit um, wenn es schlechte, ja desaströse Resultate gibt, die ein Projekt zur grundlegenden Revision, zum Neustart, vielleicht zum völligen Abbruch bringen? Überraschung und Erstaunen, sowohl bei den internen Akteuren als auch externen Betrachtern. Der Begriff der „Katastrophe“ wird dann meist gewählt, als Beschreibung der Situation. Katastrophe bedeutet Wendepunkt der Handlung in der Tragödie. Es ist der Punkt, an dem sich das Schicksal des Helden zum Glück oder Unglück entscheidet. Abweichungen vom Sollprozess lassen sich nie vollständig ausschließen. Der Preis für perfekte Sicherheit würde zu einem nicht realisierbaren Aufwand bei den planenden Ingenieuren und allen beteiligten Protagonisten führen. Dennoch besteht der Anspruch, Risiken zu verhindern oder zumindest zu minimieren. Wie das gelingen könnte, zeigt der Text auf.

Es gibt einen Lebensbereich, in dem ein Regelverstoß noch gravierendere Folgen als bei Bauprojekten hat: der Flugverkehr. Da jeder Absturz genau untersucht wird, können sich daraus mögliche Anhaltspunkte für den Bau ergeben.
Die Einhaltung von Regeln sowie die richtige Interpretation von Informationen sind wichtig. Das trifft auf den Flugverkehr ebenso zu wie auf Bauprojekte, wobei die Konsequenzen einer Nachlässigkeit oder eines Verstoßes im erstgenannten Bereich sehr viel unmittelbarer und schwerwiegender sind. Sicherlich führen auch technische Gründe zu Abstürzen, diese spielen jedoch eine eher untergeordnete Rolle. Bei über 70 % der Fälle haben menschliche (Fehl-)Entscheidungen Katas­trophen im Flugverkehr verursacht.

Aufschlussreich ist hier, dass ein Standardinstrument des Soll-Ist-Vergleichs von Projekten zu Flugunfällen offensichtlich nicht greift: das Vier-Augen-Prinzip. Passagierflugzeuge werden von mindestens zwei Piloten geflogen, wodurch die Fehler des einen Akteurs dem anderen unmittelbar auffallen und ein Eingreifen herbeiführen sollten. Da alle Protagonisten im Flugzeug das gleiche Ziel haben – die sichere Ankunft –, können Zielkonflikte ausgeschlossen werden.
 

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