Die Baukammer Berlin hat am 8. Mai 2015 während einer feierlichen Veranstaltung 13 Preise für außerordentliche Studienabschlussarbeiten auf dem Gebiet des Bauingenieur- und Vermessungswesens aus dem Jahr 2014 verliehen. Es war bereits das fünfte Mal, dass die Baukammer junge Nachwuchsingenieure in dieser Form ausgezeichnet hat.
Ziel des Preises ist, die Vielseitigkeit des Bauingenieurwesens anhand von herausragenden und sich durch besondere Kreativität auszeichnende Abschlussarbeiten an den Berliner Hochschulen und der Technischen Universität auf dem Gebiet des Bauingenieurwesens zu zeigen. Durch die Veröffentlichung der prämierten Arbeiten erhoffen sich die Initiatoren auch, einen Anreiz für Studienanfänger zu schaffen, um sich für ein Studium auf dem Gebiet des Bauingenieur- oder Vermessungswesens zu entscheiden.
Eingereicht werden konnten alle ingenieurwissenschaftlichen Studienabschlussarbeiten in den Kategorien Bachelor- (FH,TU)/ Diplomarbeiten (FH) und Master- (FH,TU)/ Diplomarbeiten (TU) auf dem Gebiet des Bauingenieur-und Vermessungswesens.
Die Einreichung der Abschlussarbeiten musste in der Regel bis zum 30.01.2015 durch Gutachter oder die Absolventen persönlich erfolgen. Neben der Studienabschlussarbeit (die im Anschluss an die Preisverleihung den Absolventen wieder ausgehändigt wurde), wurde von den Absolventen auch eine Kurzfassung mit bis zu drei aussagekräftigen Bildern zur Präsentation bei der Preisverleihung sowie die Benennung des Themenbereiches, dem die Arbeit zuzuordnen ist, erwartet. Zusätzlich hatten zwei Gutachten von zwei Professoren bzw. Dozenten oder von einem Professor und einem Bauingenieur aus der Praxis vorzuliegen.
Die Preise für die jeweils drei besten Studienabschlussarbeiten in den beiden Kategorien waren mit 500 bis 1500 Euro dotiert. Jeder Preisträger erhielt ferner eine Urkunde und für ein Jahr die kostenlose Mitgliedschaft in der Baukammer Berlin. Für 2014 lagen 26 Gutachten zu den eingereichten 13 Arbeiten vor. Eine Jury aus acht Mitgliedern (vier Nicht-Hochschullehrer, die durch den Bildungsausschuss vorgeschlagen wurden, sowie vier aktive Hochschullehrer) setzte sich aus Dipl.-Ing. Maritta Janssen, Dipl.-Ing. Peter Klein, Dr.-Ing. Detlef Struck, Prof. Dr. Udo Kraft, Prof. Dipl.-Ing. Andreas Heider (Beuth), Prof. Dr. Bernd Kruse (HTW) und Prof. Dr. Helmut Schmeitzner (HWR) zusammen.
Ihre Bewertungskriterien waren
- besondere Kreativität bei der Lösung der Aufgabenstellung,
- die ingenieurtechnische Relevanz der Abschlussarbeiten und
- die Fähigkeit zur wissenschaftlichen Arbeitsweise.
Sieben Ehrenpreise und jeweils drei Preise für die Kategorien Bachelor- bzw. Masterarbeit wurden dann als Ergebnis ihrer Arbeit vom Präsidenten der Baukammer, Dr.-Ing. Jens Karstedt, und vom Vorsitzenden des Bildungsausschusses, Prof. Dr.-Ing. Udo Kraft, Anfang Mai überreicht. Die Verleihfeier fand an der HTW Berlin (Hochschule für Technik und Wirtschaft) statt. Die Ehrung der ausgezeichneten Absolventinnen und Absolventen bot gleichzeitig ein Forum zum intensiven Austausch zwischen den Baukammervertretern und den Lehrenden und Studierenden der Berliner Hochschulen und der Technischen Universität.
Den 1. Preis in der Gruppe der Bachelor-Arbeiten der TUB und Bachelor- und Diplom-Arbeiten der Hochschulen erhielt Hansueli Guyer für seine Bachelor-Arbeit „Beitrag zur bautechnischen Untersuchung der Bausubstanz des Gasometers Schöneberg – Teil 2“. Hervorzuheben in der Arbeit von Hansueli Guyer sind die besondere Kreativität in der Herangehensweise und bei der Lösung der Aufgabe. Die Arbeit hat einen hohen Praxisbezug für die Sanierung und Erhaltung des Gasometers Schöneberg in Berlin: Kleine schwingende Windkrafträder wurden erfolgreich auf dem Gasometer angebracht. Der besondere wissenschaftliche Teil der Arbeit befasste sich mit Schwingungsuntersuchungen eines räumlichen Systems.
In der Gruppe der Master-Arbeiten und Diplom-Arbeiten (TUB) wurde Martin Drieschner für seine Master-Arbeit „Dreidimensionale Topologieoptimierung von Tragstrukturen im Rahmen der Finite-Elemente-Methode“ mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Diese Arbeit entstand im Zuge der Vorbereitung eines BMWi-Verbundprojektes, in dem eine neuartige Tragkonstruktion für hohe Windkraftanlagen realisiert werden soll. Hierbei wurde ein automatisiertes Verfahren entwickelt, das mit Hilfe der Finite-Elemente-Methode eine dreidimensionale Topologie des Tragwerks für beliebige statische Belastungen oder Lastkombinationen errechnet. Der Ansatz identifiziert diejenige Kraftflussgeometrie, die eine optimale Ausnutzung des Werkstoffes und Vermeidung von Spannungsspitzen gewährleistet.
Aus einem dreidimensionalen, massiven Ausgangskörper entstehen dadurch ein schlankes und effizientes Tragwerk beziehungsweise seine Topologie, Geometrie und realistische Dimensionen. „In seiner Arbeit hat Martin Drieschner einen zielführenden theoretischen Ansatz gewählt, nämlich eine gleichmäßige Ausnutzung des Werkstoffes“, so Univ.-Prof. Dr.-Ing. Yuri Petryna in seinem Gutachten zu der Arbeit. „Diesen Ansatz hat er in ein Optimierungsverfahren umgesetzt, das sich zweier alternativer Bewertungskriterien bedient, einerseits auf Grundlage der Spannung und andererseits der Deformationsenergie. Die Optimierung wird automatisiert mit Hilfe der linearen Finite-Elemente-Methode durchgeführt und kann für beliebige Geometrien und Randbedingungen eingesetzt werden. Die Effizienz des Verfahrens wird durch eine Verfeinerung bzw. Vergrößerung des FE-Netzes erheblich gesteigert. (...) Die Arbeit von Martin Drieschner ist höchst innovativ, theoretisch anspruchsvoll und liefert ein zukunftsweisendes Instrumentarium für den Tragwerksentwurf.“