Eine Branche im Wandel

70 Jahre Deutsche Bauchemie

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Die Deutsche Bauchemie blickte während ihrer Jahrestagung am 8. Juni 2018 in Baden-Baden auf ihre Gründung in Witten vor 70 Jahren als „Arbeitsgemeinschaft der Bautenschutz-Industrie“ zurück. Heute hat die Deutsche Bauchemie 130 Mitgliedsunternehmen und repräsentiert ca. 8,5 Mrd. € Umsatz in Deutschland. Mit ihren insgesamt rund 32.000 Mitarbeitern erwirtschaften diese Unternehmen – das Spektrum reicht vom kleinen und mittelständischen Spezialbetrieb bis zum weltweit operierenden Konzern – die Hälfte des europäischen Marktvolumens und etwa ein Viertel des Weltmarkts. Die Verbandsarbeit wird aktuell in sieben Fachausschüssen, 14 Projektgruppen und 16 Arbeitskreisen ausgeübt. Mit der Qualitätsgemeinschaft Deutsche Bauchemie (QDB) gibt es seit 1998 eine eigene Überwachungsstelle für die Qualität der Produkte. Der Vorstandsvorsitzende Johann J. Köster skizzierte in seiner Rede bedeutende Eckpunkte der vergangenen sieben Jahrzehnte, darunter die schwere Krise der Bauwirtschaft Mitte der 70er-Jahre, die Holzschutzmittel-Diskussion, die Herausforderungen im Export, den Boom der Wiedervereinigungsjahre und die europäische Integration. Gerade letztere beschere der Deutschen Bauchemie einerseits neue, expandierende Märkte, andererseits eine Zunahme der Regulierung durch ein „Europa der Normen“, so Köster. 

Aktuell sieht er die Branche im Wandel: „Großkonzerne aus Asien und den USA engagieren sich zunehmend in der Deutschen Bauchemie. Das ist verständlich, denn der Markt ist lukrativ und wir stehen mit unseren Produkten an der Weltspitze. Gleichwohl gilt es, die Entwicklung so zu gestalten, dass alle Marktteilnehmer auch weiterhin in einem fairen Wettbewerb zueinander stehen.“ Eine zweite Herausforderung ist laut Köster der steigende Innovationsdruck. Die Digitalisierung werde Produktion und Vertrieb in absehbarer Zeit auf völlig neue Beine stellen. Die Deutsche Bauchemie reagiert auf diese Entwicklung: In Vorbereitung ist ein gemeinsames Forschungsprojekt mit dem Fraunhofer Institut (Holzkirchen) zum Thema BIM und parallel die schrittweise Implementierung dieses Themas in die Verbandsarbeit. Prof. Dr.-  Ing. Christof Gipperich (Hochschule Biberach) machte hierzu deutlich: „Die Digitalisierung der Baubranche unter dem Synonym BIM wird die Zusammenarbeit der Baupartner deutlich verändern und damit auch unsere deutsche Baukultur. Dies ergibt sich allein schon aus der mit der Digitalisierung verbundenen Transparenz der Informationen im Bauwerksmodell.

Auch weil die Baubranche im Vergleich zu anderen Industriezweigen technologisch eher unterentwickelt ist, werden mit der Einführung der neuen Technologien und der damit verbundenen Vernetzung der Wertschöpfungsketten die Geschäftsmodelle vieler Unternehmen unter Druck geraten. Gleichzeitig ergeben sich aber auch vielfältige, heute noch gar nicht absehbare Chancen.“ Exemplarisch für die Unternehmen der deutschen Bauchemie wurden im Vortrag die Aspekte Vertrieb, Vorfertigung, 3D-Druck und Kommunikation angesprochen; u. a. wurden die Potenziale von Virtual Reality für den Bau auf der Bühne live demonstriert. „Die Veränderungen werden eher exponentiell ablaufen, sowohl bezüglich der Geschwindigkeit als auch der Intensität“, so Prof. Gipperich, „für die Unternehmen kommt es darauf an, die Risiken und Potenziale rechtzeitig zu erkennen und trotz der aktuell positiven wirtschaftlichen Lage unternehmerisch zu handeln.“ 

Präsentiert wurde in Baden-Baden außerdem der 80-seitige Jahresbericht mit Details zur Verbandsarbeit, downloadbar unter www.deutsche-bauchemie.de Publikationen. 

Die nächste Jahrestagung findet am 6. und 7. Juni 2019 in Münster statt.

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