Planer und Bauherren schätzen die Schlankheit einer vorgespannten Granitbrücke nicht nur wegen ihrer ästhetischen Qualität, sondern auch, weil durch ihre sehr niedrige Bauhöhe Abflussquerschnitte erreicht werden, die selbst bei Fließgewässern mit hoher Verklausungsgefahr barrierefreie Übergänge ohne Stufenanlagen ermöglichen.
Da diese Brücken werkseitig vorgefertigt werden, dauert ihre bauseitige Montage nur wenige Stunden. Sie bestehen aus brückenbreiten Granitelementen, durch die in Längsrichtung des Bauwerks Vorspannglieder ohne Verbund geführt werden. Neben der Dichtigkeit des Granits schützen zwei kräftige PE-Hüllrohre und die Fettverpressung des inneren Rohres die Spannglieder vor Korrosion und mechanischen Einwirkungen. Vorgespannte Granitbrücken lassen daher eine lange Lebensdauer erwarten und sind bis auf eine gelegentliche Sichtwartung wartungsfrei. Gefertigt werden sie aus dem hochwertigen Bayerwaldgranit Tittlinger Feinkorn, den die Kusser Granitwerke im eigenen Steinbruch abbauen.
Alle Brücken werden individuell dimensioniert und entsprechen hinsichtlich Gebrauchstauglichkeit und Tragfähigkeit den üblichen Kriterien. In Ortenburg (Abb.) konnte nur aufgrund der geringeren Bauhöhen der beiden vorgespannten Granitbrücken auf Stufenanlagen an den Brückenköpfen verzichtet werden. Mit den bei konventionellen Bauweisen (Stahl, Holz, Stahlbeton) erforderlichen Trägerhöhen hätte man die geforderten Abflussquerschnitte barrierefrei nicht erreichen können.
Deutsches Ingenieurblatt Ausgabe 04/2014