Modulmontage ist Millimeterarbeit und geht dennoch sehr zügig voran: Rund eine Stunde wird für die Montage eines Raummoduls im Schnitt veranschlagt, sechs bis acht Module kann das Unternehmen ALHO pro Tag verbauen. Hier in Mainz rechnete man für den ersten Bauabschnitt der Erweiterungsmaßnahme, bei dem 36 Module rund 3.000 qm neue Klinikfläche bereitstellen, mit fünf Montagetagen. Elektroinstallation, sanitäre Anlagen und Leitungen, Anschlüsse für medizinische Gase, Sprinkler mit Hochdruck-Nebelanlage – alles was in dem doch begrenzten Produktionszeitraum der Raummodule von nur vier Wochen im Werk an Vorfertigung möglich war, wurde umgesetzt. Auch der Trockenbau konnte bereits werkseitig gestellt werden, sodass nach der Montage recht zügig die Anschlussarbeiten sowie der modulübergreifende Innenausbau absolviert werden konnten.
Intensive Planungszeit
In intensiven und konstruktiven Baubesprechungen plante ALHO zusammen mit der Sander Hofrichter Architekten GmbH und dem Katholischen Klinikum Mainz als Bauherrn, wie eine Überbauung in Modulbauweise der beiden Bestandsgebäude auf dem Klinikgelände bestmöglich umgesetzt werden kann. „Mit Raummodulen zu planen und zu bauen war für uns zwar nicht neu, doch mit Modulbau-Projekten in dieser Komplexität und Größe hatten wir noch wenig Erfahrung“, berichtet Martin Hof, leitender Architekt bei Sander Hofrichter. „Eine Aufstockung über zwei Bestandsgebäuden in nur eineinhalb Jahren von der Planung bis zur Übergabe (1. BA) zu realisieren, ist dann doch recht anspruchsvoll. Wir haben uns dabei hohe Ziele gesetzt – städtebaulich wie architektonisch. So wird das Gesamtgebäude im Energieeffizienzstandard gemäß KFW 70 realisiert und die Fassade nachhaltig und ästhetisch hochwertig umgesetzt. Neu und Alt wachsen zu einer gestalterisch harmonischen Einheit zusammen, die insgesamt sehr wirtschaftlich betrieben werden kann.“
Alle Innenräume erhielten eine moderne, freundlich helle und hochwertige Gestaltung: Im 3.OG entstand eine neue Palliativstation mit elf Betten in sechs Einzel- und zwei Doppelzimmern sowie die Geriatrie mit 42 Betten in 18 Doppel- und sechs Einzelzimmern. Im 4. OG wurde eine geriatrische Wahlleistungsstation mit elf Betten in drei Einzel- und vier Doppelzimmern sowie die 2. Geriatrieabteilung mit 48 Betten in 21 Doppel- und sechs Einzelzimmern eingerichtet.
Das gesamte 5. OG mit 30 Betten (in je zwei Doppel- und 28 Einzelzimmern) sowie diversen Therapie- und Untersuchungsräumen wird nach Fertigstellung im Mai 2019 komplett durch einen externen REHA-Dienstleister angemietet.
Möglichst schnell, leise und patientenfreundlich bauen
„Ende 2017 haben wir die Einhäusigkeit mit unserem zweiten Haus St. Hildegardis Krankenhaus hier am Standort des kkm vollzogen und arbeiten seither in einer unglaublichen räumlichen Enge“, erklärte Dr. Frey bei Baubeginn. „Wir brauchen die zusätzlichen Flächen, die durch die Aufstockung entstehen, sehr schnell. Dank der Modulbauweise sehen wir jeden Tag einen Baufortschritt, der in konventioneller Bauweise nicht so schnell machbar gewesen wäre. Der erste Bauabschnitt konnte erfolgreich realisiert werden – nun geht es in den Endspurt. Das motiviert uns alle sehr.“
Und noch ein weiteres Argument lässt konventionelle Bauten hinter der Modulbauweise zurückstehen. Eine Klinik wandelt sich stetig, passt Prozesse an, entwickelt sich weiter - und sehr oft ist dies mit Baumaßnahmen verbunden: „In der Vergangenheit haben wir beim konventionellen Bauen eine sehr hohe Belastung für Mitarbeiter und Patienten in Kauf nehmen müssen“, so Patrick Frey. „Daraus haben wir gelernt und uns intensiv nach einer Alternative umgesehen. Wir haben Messen und Referenzbauwerke besucht, dort Mitarbeiter befragt und uns schließlich davon überzeugt, dass Gebäude in Modulbauweise konventionellen Bauten qualitativ absolut ebenbürtig sind. Gerade im Klinikkontext bieten Modulbau-Baustellen einen entscheidenden Vorteil: Sie sind leise, sauber und laufen schnell und nervenschonend ab, während unterdessen der Klinikbetrieb fast unbehelligt weitergehen kann.“
Laut sind die anderen
Um die Vorteile des leisen Bauens im Bestand in Modulbauweise nutzen zu können, mussten im Vorfeld jedoch einige lärmintensive Bauarbeiten am massiven Stahlbetonbestandsgebäude in Kauf genommen werden. Während Bauteil 400 zunächst mit einer Stahlbetontragkonstruktion mit aufwendiger Pfahlgründung überbaut werden musste, bevor die Module darauf Platz nehmen konnten, übernimmt auf Bauteil 204 ein 50 cm hoher Stahlträgerrost die Lastverteilung für die aufgesetzten Geschosse: Dafür wurden 110 Tonnen Stahl mit Hubwagen auf dem Dach verfahren und über 250 Bohrlöcher in die vorhandenen Stahlbetondecken eingebracht. Treppenanlagen am bereits vorhandenen massiven Erschließungsturm mussten teilweise abgebrochen und Aufzugsschächte angepasst werden. „Da zeigte sich im direkten Vergleich die Lärmbelästigung, die durch Massivbau tagtäglich verursacht wird. Es gab einige Tage, an denen wir verstärkt das Gespräch mit unseren Patienten suchten und um Verständnis werben mussten. Auch für unsere Mitarbeiter war das eine Belastung“, gibt Dr. Jörg Eikamp, Leiter der Organisationsentwicklung am kkm, zu: „Wir möchten uns daher sowohl bei Mitarbeitern als auch bei Patienten für das Verständnis bedanken. Umso schöner, dass die restlichen Bauarbeiten in Modulbauweise umso leiser und angenehmer vonstatten gehen konnten.“
Fixe Kosten, fixe Termine: Modulbau braucht gute Vorbereitung
„Damit wir die Raummodule mit möglichst hohem Vorfertigungsgrad im Werk produzieren können, brauchen wir auf Entscheiderseite ein weitaus detaillierteres Vorausdenken als beim konventionellen Bauen“, weiß Bauprojektleiter Mario Müller von ALHO. „Das „baubegleitende Planen“, das mit ständig neuen Entschlüssen beim Massivbau so oft Bauverteuerungen und Bauverzögerungen zur Folge hat, wird bei der Modulbauweise unterbunden. Das bedeutet Disziplin, hat aber schlussendlich einen durchweg positiven Effekt.“
Auch Architekt Martin Hof bestätigt: „Beim Modulbau sind rasante Ziele zu definieren, Funktionen und Qualitäten müssen schnell entschieden und Planungen und Entscheidungsprozesse parallel zueinander vorangebracht werden. Die sehr konstruktive und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit ALHO und die optimale Integration aller von unserer Seite aus zu erbringenden Leistungen von Anfang an ist für den gemeinsamen Erfolg darum sehr wichtig.“
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