Auch dieses Mal hatte die Jury wieder die Qual der Wahl bei den vielen hervorragenden Arbeiten, die eingereichten wurden. Dipl.-Ing. Marcel Kaupmann sitzt stellvertretend für die Bundesingenieurkammer in der Jury. Er stellte im Vorfeld der diesjährigen Preisverleihung drei Fragen an MSc, Dipl.-Ing. Christina Hoffmann, die Leiterin der RG-Bau im RKW Kompetenzzentrum, das den Wettbewerb im Auftrag des Ministeriums fachlich begleitet und ausführt.
Sind Sie zufrieden mit der Anzahl und Forschungstiefe der eingereichten Arbeiten?
Mit der Anzahl der eingereichten Arbeiten sind wir in diesem Jahr ganz besonders zufrieden. Die Zahl der Einreichungen ist seit einigen Jahren konstant gut. Für die Runde 2024 haben wir sogar einen neuen Rekord aufgestellt – so viele Arbeiten, wie für diese Wettbewerbsrunde haben wir noch nie erhalten. Das zeigt uns, dass wir auch nach über 20 Jahren, in denen es den Wettbewerb gibt, immer noch den Nerv der Zeit treffen und die Studierenden auch einen Sinn in ihrer Teilnahme an unserem Wettbewerb sehen und das über alle Bereiche hinweg.
Auch der Anspruch der Arbeiten steigt in jedem Jahr aufs Neue, egal ob im Bereich Architektur, Bauingenieurwesen, Baubetriebswirtschaft, Handwerk & Technik oder für den Sonderpreis Start-up. Die Digitalisierung hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt, das wissen wir alle. Damit sind auch die digitalen Möglichkeiten für die Bauwirtschaft vielfältiger geworden. Wurden noch vor einigen Jahren viele Arbeiten rund um das Thema BIM eingereicht, gehen die Lösungen heute oft weiter. Machine Learning oder künstliche Intelligenz werden viel häufiger in den Semester- oder Abschlussarbeiten untersucht und tolle Lösungen werden entwickelt. Dabei staunen wir über die neuen Ideen und Anwendungsmöglichkeiten der Digitalisierung für die Bauwirtschaft, die auch oft aktuelle Herausforderungen der Branche aufgreifen.
Wie erklären Sie sich die deutlich gestiegene Anzahl der Einreichungen im Bauingenieurwesen? Spiegelt dies Ihrer Meinung nach auch die zunehmende Bedeutung der Digitalisierung im Planen und gerade im Bauingenieurwesen wider?
Der Anteil an Teilnehmenden für den Bereich des Bauingenieurwesens ist schon immer sehr gut. Gerade in diesem Jahr lag die Teilnahmezahl im Bereich Bauingenieurwesen über der üblichen. Natürlich gibt es immer mal eine Ausnahme, aber mehr als ein Drittel der abgegebenen Arbeiten wurde für die Runde 2024 in diesem Bereich eingereicht.
Das unterstreicht auf jeden Fall die Bedeutung der Digitalisierung für die Planung und das Bauingenieurwesen. Die eingereichten Arbeiten zeigen, dass die Digitalisierung für die Bauplanung schon sehr weit ist und die Lösungen in der Praxis genutzt werden können. IT-Angebote, wie die Optimierung von Planungen bei Neubau oder Bestandsmaßnahmen, die verschiedene Optionen darstellen, werden zukünftig die Planungen vereinfachen. Abschlussarbeiten, die sich auf die Ökobilanz von diesen Gebäuden konzentrieren und mittels einer App oder einer Software, die eine automatisierte Schadensanalyse ermöglicht oder eine Ökobilanz für ein Gebäude bei verschiedenen Entwurfsvarianten berechnet, sind dafür gute Beispiele. Gleichzeitig unterstützen die IT-Entwicklungen unserer Preisträgerinnen und Preisträger so auch die Qualität der Bauwerke zu halten und zu verbessern.
Den Wettbewerb „Auf IT gebaut“ gibt es nun schon seit über 20 Jahren. Viele ehemalige Preisträger sind heute bekannte Akteure des Bauens und der Digitalisierung. Zeigt das den Stellenwert des Wettbewerbs?
Das ist schön, dass Sie auch die Preisträgerinnen und Preisträger der letzten Jahre erwähnen. Tatsächlich haben einige Gewinner schon echte „Erfolgsstories“, wie wir sie nennen, vorzuweisen. Einige ehemalige Preisträger unterstützen uns heute in der Jury oder sind in anderer Form partnerschaftlich dem Wettbewerb verbunden, worauf wir natürlich sehr stolz sind. Aber natürlich sind auch die Preisträger stolz, einen dieser begehrten Preise erhalten zu haben. Gibt man beispielsweise im Suchfeld von LinkedIn „Auf IT gebaut“ ein, werden viele ehemalige Preisträgerinnen und Preisträger aufgelistet, die diese Auszeichnung besonders erwähnen. Diese wissen, dass diese Auszeichnung einen besonderen Imagegewinn für sie als Nachwuchstalente bedeutet.
Tatsächlich hat der Wettbewerb ein hohes Ansehen in der Baufachwelt. Die innovativsten und kreativsten Lösungen des Baunachwuchses werden hier eingereicht und den Bautalenten wird ein direkter Weg in die Community geebnet.
Was den Wettbewerb aber zu etwas ganz Besonderem und auch einzigartig macht, ist der Bewertungsschwerpunkt „Praxisbezug“. Es werden keine abgehobenen Ideen ausgezeichnet, sondern Lösungen, die in Planungsbüros oder in Bauunternehmen angewendet werden können – manchmal ist das auch bei der Einreichung der Fall.
Insgesamt hat der Charakter des Wettbewerbs auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz überzeugt, sodass es die Schirmherrschaft übernommen hat. Aber auch alle anderen Partnerschaften des Wettbewerbs sind wichtig. Sie bilden die Vielfalt in der Branche ab von den Bauverbänden, über die IG BAU bis hin zu Unternehmen. Darum freuen wir uns umso mehr, dass seit einigen Jahren auch die Bundesingenieurkammer zum Auslober-Kreis des Wettbewerbs zählt und uns vor allem in der Jury unterstützt. Dafür möchten wir auch Dir/Ihnen ganz herzlich danken.
Informationen über den Wettbewerb
MSc, Dipl.-Ing. Christina Hoffmann
Leiterin der RG-Bau im RKW Kompetenzzentrum
gelernte Bauzeichnerin, Diplom-Ingenieurin für Architektur und dem Schwerpunkt Baumanagement und Internationales Bauen
RG-Bau Homepage
Den Wettbewerb "Auf IT gebaut – Bauberufe mit Zukunft" gibt es schon seit 2002. Er zeigt, welche Innovationskraft in Form von kreativen Lösungsansätzen in der Bauwirtschaft steckt. Und er zeigt vor allem, wie kompetent und zukunftsorientiert junge Männer und Frauen die neuen Technologien im Sinne einer modernen Bauwirtschaft zu nutzen wissen. Auszubildende und Studierende, junge Beschäftigte und Start-ups, die praktische Vorschläge für den digitalen Bau haben, verdienen Anerkennung.
Dr. Robert Habeck
Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz