Im September hat die Ausbildung zum Mediator im Bauwesen der Ingenieurkammer Hessen in Wiesbaden begonnen. Die Teilnehmer des Lehrgangs lernen, wie sie zukünftig Konflikte und Streitigkeiten außergerichtlich als Mediator lösen können. Für Bauherren, Anwälte, Gerichte und Sachverständige sind Mediatoren eine gute Alternative zum Gang vor die staatlichen Gerichte. „Wir haben festgestellt, dass es einen zunehmenden Bedarf an Mediation und den Wunsch nach außergerichtlicher Einigung gibt und haben eine Ausbildung speziell für das Bauwesen konzipiert“, so Dipl.-Ing. (FH) Peter Starfinger, Geschäftsführer der Ingenieurkammer Hessen. Drei Dozenten leiten die Ausbildung, die sich an Ingenieure, Architekten und Juristen sowie an alle, die mit dem Bauwesen zu tun haben, richtet. Die Beispiele der Konflikte sind so vielfältig wie alltäglich: Der Nachbar beschwert sich, weil bei der Bebauung des Nachbargrundstücks nicht der gewünschte Abstand eingehalten wurde oder ihm die Grenzgestaltung missfällt. Der Ingenieur, der sich um die technische Gebäudeausstattung (TGA) kümmert, ist irritiert, weil der Objektplaner den Platz für die Heizung nicht dort vorgesehen hat, wo er sein sollte. Der Bauherr ist verärgert über Terminverzögerungen in der Ausführung oder über Kosten, die das ursprüngliche Angebot übersteigen... Die Liste der Gründe, die im Baubereich zu Streitigkeiten führen, ist lang, und die Sorge vieler, deshalb vor Gericht zu landen, groß. Genau diese Aspekte führten dazu, dass die Ingenieurkammer Hessen 2014 die Ausbildung zum Mediator einführte, zumal sie Sitz der Mediationsstelle für das Bauwesen in Hessen ist. Die sechs Teilnehmer, die im September mit ihrer Ausbildung begonnen haben, werden nach 120 Stunden an 16 Unterrichtstagen verteilt auf die kommenden Monate am 11. Dezember ihre Ausbildung abschließen.
Danach können die neuen Mediatoren von Sachverständigen, Gerichten, Bauherren und all jenen, die eine außergerichtliche Einigung versuchen wollen, zu Hilfe gerufen werden. In der Ausbildung stehen neben dem Ablauf des Mediationsverfahrens unter anderem Verhandlungstechniken und -kompetenz, Gesprächsführung, Kommunikationstechniken, Konfliktkompetenz und Recht in der Mediation auf dem Programm. Die Ausbildung ist so gestaltet, dass es keinen Frontalunterricht gibt, sondern die Teilnehmer das Erlernte in Form von Übungen und Rollenspielen ausprobieren sowie umsetzen und sofort ein Feedback erhalten. „Es kommt vor allem darauf an, dass der Mediator lernt, seine neutrale Rolle als Vermittler auszugestalten. Es muss ihm gelingen, die Parteien wieder miteinander ins Gespräch zu bringen, dass sie respektvoll miteinander umgehen, dass sie streiten, dies jedoch auf einer sachlichen Ebene, und dass eine kommunikative und inhaltliche Grundlage geschaffen wird, um eine Annäherung beziehungsweise eine Einigung zu erzielen“,fasst Dozentin Dr. Barbara Schellenberg Sinn und Zweck der Ausbildung zusammen. Das Mediationsverfahren ist auf die Zukunft gerichtet und soll vermeiden, dass es zum Stillstand im Streitfall kommt. Denn anders als in Gerichtsverfahren gibt es bei der Mediation keinen Gewinner oder Verlierer, sondern eine gemeinsam getragene Lösung. Aufwändige Gerichtsverfahren zur Lösung der Konflikte verzögern effektives Arbeiten, gefährden Bauprojekte und produzieren hohe Kosten. Diese Erkenntnis haben die Ingenieurkammer Hessen und die Rechtsanwaltskammer Frankfurt am Main dazu veranlasst, eine Mediationsstelle in Hessen einzurichten. Die Mediationsstelle hat ihren Sitz in Wiesbaden bei der Ingenieurkammer Hessen und eine Geschäftsstelle bei der Rechtsanwaltskammer Frankfurt am Main. Betroffene finden hier unter anderem Beratung zur Mediation und Hilfe bei der Auswahl des geeigneten Mediators.
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