Der Stuttgarter Architekt und Ingenieur Werner Sobek fordert eine völlige Emissionsfreiheit unserer Städte bis zum Jahr 2020. Hierfür müssen sämtliche Gebäude und Fahrzeuge vollständig aus regenerativen Energiequellen versorgt werden. „Technisch ist das bereits heute problemlos machbar“, so Sobek, allerdings erfordere eine solche „elektrische Stadt“zwingend den Schulterschluss von Automobil- und Bauindustrie.
Nicht einmal mehr ganz fünf Jahre, so Sobek, sollte sich die Menschheit noch Zeit für den Vollzug der Energiewende lassen. Ab dem Jahr 2020 sollte es „ein vollständiges Verbot des Emittierens von gasförmigem Abfall in die Umwelt“ geben, wie es der Architekt und Ingenieur im Juli 2015 anlässlich der Verleihung des Fritz-Leonhardt-Preises formulierte. Eine Dekarbonisierung zum Ende des Jahrhunderts, auf die sich die Staatschefs der sieben führenden Industrienationen Anfang Juni auf Schloss Elmau einigten, komme viel zu spät.
Nun bekräftigt Sobek seine weitgehende Forderung noch einmal und weist daraufhin, dass es bereits heute technisch problemlos machbar sei, völlig emissionsfreie Städte zu bauen, in denen sämtliche Gebäude und Verkehrsmittel aus regenerativen Energiequellen gespeist würden. Allerdings erfordere eine solche „elektrische Stadt“ zwingend den Schulterschluss von Automobil- und Bauindustrie.
„In beiden Branchen gibt es wegweisende Entwicklungen, die zur Emissionsfreiheit beitragen“,erklärt Sobek. „Die Automobilindustrie treibt den Bau immer leistungsstärkerer und langlebigerer Akkus voran, während die Baubranche an Lösungen wie einer nachrüstbaren Gebäudeautomation arbeitet, die den Energieverbrauch bestehender Gebäude innerhalb sehr kurzer Zeit spürbar verringern kann.“
Welche konkreten Ergebnisse eine Allianz der beiden Industriezweige zeitigen könnte, hat Sobek selbst bereits im Sommer 2014 gezeigt: In der Stuttgarter Weißenhofsiedlung baute er zusammen mit dem Smart-Home-Spezialisten alphaEOS das weltweit erste Aktivhaus B10. Dieses erzeugt dank eines selbstlernenden Gebäudeautomationssystems doppelt so viel Strom aus erneuerbaren Energiequellen wie es selbst benötigt. Mit dem Überschuss versorgt es zwei Elektroautos und einen benachbarten Altbau.
Die Energieversorgung von Gebäude und Fahrzeugen wird über ein vernetztes System geregelt.
Das Aktivhaus B10 von Werner Sobek zeigt im Kleinen, wie die emissionsfreie „elektrische Stadt“ funktionieren kann. Die Architekten müssten ebenso wie die Politik endlich „aufhören, die Hausfassade als Systemgrenze zu betrachten“, erklärt Sobek. Es gehe nicht darum, dass jedes einzelne Haus einen bestimmten Wärmedämmstandard erfüllen müsse, sondern „ausschließlich darum, dass niemand mehr fossile Energiequellen nutzt. Beim Erzeugen und Speichern von Strom und Wärme muss dabei das ,Prinzip der Schwesterlichkeit‘ Einzug halten: Zwei oder mehrere Häuser, ja ganze Quartiere oder Städte, verständigen sich automatisch über ihre jeweilige Erzeugung, Speicherung und Nutzung von Energie und stimmen diese Werte untereinander optimal ab.“
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Was ist technisch problemlos machbar?
Die völlig emissionsfreie „elektrische Stadt“
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