Wissenschaftler erneuern Glocke im Kirchturm

Reparieren ohne zu schweißen

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Reparieren ohne zu schweißen

Wissenschaftler des Instituts für Werkstoffkunde (IW) der Leibniz Universität Hannover haben eine Methode entwickelt, mit der eine Glocke direkt im Turm repariert werden kann. Das Verfahren wurde erfolgreich an der Johannesglocke des Meißner Doms angewendet. Bislang verursachte die Reparatur von Kirchenglocken erhebliche Umstände und Kosten, die Glocke musste ausgebaut und in Deutschlands einziges Glockenschweißwerk im bayerischen Nördlingen transportiert werden.
Die Glocke im Meißner Dom war im Bereich der Glockenkrone stark beschädigt – ein Schaden, den viele Glocken aufweisen. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg nach Hamburg transportiert, um dort für Kriegszwecke eingeschmolzen zu werden, kam aber dann doch zurück nach Meißen. Bereits damals wurde sie stark in Mitleidenschaft gezogen. Hinzu kam ein Absturz 1977, bei dem sie sich im hölzernen Glockenstuhl verkeilte. Durch eine unsichere und unästhetische Behelfsreparatur konnte die Glocke nur noch zu wenigen Anlässen geläutet werden. Die hannoverschen Wissenschaftler suchten nach einem Verfahren, die Glocke am Turm zu reparieren ohne zu schweißen oder denkmalgeschützte Wände aufzubrechen. Die von ihnen entwickelte Lösung sah vor, die sanierungsbedürftige Glockenkrone mit einem Wasserstrahlverfahren herauszuschneiden. „Dabei entsteht keine Hitzeentwicklung, und die Glocke wird nicht beschädigt“, erläutert Projektleiter Dr.-Ing. Thomas Hassel. Die Glocke musste dafür nur etwa 20 Meter im Turm heruntergelassen werden. Zudem erstellten die Wissenschaftler einen dreidimensionalen Scan der Glocke. Die bilderreiche Glockenkrone mit Figuren der vier Evangelisten wurde rekonstruiert und in einer brandenburgischen Gießerei neu gegossen. Das neue Teil wurde exakt eingepasst und verschraubt, ohne dass geschweißt werden musste. Mehrere tausend sanierungsbedürftige Glocken in Deutschland könnten von dem neuen Verfahren profitieren, da diese Art der Reparatur auch günstiger ist als der herkömmliche Weg mit Transport. Das Pilotprojekt in Meißen wurde von verschiedenen Stiftungen, beteiligten Unternehmen und Einzelspendern finanziert.

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