Massenermittlung und Abrechnung

Bausanierung der Stadtbahnbrücke in Freiburg

Bauplaner 09/2023
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Die im Dezember 1983 eröffnete Freiburger Stadtbahnbrücke, Hauptverbindungsachse der Innenstadt mit dem westlich angrenzenden Stadtteil Stühlinger, ist in die Jahre gekommen. Daher begannen 2019 die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen (Abb. 1). Der Bautechniker Tobias Pfleghar ermittelt im 2. Bauabschnitt die Massen. Unterstützt wird er dabei von MWM-Libero.

Die 9-feldrige Spannbetonbrücke besteht aus drei Einzelbauwerken: Rampenbrücke Ost und West mit jeweils einer Rampe und einem Hauptbauwerk. Letzteres befindet sich über den acht Gleisen der Deutschen Bahn. Ebenfalls unter der Brücke sind öffentliche Verkehrsflächen und Verkehrswege sowie der zentrale Omnibusbahnhof gelegen. Auf dem Bauwerk befindet sich die Straßenbahnhaltestelle. Vom Haltestellebereich verbinden Treppen, Rolltreppen und Aufzüge den Hauptbahnhof und den zentralen Omnibusbahnhof mit dem Haltepunkt. Über eine Spindeltreppe der Rampenbrücke Ost gelangt der Besucher auf den Vorplatz des Konzerthauses.
 

Von der J. Friedrich Storz Verkehrswegebau GmbH & Co. KG, die für die Sanierung des 2. Bauabschnitts zuständig ist, erhält der staatliche geprüfte Bautechniker und Meister im Straßenbau Tobias Pfleghar den Auftrag, die Massen zu ermitteln und die Abrechnung zu erstellen (Abb. 2). Der Bauabschnitt umfasst die Sanierung der Rampe Ost und der Rampenbrücke Ost. So werden die Kappen, Abdichtungen und Geländer der Gehwege und die Spindeltreppe erneuert sowie zwischen der Rampenbrücke Ost und dem Hauptbauwerk zwei Lager ausgetauscht (Abb. 3 u. 4). Um die Baustelle abzurechnen, setzt Pfleghar das Programm für Aufmaß, Mengenermittlung sowie Bauabrechnung des Bonner Softwarehauses MWM Software & Beratung ein, mit dem er schon erfolgreich seit 2009 arbeitet.

LV in Datenart 86 einlesen
Von Storz erhält Pfleghar das Leistungsverzeichnis der Baustelle in der Datenart 86 und liest es in MWM-Libero ein. Vorab klärt er jedoch mit seinem Auftrag­geber in welcher Ausgabe der REB – 1979 oder 2009 – gearbeitet werden soll, damit es nicht später zu Schwierigkeiten beim Datenaustausch kommt. Auch erstellt er im Programm eine Kriterienliste, anhand derer die Rechnungen dem entsprechenden Kostenträger zugeordnet werden können. So ist zum Beispiel für die Spindeltreppe das Stadtbauamt der Rechnungsempfänger und für die Arbeiten an der Rampenbrücke die Freiburger Verkehrs AG. Da sich manche Nachunternehmer auch die Leistungen von Pfleghar erfassen lassen, erstellt er noch ein Nachunternehmerkriterium. Darüber hinaus definiert er mit dem Auftraggeber, wer in welchem Blattbereich arbeitet, damit der Datenaustausch mittels der DA11/X31-Datei funktioniert.

In regelmäßigen Abständen, manchmal mehrmals in der Woche, besucht der Bautechniker die Baustelle zwecks Mengenermittlung. Pfleghar dazu: „Ich bin überzeugt, dass man nur ordentlich abrechnen kann und dass keine Positionen vergessen werden, wenn man mit dem Polier und Bauleiter, die beide das Leistungsverzeichnis gut kennen, in ständigem Kontakt steht.“ Denn so erfährt der Abrechner, ob z. B. noch nachträglich erbrachte Leistungen über einen Nachtrag abgerechnet werden müssen.
 

Differenzliste als Basis für Besprechungen
Als Basis für die Besprechungen dient Tobias Pfleghar die in MWM-Libero erstellte Differenzliste, auch als Liste der „Über- und Unterschreitungen“ oder als „Soll-Ist-Vergleich“ bezeichnet. Denn in dieser kann er die ausgeschriebenen und beauftragten Leistungsverzeichnismengen mit den erfassten oder abge­rechneten Mengen darstellen. Pfleghar erklärt: „Immer wieder stelle ich fest, dass schnell ausgeführte Arbeiten nicht aufgeschrieben werden. Mit dieser Vorgehensweise können wir sie erfassen und abrechnen.“

Da bei großen Projekten die Differenz­listen sehr umfangreich sein können, bietet das Programm die Möglichkeit, diese zu filtern. Auswertungen wie „Zeige mir nur die Positionen, die noch nicht abgerechnet sind“ oder „Zeige mir nur die Positionen, die weniger als 90 Prozent Abrechnungssumme haben“ können so schnell erstellt werden.

Memotexte sind hilfreich
Hilfreich für den Abrechner ist die Möglichkeit, zu jeder Position einen Memotext anzulegen. „Damit mache ich mir Notizen, dokumentiere Anmerkungen des Bauleiters oder des Poliers in Bezug auf die Abrechnung der jeweiligen Positionen. Dies können Veränderungen im Bauablauf, zurückgestellte Abrechnungen, fehlende Protokolle, Hinweise zum Grad der Fertigstellung etc. sein.“ Zwecks Übersichtlichkeit lässt er diese Positionen automatisch in der Baumstruktur markieren und in eine interne Liste drucken. In „offiziellen“ Ausdrucken erscheinen diese Notizen allerdings nicht. Mit einer Suchfunktion kann Tobias Pfleghar auch bei großen Baumaßnahmen schnell auf seine Notizen zugreifen. Zu Dokumentationszwecken kann er mittels einer Vorlage gezielt Memotexte mit ausgewählten Stichwörtern ausdrucken und erzeugt so einfach und schnell To-do-Listen. „Bei langen Laufzeiten der Baustellen kann ich noch nach Jahren schnell auf meine Notizen zugreifen und diese dem Auftraggeber gegenüber dokumentieren“, meint der Abrechner.
 

Am Monatsende druckt Pfleghar die Mengenermittlung in eine PDF-Datei inklusive eines Deckblatts, in der alle benötigen Informationen aufgeführt sind, und schickt diese sowie das Libero-Projekt seinem Auftraggeber. Storz arbeitet selbst mit MWM-Libero und kann daher das Projekt einlesen. Da alle Informationen nachvollziehbar aufgeführt sind, steht der monatlichen Rechnungsstellung, aufgeteilt entsprechend der beiden Kostenträger, nichts im Wege. Sollte der Auftraggeber ein anderes Abrechnungsprogramm benutzen, kann das Projekt in dieses ebenfalls eingelesen werden, da über die X31-Datei die Kriterien mit ausgegeben werden.

Nachvollziehbarkeit und die richtige Sicht auf die Daten
Mit MWM-Libero sind für den Bautechniker ein schnelles Arbeiten sowie jederzeit eine Nachvollziehbarkeit der Daten möglich. So kann Tobias Pfleghar eine eingescannte Skizze an das entsprechende Aufmaßblatt anfügen und seine Bauabrechnungen nicht nur mit Fotos, sondern auch mittels PDF-Dateien dokumentieren. Auch kann er die Mengenermittlung mit einem A4-Ausschnitt aus einer CAD-Zeichnung erläutern. Das Programm ergänzt die einzelne PDF-Seite mit einer Projektüberschrift und einer neuen Seitennummer. Damit ist der komplette Ausdruck – Mengenermittlung und integrierte PDF-Dateien – revisionssicher beschriftet und nummeriert.

Laut Pfleghar ist MWM-Libero trotz der umfangreichen Funktionalitäten äußerst anwenderfreundlich in der Bedienung. Wichtig für ihn sei, dass jederzeit eine Übersicht über den Leistungsstand vorliege sowie nach vielfältigen Kriterien selektiert werden kann. „So kann ich z. B. schnell einen Massendruck nur von der Rampenbrücke Ost erstellen.“ 
 

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