Teamwork im Planerbüro

Vier dezentrale Arbeitsplätze – eine Planungsdatei

bauplaner 10/2020
Black Box Deutschland GmbH
Hard- und Software

Außerordentliche Ereignisse wie die Corona-Krise, die uns noch lange beschäftigen wird, bleiben auch in Zukunft nicht planbar. Doch viele Ingenieur- und Architekturbüros konnten innerhalb weniger Tage ihre BIM-Projekte auf eine dezentrale Bearbeitung umstellen und die Teams im mitarbeitereigenen Home-Office schnell an die weitere Projektbearbeitung gehen. Archicad unterstützt seine Kunden hierbei unter anderem mit seinen Teamwork-Lösungen.

Ohne Frage: Die Situation im Jahr 2020 stellt jedes Planerbüro auf der Welt vor außergewöhnliche Herausforderungen. Dennoch erkennen viele die Chancen, die eine weitere Digitalisierung der eigenen Büroprozesse in der Zukunft mit sich bringt. Hinzu kommt, dass sich mithilfe innovativer technischer Lösungen der Arbeitsalltag weiter vereinfachen und ein Bauvorhaben effizient vom Planungsteam vorantreiben lässt.
Graphisoft unterstützt mit Archicad die gemeinsame Arbeit mehrerer Planer in nur einer Datei – und zwar unabhängig vom Arbeitsort. Die in die BIM-Planungssoftware integrierte Teamwork-Lösung ermöglicht dieses wichtige Feature. Aber wie funktioniert das in der Praxis? Um den bisherigen Planungsalltag nachzuvollziehen und die Optionen von Teamwork aufzuzeigen, sei das folgende Beispiel gegeben.

Teamarbeit: Schlüssel zur erfolgreichen Projektplanung

Ein neues Bürogebäude für einen regionalen Lebensmittelhersteller ist in der Planung. Das beauftragte Planungsbüro hat bereits den Vorentwurf geplant und weitgehend abgeschlossen. Gemeinsam mit dem Bauherrn wurde das Raumprogramm besprochen, eine erste grobe Raumaufteilung liegt vor und die Materialien der Gebäudehülle sind vorfixiert.
Damit das fiktive Projekt zügig voranschreitet, sind vier ebenfalls fiktive Personen in die Planung eingebunden:

1. Holger: Er detailliert die Fassade und erarbeitet dabei zusätzliche Varianten für die Fensteraufteilung.

2. Michael: Er passt die abgestimmte Raumaufteilung ans Raumprogramm an. Erbearbeitet dabei die Innenwände im Planungsmodell und vergibt Raum- sowie Türnummern.

3. Evelyn: Sie verantwortet den kompletten Innenausbau und die Möblierung, unter anderem die Lage und Zuordnung der Arbeitsplätze.

4. Max plant die Sanitärräume und Teeküchen. Dabei ermittelt er ergänzend die spezifischen Anforderungen für diese Nutzungsbereiche.

Die dargestellte Arbeitssituation mit den verschiedenen Beteiligten ist die gelebte Realität in der Planung. Denn Planung ist seit jeher Teamwork. Und in der Planung hängt, wie später im fertigen Gebäude, alles miteinander zusammen. So beispielsweise die Bauwerkskonstruktion und die Lage von Innenwänden. Sie stehen im engen Zusammenhang mit der Fensteraufteilung, den erforderlichen Raumgrößen, den Anforderungen an die Arbeitsplätze, die Haustechnik oder den Brand- und Schallschutz. An dieser Stelle unterstützt die Archicad-Teamwork-Lösung den Architekten oder Ingenieur: Sie berücksichtigt seine prozesshafte Arbeitsweise und gewährt schnell, flexibel sowie sicher Zugriff auf einzelne Bauteile oder mehrere Elemente gleichzeitig.

Unterstützung der Planungsteams

Zurück zum Beispielprojekt: Vorentwurf, Raumprogramm sowie die Raumaufteilung liegen vor und die Gebäudehülle ist grob fixiert. Alle vier Teammitglieder arbeiten im selben Gebäudemodell, jeder an seinem eigenen Computer. Alle nutzen für dieses Projekt Teamwork in Archicad, das zum Beispiel für Änderungen von Innenwänden im Gebäudemodell eingesetzt werden soll.

1. Bearbeiter Holger möchte wegen der Anpassung der Fensteraufteilung in der Fassade einige der Innenwände verschieben. Architektenkollege Michael jedoch, der die Raumaufteilung plant, hat diese Innenwände aktuell in Archicad für seine Bearbeitung reserviert. Das sieht Holger im Planungsprogramm und kann sie daher nicht bearbeiten (Abb. 1).

2. Holger wählt deshalb durch einen Mausklick die betroffenen Innenwände zur Bearbeitung aus und fragt die notwendige Freigabe bei Michael an (Abb. 2). Michael stimmt per Mausklick zu und gibt damit die gewünschten Innenwände an Holger frei. Damit lassen sich die Innenwände für Holger bearbeiten und sind gleichzeitig für ihn reserviert.

3. Teammitglied Holger kann nun seine Änderungen vornehmen, die Innenwände verschieben und anpassen (Abb. 3). Seine Korrekturen werden damit in das gemeinsame zentrale Gebäudemodell übertragen. Andere Kollegen können an den Innenwänden, solange Holger sie reserviert hat, nicht arbeiten. Danach gibt er sie frei.

4. Michael, der sich mit der Raumaufteilung des Bürohauses beschäftigt, sieht am Monitor, dass die Innenwände von Holger wieder freigegeben sind. Er kann nun weiter daran planen und möchte sie für sich reservieren. Damit das möglich ist, muss er jedoch mit „Empfangen & Reservieren“ die von Holger bearbeiteten Innenwände vorher aktualisieren (Abb. 4).

5. Um seine anderen Teamkollegen über die Veränderungen bei den Innenwänden zu informieren, hat Holger in der Zwischenzeit eine Nachricht in Archicad an sie geschickt.

6. Die Teamkollegen Evelyn und Max arbeiten eigentlich an einer anderen Stelle der Planung. Dennoch interessieren sie sich für Holgers Anpassungen, denn die Innenwände sind ebenso für Evelyns Planungen (Inneneinrichtung, Arbeitsplätze) und die von Max (Sanitärräume, Teeküchen) relevant. Sie klicken daher mit der Maus auf „Senden/Empfangen“. So werden die Änderungen, wie zuvor schon bei Michael, auch auf ihren Bildschirmen sichtbar.

7. In Archicad Teamwork lassen sich jedes Bauteil einzeln oder mehrere Bauteile gleichzeitig reservieren. Holger hätte also nicht nur eine oder einige wenige Innenwände reservieren und bearbeiten können, sondern ebenso alle Innenwände gleichzeitig. Genauso ist es mit anderen Bauteilen: Sollen beispielsweise Änderungen an allen Fenstern im Gebäudemodell vorgenommen werden, reserviert Holger einfach alle Fenster gleichzeitig.
Archicad arbeitet grundsätzlich 3D- und bauteilorientiert. Somit lässt sich alles, was ein Bauteil ist, in Teamwork reservieren: Wände, Stützen, Decken, Türen, Fenster – was auch immer. Ebenso ist die Reservierung eines oder mehrerer Geschosse, eines Grundrisses, Gebäudeschnitts oder Planlayouts möglich. Das alles ist schnell und sicher sowie direkt im Planungsprogramm möglich.

Wie funktioniert der Einsatz von Teamwork im Projekt technisch?

In Archicad Teamwork gibt es dafür ein zentrales Gebäudemodell. Auf den Rechnern der vier Projektbearbeiter liegt jeweils eine Kopie dieses zentralen Gebäudemodells.
Jeder der vier Bearbeiter im Projektbeispiel arbeitet an seinem Computer und hat eine lokale Kopie des gesamten Projektes auf seinem Computer. Allerdings sind alle lokalen Kopien der Teammitglieder über Teamwork miteinander verbunden.
Möchte einer der Bearbeiter nun ein Bauteil verändern, muss er dieses Bauteil für sich reservieren. Archicad Teamwork sperrt dann dieses Bauteil für die anderen Projektbearbeiter.
Ist das Bauteil geändert und vom Bearbeiter wieder freigegeben, sendet sein Computer die Änderungen an das zentrale Gebäudemodell. Dadurch ist das zentrale Gebäudemodell stets aktuell.
Die Kopien des zentralen Gebäudemodells auf den anderen Rechnern werden aktualisiert, wenn die Bearbeiter auf „Senden/Empfangen“ klicken. Damit wird ihre lokale Kopie des Gebäudemodells auf ihrem Computer um alle Änderungen aktualisiert.
Ein besonderer Kniff macht diese Übertragungen dabei rasend schnell: Wird beispielsweise eine Wand verschoben, überträgt Archicad Teamwork nur die veränderten Positionsangaben dieser Wand. Das sind dann nur wenige Daten-Bits, was sich stark auf die Schnelligkeit auswirkt.
In der Softwarebranche wird eine solche Änderung gern „Delta“ genannt. Graphisoft nennt die Technologie, die nur die Änderungen verschickt, die sogenannte „Delta“-Technologie, die das Unternehmen entwickelte und patentieren ließ.
Die Technologie, wie ein zentrales Gebäudemodell und lokale Kopien in Archicad Teamwork miteinander verbunden sind, ist eine Cloudlösung. Die vier Rechner der Bearbeiter Evelyn, Holger, Max und Michael und der Server, auf dem das zentrale Gebäudemodell liegt, bilden zusammen eine Cloud. Der Server steht dabei ebenfalls in ihrem Büro. Hat das Planungsbüro mehrere Standorte, ist das kein Problem. Die Mitarbeiter an anderen Standorten können sich via Internet mit dem zentralen Gebäudemodell auf dem Büroserver verbinden.
Die BIM-Planungssoftware, mit der die Bearbeiter unseres Beispiels arbeiten, ist Archicad. Archicad Teamwork vernetzt die Rechner und lokalen Kopien des Gebäudemodells mit dem zentralen Büroserver und dem darauf gespeicherten zentralen Gebäudemodell. Diese Arbeitsweise ermöglicht somit eine büroeigene Cloud, in der gemeinsam an einem BIM-Modell gearbeitet wird – eine BIMcloud. So heißt auch die Software, mit der mehrere Rechner in Archicad Teamwork vernetzt werden.
Die Basisversion, BIMcloud basic, ist im Preis jeder Archicad-Lizenz bereits inbegriffen. Die kostenpflichtige BIMcloud bietet darüber hinaus erweiterte Funktionen für große Teams und Projekte und für noch mehr Effizienz in der Planung. Neu hinzugekommen ist zudem eine dritte Variante des „Teamwork“. Bei ihr betreibt Graphisoft für jeden Kunden eine „BIMcloud as a Service“: Die Nutzer greifen per gesicherter Internetverbindung (https://) auf die von Graphisoft betriebene BIMcloud zu. Der größte Vorteil dieser Lösung ist, dass ein Kunde kein technisches Know-how benötigt, um die eigene BIMcloud einzurichten und zu betreiben.

www.graphisoft.de

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