Mit der Zielsetzung einer nachhaltigen Stadtentwicklung entsteht in Kassel auf dem Gelände einer ehemaligen Brauerei ein lebendiges neues Stadtquartier, das unterschiedliche Wohn- und Arbeitsbedürfnisse miteinander vereinen soll. Ein Ankerobjekt des Martini-Quartiers ist das moderne Studentenwohnheim auf der Südseite des Areals.
Das Objekt in Kassel ist eines von ursprünglich 20 vom damaligen Bundesbauministerium geförderten Projekten der Ausschreibung „Variowohnen“. Geplant wurde von Anfang an nach den Anforderungen eines BIM-Projekts. Eine Studie der TU Bielefeld begleitete den Projektverlauf im Vergleich zur herkömmlichen Bauweise ohne BIM-Prozess. Errichtet wurde der massive Mehrgeschossbau vom Büro Schulze Schulze Berger Architekten in Zusammenarbeit mit der Eisfeld Ingenieure AG. Beim Baustoff fiel die Wahl auf eine Kombination aus „Ytong Porenbeton“ im Großformat und „Silka Kalksandstein“, auch da die Firma Xella als Hersteller dieser Produkte bereits Erfahrung im Bereich der digitalen Planung nachweisen konnte. Mit „blue.sprint“ bietet sie ein leistungsfähiges Planungstool zur Objekt-Modellierung, effizienten Produktion und Logistik.
Vario-Wohnungen mit Gemeinschaftsräumen
Im Rahmen der Neugestaltung des Martini-Quartiers im Kasseler Stadtteil Vorderer Westen entstanden auf 1.900 Quadratmetern 41 variable Wohnungen für Studierende und Auszubildende, die später flexibel den besonderen Anforderungen von unterschiedlichen Nutzergruppen angepasst werden können, zum Beispiel für barrierefreies oder altengerechtes Wohnen. Zwei große Gruppenräume, die auf insgesamt rund 100 Quadratmetern als Bibliothek und Lounge-Raum dienen, runden das Projekt ab. Im Frühjahr 2019 erfolgte der Spatenstich; im Spätsommer 2020 wurde das vom Unternehmen Variowohnen Kassel in Auftrag gegebene Objekt fertiggestellt.
Um die 41 Wohneinheiten effizient, schnell und kostenbewusst umzusetzen, nutzte Eisfeld Ingenieure bereits in der Planungsphase den Xella-Planungsservice blue.sprint. Damit wurde ein digitales Abbild der Gebäudehülle – ein BIM-Modell – erstellt, welches nicht nur die Materialauswahl optimiert, sondern auch eine enorme Flexibilität bei notwendigen Anpassungen ermöglicht. Das sogenannte „Kasseler Modell“ steht für eine parallele statt serielle Projektbearbeitung aller Beteiligten – von der Verwaltung bis hin zur Baufirma.
Das Martini-Quartier
Bei der Entwicklung des Martini-Quartier stand die Schaffung eines lebendigen und vielfältigen neuen Stadtteils im Herzen von Kassel im Vordergrund. Das 1,5 Hektar große Gelände einer ehemaligen Brauerei verwandelt sich gerade in einen zukunftsträchtigen Wohn- und Gewerbestandort mit viel Interaktionsraum in Form von Cafés, Geschäften und Co-Working-Spaces. Das im Rahmen eines Bundesforschungsprojektes entwickelte Studentenwohnheim im Martini-Quartier zeichnet sich durch einen nachhaltigen und bezahlbaren Wohnraum aus, der bei hoher architektonischer Qualität flexibel nutzbar ist. Außerdem soll der Bau die studentische Interaktion ermöglichen und fördern. Eine weitere Besonderheit dieses Projekts: Die großzügigen Dachterrassen sind nicht wie sonst üblich den Mietern der Wohnungen im obersten Geschoss vorbehalten, sondern stehen allen Bewohnern des Studentenwohnheims zur Verfügung.
Schneller Baufortschritt
Wie alle Objekte, die auf dem alten Brauereigelände entstehen, unterliegt auch das Studentenwohnheim dem Anspruch an qualitativ hochwertige städtebauliche und architektonische Lösungen. Der Baukörper zeichnet sich durch eine klassische, ruhige Lochfassade mit geschossweise divergierender Fensteranordnung aus. Während die Außenwände im Untergeschoss aus Beton in einer Stärke von 24 Zentimetern erbaut wurden, fiel die Wahl für die oberen Stockwerke auf Ytong Porenbeton von Xella. Das Material überzeugte die Verantwortlichen aufgrund zahlreicher Produkteigenschaften, die dem Einsatz auf ca. 1.700 Quadratmeter Wandfläche mehr als gerecht werden. So weist der massive Baustoff nicht nur vorbildliche Werte im Bereich Wärmedämmung auf und erfüllt den geltenden EnEV-Standard im monolithischen Wandaufbau ohne zusätzliches Dämmsystem, sondern verkürzt in Form von großformatigen Systemwandelementen auch die Bauzeit deutlich. „Die größte Herausforderung besteht für uns darin, Objekte effizient zu planen und termingerecht zu realisieren. Schließlich ist jede Stunde Mehrarbeit auf der Baustelle mit Zusatzkosten verbunden“, erklärt Markus Ernst, Bauleiter bei Eisfeld Ingenieure. „Gleichzeitig muss jedoch eine hohe Rohbauqualität gewährleistet sein“, führt er weiter aus. „Die Möglichkeit, das Projekt vom ersten Tag an gemeinsam mit Xella digital im BIM-Model zu planen und umzusetzen, sowie die Baustoffqualität haben schließlich den Ausschlag zur Zusammenarbeit gegeben. Außerdem achten wir bei der Auswahl unserer Partner auf das Thema Nachhaltigkeit. Ytong ist zum einen ein mineralischer, natürlicher Baustoff, der keinerlei chemische Zusätze enthält und äußerst langlebig ist. Zum anderen lässt er sich auch wiederverwerten, was gerade in Hinblick auf das Thema Kreislaufwirtschaft enorm an Relevanz gewinnt. Diese Summe an Vorteilen hat uns schlussendlich überzeugt.“