Anfang Februar lud die blickfang Hamburg bereits zum sechsten Mal zum Designshopping. 10.200 Besucher pilgerten in die Deichtorhallen, um in die Szene einzutauchen, Designer kennenzulernen und Lieblingsstücke heimzunehmen – beispielsweise von den blickfang Designpreis Gewinnern Jan Cray und Lothar Daniel Bechtold.
Hamburg und Design, das passe einfach zusammen, so blickfang Geschäftsführerin Jennifer Reaves. Aus gutem Grund: Vom 2. bis 4. Februar gastierte die blickfang Hamburg zum sechsten Mal in der Hansestadt, und 10.200 Besucher nutzten die Gelegenheit, in den Deichtorhallen Designer kennen zu lernen, in die Szene einzutauchen und Lieblingsstücke mit heim zu nehmen. Anderthalb Jahre Abstand zur letzten Ausgabe hatte bei Besuchern und Ausstellern gleichermaßen für ein Sehnsuchtsflimmern gesorgt – und das war vom Aufbau an spürbar. Schon am Vorabend der blickfang habe in den Deichtorhallen eine fantastische Stimmung geherrscht, so Reaves. Die Designer seien euphorisch gewesen, endlich wieder in Hamburg und an diesem fantastischen Ort ihre Entwürfe zu zeigen. Und das habe auch die Stimmung der Besucher wiedergespiegelt. blickfang, Deichtorhallen und Hamburg – das sei ein Perfect Match.
Mit verschiedenen Sonderschauen und Rahmenprogrammpunkten sorgten die Messemacher dafür, dass aus dem Match eine tiefe Beziehung wachsen kann. Beispielsweise lenkten Sonderschauen den Blick auf das Designgeschehen der Niederlande und Österreich In den „Hamburger Ateliers“ zeigten vier lokale Modelabels, welche Arbeitsschritte vor einem fertigen Kleidungsstück liegen. Auch das Salonfrühstück, zu dem das Urlaubsland Österreich lud, vertiefte die Liaison: Szenegrößen wie Thomas Feichtner und Gregor Eichinger sprachen über ihr Schaffen und ihr abwechslungsreiches Kreativleben. Eichinger unterstrich dabei die Relevanz des blickfang-Konzepts, Designer direkt mit möglichen Kunden zusammenzubringen. Heutzutage sei es selbstverständlich, dass Geschichten erzählt würden, um Konsum anzuregen – selbst, wenn man einen Burger essen wolle, befände man sich in einem durchkalkulierten Stage Set. Auf der blickfang jedoch finde Avantgarde statt – weil dort echte Geschichten erzählt werde. Das blickfang-Erlebnis sei authentisch und ursprünglich, und nicht vom Marketing und BWL getrieben. Das sei eine emotionale Komponente, die in unserer Wissensgesellschaft immer wichtiger werde – und die Währung, in der man in der Zukunft den Wert von Dingen messen werde.
Besondere Wertschätzung drückt auch der blickfangDesignpreis aus, den die Fachjuroren Babette Peters von designxport, Tammo Schwitters von „Der neue Beckmann“ und PR- Beraterin Helena Reich am Eröffnungsfreitag vergaben. Mit dem Hamburger Möbelunternehmer Jan Cray und dem Modeschöpfer Lothar Daniel Bechtold ehrten sie zwei Aussteller, die im Nischenmarkt des unabhängig produzierten Designs erfolgreiche Unternehmen aufgebaut haben.
blickfang Designpreis „Möbel & Produkt“: Jan Cray
Jan Cray ist blickfang Stammbesuchern längst ein Name: In seiner Hamburger Werkstatt fertigt er Möbel aus Altholz und gefaltetem, bunt eloxiertem Metall. Mit Tischen, Hockern und Bänken am Markt längst etabliert, wagt er sich nun an ein neues Level der Innenausstattung heran: Die Küche. Sein modulares System ist bis ins Detail durchdacht. Gaskocher wachsen fugenlos aus der Arbeitsplatte; eine sanft gesenkte, heizbare Edelstahlplatte ist Topf und Herd zugleich; ein Wandmodul schafft leicht zugänglichen und flexiblen Stauraum über dem Arbeitsbereich.
Damit trifft er den Zeitgeist, wie Designpreis Jurorin Helena Reich betonte. Einbauküchen seien nicht mehr zeitgemäß. Jan Crays Entwurf sei unkompliziert und flexibel – wie gemacht für Leute, die auch mal umzögen. Die gelungene Materialkombination von Holz, Metall und Arbeitsflächen aus Stahl oder Corian überzeugten wiederum Tammo Schwitters. Der Materialmix erzeuge Wärme und Gemütlichkeit. Zudem sei die Präsentation professionell und zielgerichtet: Der Stand sei auf einem anderen Level als viele andere Inszenierungen. Die Jury war sich einstimmig einig: Jan Cray ist verdienter Sieger des blickfangDesignpreis „Möbel & Produkt“ der blickfang Hamburg.
blickfang Designpreis „Mode & Schmuck“: Lothar Daniel Bechtold
Ein Designer, der den Menschen voranstellt: Das ist Lothar Daniel Bechtold. Bei ihm erhält man keine Stangenware, sondern individuell angepasste Kleidungsstücke; nicht ohne Grund ist Bechtold auf der blickfang am griffbereit über die Schulter geworfenen Maßband zu erkennen. Seine Ruhe für jeden einzelnen Kunden ist Bechtolds persönliche Rebellion gegen das Modesystem. Bei der blickfang Designpreisverleihung nahm er die Zuhörer mit durch seinen ungewöhnlichen Werdegang: Er hatte industriell nähen gelernt und bei einer bekannten Marke Karriere gemacht. Doch bei Auslandsaufenthalten erlebte er hautnah die Bedingungen, unter denen Textilien produziert werden – und zog die Reißleine. Da er nähen konnte, waren Einzelanfertigungen für Freunde und Bekannte zunächst ein Zubrot; doch mit der ersten blickfang-Messe änderte sich alles. Jemand habe zu ihm gesagt, dass er auf die blickfang müsse; er habe bis dahin nie davon gehört, aber weil die blickfang Zürich die nächste war, bei der ein Platz frei war, sei er mit ein paar Mänteln und Jäckchen hingefahren. Zurück sei er mit nichts gekommen. Das legte den Grundstein für sein Unternehmen, in dem er mittlerweile zehn Mitarbeiter beschäftigt. In jeder der blickfang-Städte hat er einen Kreis an Stammkunden – Menschen, die immer wieder kommen, weil bei Bechtold die Person und nicht die Entwürfe in den Vordergrund stellt. In der Zeit, wo Design immer schneller werde, gebe Lothar Daniel Bechtold ein Gegenstatement, so Designpreis Jurorin Babette Peters. Seine Entwürfe seien urban tauglich, klar und rational; er fertige etwas, das bleibe. Das unterstreicht auch der blickfang Designpreis – mit ihm gehört Lothar Daniel Bechtold zu den wenigen blickfang-Designern, die ihn bereits zweimal gewonnen haben.