Auf eine Baugenehmigung muss man in Deutschland oft lange warten. Unvollständige oder fehlerhafte Bauanträge, komplexe Bauvorhaben, Fachkräftemangel in Baubehörden – sechs Monate oder mehr sind keine Seltenheit. Zeit, in der Termine verstreichen, Baukosten steigen, Investoren ungeduldig werden. Das neue Landesprojekt „Innovation in der Bauwirtschaft“ soll diese Prozesse nun forcieren.
„BIM ist WIN – Die Zukunft des digitalen Planens und Bauens findet in Nordrhein-Westfalen statt", meint sagte Ina Scharrenbach, für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen. An der Ruhr-Universität Bochum werde die Umsetzung von BIM-basierten Baugenehmigungsverfahren in fünf Pilotkommunen erprobt und durch eine umfassende Machbarkeitsstudie dokumentiert. „Der BIM-basierte Bauantrag ermöglicht einen vollständig digitalen Prozess von der Planung bis zur Genehmigung – einschließlich automatisierter Vorprüfungen." Dies vereinfache und beschleunige den Genehmigungsprozess erheblich. „Damit läuten wir die nächste Stufe in der Digitalisierung des Bauwesens ein: Digitalisierung setzt Standardisierung von Gesetzen und Vorschriften und Automatisation voraus", betont Scharrenbach.
Digitales 3D-Modell ersetzt Papierpläne
Bauprojekte werden heute häufig mittels Building Information Modelling – kurz BIM – geplant: Das Gebäude wird dabei mit allen notwendigen Informationen in Form eines 3D-Modells digital erstellt. In zwei Vorgänger-Projekten haben die Bochumer Forschenden Möglichkeiten entwickelt, den Bauantrag auf Basis dieser Daten digital zu stellen. Das Konzept basiert auf offenen und herstellerneutralen Standards.
„Wie bei der Steuererklärung werden die benötigen Informationen dabei standardisiert erfasst und vom System in einem ersten Schritt schon auf Vollständigkeit und Plausibilität geprüft, bevor der Architekt oder die Architektin den Antrag abschickt“, erklärt Markus König. Mitarbeitende der Bauaufsichtsbehörden können Anforderungen wie etwa zur Einhaltung von Barrierefreiheit oder des Brandschutzes direkt am Modell überprüfen und es gegebenenfalls mit Notizen versehen. Die manuelle Prüfung von Papierplänen fällt weg. „Insgesamt macht das den Prozess für beide Seiten transparenter und effizienter“, so Markus König. Sollte sich dieses Vorgehen im aktuellen Projekt bewähren, könnte es landes- und bundesweit übernommen werden.
http://www.ruhr-uni-bochum.de/