Seit Jahren diskutieren die Protagonisten der Baubranche die Risiken und Aufwände einer konsequenten BIM-Nutzung. Chancen und Nutzen treten dabei immer wieder in den Hintergrund. Während sich die BIM-gestützte Kommunikation zwischen unterschiedlichen CAD-Systemen und der Industrie regelmäßig großer Aufmerksamkeit erfreut, bleiben die nachfolgenden Planungsprozesse oft im Hintergrund. Das wird den vielseitigen und praxisgerechten Lösungsmöglichkeiten nicht gerecht.
Lassen Sie uns einen Blick auf die zeit- und ressourcensparende Nutzung der Bauteilmengen im CAD-Modell sprechen. In allen Lebensbereichen übernehmen Computer für uns Menschen automatisierbare Routinearbeiten. Warum sollen Dreikant und Zeichentisch für manuelle Mengenermittlung herhalten, wenn man diese Informationen inzwischen bequem und detailliert aus dem 3D-Modell erhalten kann?
Die Nutzung der Bauwerksmengen aus dem BIM-Modell für die automatisierte Erstellung nahezu vollständiger Leistungsverzeichnisse tritt an die Stelle der bisherigen mühsamen, zeitaufwendigen und durchaus fehlerträchtigen manuellen Mengenermittlung. Die statischen Mengenlisten auf Papier oder im EXCEL-Format werden in einer AVA- und Baukostenmanagementsoftware wie California durch moderne Import- und Aktualisierungsprozesse auf Basis des offenen IFC-Standards ersetzt. Auf die direkte optische Anzeige des Zusammenhanges einer Teilleistungsposition im Leistungsverzeichnis mit dem im Bauwerksmodell geplanten Bauteil oder die automatische Aktualisierung nach Änderungen in der CAD möchten Architektinnen und Architekten ebenso wenig verzichten wie die Angehörigen der Ingenieurszunft.
Der Komfort lässt sich auch vor der Leistungsphase 6 der HOAI nutzen. In diesem Projektabschnitt werden häufig Kostenaussagen auf der Basis verdichteter Mengenansätze und Grobpositionen getroffen (Abb. 1). Deren Ziel ist es unter anderem, mittels bekannter Vergleichswerte die Plausibilität prüfen zu können und den Bauherren frühzeitig wichtige Eckdaten zur Verbesserung der Genauigkeit ihrer Budgetplanung zu liefern. Die G&W Software AG stattet dazu in ihrer AVA-Software California das Modul BIM2AVA mit einer automatisierten Mengenzuordnung aus (Abb. 2). Die Kostenplaner können im Vorfeld die benötigten Bauteilvarianten im gewünschten Detailgrad definieren. Das Programm ordnet eigenständig die vom Autorensystem über die IFC-Datei gelieferten Massen hinzu. Die schnelle Übersicht über wesentliche Kostentreiber wie Stahl, Beton oder bestimmte Bauteile ist nicht erst seit dem Wiederaufleben der Stoffpreisgleitklausel gewünscht. Die Erstellung eines detaillierten Teilleistungs-LVs ist dafür in der Regel viel zu zeitaufwendig und durch die Honorarsätze auch nicht ausreichend gedeckt.
Bei der Betrachtung von BIM sollte immer auch die Nutzbarkeit der Informationen aus vergangenen Bauvorhaben im Fokus stehen. Kann eine Software automatisch Bauteiltypen identifizieren und Massen zuordnen, ist die Suche nach Vergleichswerten aus vorhandenen Bauvorhaben nur konsequent. Im Erfolgsfall erhalten Anwenderinnen und Anwender Zuordnungen zu Leistungspositionen mit Kostengruppen der DIN 276 oder auch Schätzkosten. Neue Positionen werden im Gegenzug eigenständig in den Stammdaten ergänzt. Mit jedem Projekt wächst die Datenbasis. So werden Erfahrungen systematisch nutzbar.