Ein ungewöhnliches Projekt erhielt kürzlich den Sonderpreis Baukultur des Holzbaupreises Niedersachsen: In Clausthal-Zellerfeld wurde ein Mutterkuhstall in einer herausragend nachhaltigen und traditionellen Konstruktionsweise errichtet. Maßgeblich beteiligt an diesem Projekt waren zwei Braunschweiger Planungsbüros.
Auch, wenn das Projekt etwas aus dem Rahmen fällt – es ist ein Paradebeispiel für Regionalität und Nachhaltigkeit. Für das Gebäude wurde ausschließlich heimisches Holz verwendet: Kein Baum musste zusätzlich gefällt werden, da die 150 Jahre alte Harzer Fichte aufgrund Befalls durch Borkenkäfer sowieso schon geschlagen wurde.
Der Freilaufstall hat einen rechteckigen Grundriss, ein ungleich geneigtes Satteldach und einen Zwischenboden. Die Binderkonstruktion besteht aus Rundholz. Statisch waren die großen Rundhölzer hilfreich, um die großen Schneelasten bei 600 Metern über Meeresspiegel über die nicht unerheblichen großen Stützweiten sicher abtragen zu können. Ein einzelner herausgeschnittener Balken aus diesen Bäumen hätte nie ausreichenden Widerstand gegen die auftretende Belastung bieten können, sagen die Planungsbüros Schulte-Maron Architekten und W+S Westphal Ingenieurbüro für Bautechnik GmbH. Wenngleich die baulichen Vorgaben und Merkmale des Ortes in exponierter Lage mit entwurfsbestimmend waren, so entspricht das Gebäude in der Belichtung und Durchlüftung, in der Funktionalität, aber auch der räumlichen Atmosphäre einer Stallhaltung, die vor allem vom Gedanken ans Tierwohl geprägt ist. Durch den hohen Anteil an Eigenleistung, die individuelle Planung und die Nutzung regionaler Ressourcen entstand ein extrem nachhaltiges und zugleich architektonisch anspruchsvolles landwirtschaftliches Gebäude. Unter dem Motto „Architektur baut Zukunft" war das Projekt auch im Rahmen des Tags der Architektur 2022 zu besichtigen.