Der Fachjury fiel die Vorauswahl auch in diesem Jahr nicht leicht. Es galt, in den Kategorien „Fuß- und Radwegbrücken“ und „Straßen- und Eisenbahnbrücken“ aus den zahlreichen und hochwertigen Einreichungen die besten Projekte – ob Neubau oder Instandsetzung – herauszufiltern. Je zwei Auszeichnungen und ein Sieg waren zu vergeben. Erstmals gab es auch einen Sonderpreis für ein besonders nachhaltiges Projekt.
Neuartige Carbonhänger setzen Maßstäbe
Die Stadtbahnbrücke Stuttgart setzt mit dem erstmaligen Einsatz neuartiger Carbonhänger bei Stabbogenbrücken in Deutschland völlig neue Maßstäbe und erhielt dafür den Deutschen Brückenbaupreis 2023 in der Kategorie „Straßen- und Eisenbahnbrücken“. Die Jury betonte, dass durch den Einsatz dieser Carbonhänger Netzwerkbogenbrücken eine wahren Entwicklungsschub erhielten. Ausgezeichnet wurde auch die akribische Planung und begleitende Forschung, die die herausragende Ingenieurleistung ermöglichten. Das Bauwerk leistet nach Ansicht der Jury einen wertvollen Beitrag zum ressourcenschonenden Bauen.
Hamburger Touristenattraktion mit Ingenieurbaukunst
Eine Erweiterung der Modelleisenbahnanlage „Miniatur Wunderland“ in der Hamburger Speicherstadt erforderte die Verbindung zweier denkmalgeschützter Gebäude für die Ausstellungsbesucher. Die Jury würdigte die Fußgängerbrücke für ihre Ingenieurbaukunst als „minimalistischer Entwurf für anspruchsvolle Bedingungen“. Zugleich wurde die Möglichkeit der vollständigen Rückbaubarkeit mitbedacht. Die Hamburger Touristenattraktion wurde mit dem Deutschen Brückenbaupreis 2023 in der Kategorie „Fuß- und Radwegbrücken“ geehrt.
Erstmaliger Sonderpreis für Nachhaltigkeit
Der erstmalig vergebene Sonderpreis für eine herausragende Lösung oder Entwicklung auf dem Weg zum klimaneutralen Bauen ging an die Brücke Stokkumer Straße. Die Pilotbrücke, mit der ein Wirtschaftsweg über die A3 geführt wird, ist richtungsweisend bei Baugeschwindigkeit, Ressourcenschonung und CO2-Einsparung. So wurde als Baumaterial lokal anstehender Erdstoff verwendet. Das Pilotprojekt ist laut Jury „ein höchst beachtenswerter Schritt auf dem Weg zum klimaneutralen Bauen“.
Stellvertretend für ihre Teams nahmen Dipl.-Ing. Andreas Keil und sein Kollege Dipl.-Ing. Lorenz Haspel (schlaich bergermann partner sbp), Dr.-Ing. Christian Böttcher (panta ingenieure gmbh) und Dipl.-Ing. Thorsten Balder mit Dipl.-Ing. Dominik Radtke (Heitkamp Brückenbau) auf der Bühne die Preise entgegen.
Zukunftsweisende Innovationen
Seit der Auslobung des ersten Preises im Jahr 2006 gewinnen innovative Brückenertüchtigungen und -erweiterungen immer mehr an Bedeutung: So wird bei der Auswahl der ausgezeichneten Projekte nun auch der wichtige Paradigmenwechsel von Brückenneubau zu Erhaltungsbestrebungen abgebildet. Mit der erstmaligen Vergabe eines Sonderpreises für eine herausragende Lösung oder Entwicklung auf dem Weg zum klimaneutralen Bauen zeichnen die Auslober die Innovationskraft deutscher Ingenieurinnen und Ingenieure aus. Ressourcenschonende Bauweisen sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum klimaneutralen Bauen und – damit einhergehend – der Erreichung der Klimaschutzziele. Die Qualität der diesjährigen Einreichungen zeigte erneut eindrucksvoll die Tiefe des Ingenieurwissens in Deutschland. Die Verschiedenartigkeit der Vorschläge spiegelte die beeindruckende Kreativität des Berufsstands wider. Zwei Sonderfälle wurden in diesem Jahr zum Wettbewerb zugelassen: der „digitale Zwilling“ der Köhlbrandbrücke und eine THW-Behelfsbrücke.
