„Wir arbeiten daran, dass die Normenlage vereinfacht und künftig markiert wird, was unantastbare Anforderungen sind und wovon Abweichungen zulässig sein werden“, berichtete Bernreiter, der aktuell auch Vorsitzender der Bauministerkonferenz ist. Das solle dafür sorgen, dass künftig der Gebäudetyp E – das „E“ steht für „effizient“ und „einfach“ – auch tatsächlich realisiert werden könne, ohne dass Planer und Baufirmen hinterher Mangelansprüche befürchten müssten. Effizientes und einfacheres Bauen sieht der Staatsminister als ein Mittel, um schnell mehr Wohnraum zu schaffen. Er kündigte auch eine Novellierung der Bayerischen Bauordnung an. „Wir können freilich nicht auf unabdingbare Sicherheitsvorschriften verzichten, aber wir werden künftig die Möglichkeiten erleichtern, einzelne Normvorgaben auch zu unterschreiten.“ Die Überarbeitung der Bauordnung solle auch für schnellere Baugenehmigungen sorgen, indem die Genehmigungsfiktion zusätzlich auf komplexere Gebäude als Einfamilienhäuser ausgeweitet werde. Danach gelte ein Bauantrag als genehmigt, wenn nicht innerhalb einer festgelegten Frist das zuständige Bauamt etwas Abweichendes verlauten lässt. Ebenso erhoffe sich Bernreiter von zunehmender Digitalisierung der Verwaltung eine Beschleunigung.
In zahlreichen Fachvorträgen beschäftigten sich die Referenten beim Bau- und Umweltsymposium der Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwesen der THD aus verschiedenen Blickwinkeln mit dem Thema „Bauen in der Zukunft“. Dr.-Ing. Konrad Kudla zeigte in seinem Vortrag auf, welche Möglichkeiten, aber auch welche Bedürfnisse sich in Sachen Innovation für Bauunternehmen stellen werden. Arne Marx beleuchtete ein Thema, dass man auf den ersten Blick durchaus in die Rubrik „Marketinggag“ verorten könnte. In seinem Vortrag wurde anhand von zahlreichen Praxisbeispielen deutlich, dass betonieren mit dem 3D-Drucker beispielsweise im Wohnungsbau durchaus mit konventionellen Baumethoden mithalten kann, auch unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten. Innovatives Bauen aus rechtlichem Blickwinkel bewegte Prof. Dr. Jochen Markus, Honorarprofessor der Fakultät. Er stellte eine Idee für die integrierte Projektabwicklung in Mehrparteienverträgen vor.
Nach einer kurzen Podiumsdiskussion widmete sich Florian Biller der digitalen Transformation im Baumanagement. Sein Unternehmen entwickelt digitale Werkzeuge, die diese Aufgaben bei der Erstellung eines neuen Bauwerks seiner Überzeugung nach spürbar vereinfachen. „Bau-Innovation und Startups“ hatte sich Prof. Dr. Steffen Warmbold als Thema ausgesucht. Als stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Verbandes Beratender Ingenieure VDI in Berlin konnte er zahlreiche Erfahrungen aus der Verbandsarbeit mitbringen. Wie sich der Klimawandel auf die bayerischen Flüsse auswirkt, zeigte Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Rieger auf, THD-Professor für Wasserbau und Wasserwirtschaft. Anhand von Karten und Planspielen stellte er Methoden für ein künftiges Wassermanagement vor, das Veränderungen der Gewässer sowohl in Richtung des zeitweisen Austrocknens als auch in Richtung von Überschwemmungen in den Griff bekommen soll.
„Auf die Bauwirtschaft kommen große Aufgaben zu, sowohl in technischer als auch in organisatorischer Hinsicht“, fassten die beiden Symposiums Leiter Maurer und Schalk, am Ende der Veranstaltung zusammen. Sie animierten auch kleine und mittelständische Unternehmen, sich der Innovation nicht zu verschließen, sondern mit Augenmaß neue Techniken bei Planung und Herstellung von Bauwerken zu nutzen. Das Symposium begleiteten auch der neue Präsident der THD, Prof. Waldemar Berg, und die Dekanin der Fakultät, Prof. Dr.-Ing. Andrea Deininger.