Praxispremiere für zerlegbare Holz-Beton-Verbunddecken

Brüninghoff setzt erstmals trennbare HBV-Deckenelemente bei Neubau ein

Recycling • Zirkuläres Bauen
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Sesotec errichtet in Schönberg (Bayern) ein Werk mit recyclingfähigen Deckenelementen, die sich nach Ende der Nutzungszeit vollständig in ihre Bestandteile Holz und Beton zerlegen lassen. Der Neubau im Bayerischen Wald umfasst drei Werks- und Logistikhallen mit insgesamt 8.193 Quadratmetern sowie ein zweigeschossiges Bürogebäude, teilt das ausführende Bauunternehmen Brüninghoff mit.

Beim Hauptsitz von Sesotec wird im Bereich der Deckenelemente ein ressourcenschonender Materialeinsatz in Form von HBV-Decken umgesetzt. Bei dieser hybriden Bauweise werden ein Teil der mineralischen Baustoffe und Stahl durch Holz ersetzt. Holz speichert – im Gegensatz zu anorganischen Baustoffen – in der Nutzungsphase Kohlenstoff, der während des Wachstums der Bäume durch die Umwandlung von Kohlendioxid im Holz gespeichert wurde. Die Substitution mineralischer Baustoffe und die Kohlenstoffspeicherung leisten einen Beitrag zum Klimaschutz. Um den zukünftigen Ressourcenverbrauch zu senken, wird der Einsatz rückbau- und kreislauffähiger Verbundelemente angestrebt.

Kreislauffähige HBV-Elemente
Brüninghoff hat das Verbundsystem weiterentwickelt und ermöglicht den leichteren Rückbau sowie Wiedereinsatz von Holz-Beton-Verbund-Elementen. Dabei wurde die Trennbarkeit der statisch erforderlichen Vergussfuge zwischen den einzelnen Deckenelementen verbessert. Die Deckenelemente lassen sich nun leichter voneinander lösen und mit geringem Aufwand erneut verwenden (re-use). In einem zweiten Schritt kann eine sortenreine Trennung von Holz und Beton und somit getrennte Verwertung erfolgen (re-cycling).

Bei der Verbindung von Holz und Beton innerhalb eines Deckenelements setzt das Unternehmen auf statisch leistungsfähige Schubkerven. Die Vollgewindeschrauben der notwendigen Abhebesicherung werden durch ein Bauteil, das zusammen mit dem Kooperationspartner Reisser Schraubentechnik entwickelt wurde, von oben zugänglich und somit lösbar. So wird der Beton vom Holz sortenrein trennbar. Der neu entwickelte Verbinder – mit Zulassung in Form einer allgemeinen Bauartgenehmigung – erhöht die Tragfähigkeit der Abhebesicherung, sodass auf die Hälfte der sonst üblichen Schraubenanzahl verzichtet werden konnte.

Diese kreislauffähigen Deckenelemente mit dem Reisser KVB-Verbinder kommen am neuen Sesotec-Standort erstmals bei einem Bauvorhaben zum Einsatz. Sämtliche der gut 90 Deckenelemente für den Bürotrakt werden mit dem KVB-Verbinder ausgestattet. So wird der Materialkreislauf geschlossen.

Vor dem Praxiseinsatz konnten erste Ergebnisse bereits zuvor mit Hilfe eines Großversuchs am Brüninghoff-Standort Heiden erzielt werden. Dabei wurden insgesamt drei Deckenelemente mit 65 Quadratmetern Fläche realitätsnah vollständig montiert und anschließend wieder demontiert. Zwei dieser drei Deckenelemente werden direkt bei Sesotec wiedereingesetzt (re-use), das dritte wird durch Lösen der KVB-Verbinder wieder in seine Bestandteile – Holz und Beton – sortenrein zerlegt.

Ausgereifte Gebäudetechnik
Die gesamte Gebäudetechnik kommt ohne fossile Energie aus. Die energetische Planung zielt auf Energie- und Ressourceneinsparung ab. Entscheidend ist hier die Abstimmung und Verhältnismäßigkeit der Anlagentechnik.

Um die drei Hallenschiffe im Sommer zu kühlen und im Winter zu beheizen, setzt das Unternehmen bei der Gebäudeausrüstung auf Luft-Luft-Wärmepumpen. Pro Halle wird ein Lüftungsgerät eingesetzt, welches maschinell be- und entlüftet. Für das Untergeschoss und das Bürogebäude werden Sole-Wasser-Wärmepumpen genutzt. Als Wärmequelle dienen hier Geothermiebohrungen mit einer Tiefe von rund 140 Metern. Im Büro erfolgt die Wärme- und Kälteübertragung über kombinierte Heiz- und Kühlsegel, die zwischen den Rippen der HBV-Deckenelemente angeordnet sind.

Das anfallende Regenwasser wird auf den Dachflächen über Unterdruckentwässerungssysteme abgeleitet und in einer Zisterne mit 60 Kubikmetern Fassungsvermögen gesammelt. Dieses wird für die Bewässerung der Außenanlagen und für WC-Spülungen verwendet und spart Trinkwasser ein. Eine flächendeckende Brandmeldeanlage wird zur Brandfrüherkennung eingesetzt. Für die Eigenstromversorgung ist eine 516 Kilowatt-Peak PV-Anlage auf den Hallendächern eingeplant. Auch eine Ladeinfrastruktur für PKW und E-Bikes entsteht auf dem Gelände.

Der Neubau berücksichtigt mögliche zukünftige Erweiterungen. Durch den ressourcenschonenden Umgang mit den verwendeten Materialien – insbesondere durch die angepasste Gebäudetechnik und den Einbau wiederverwendbarer Deckenelemente – entsteht ein nachhaltiges Objekt. Die Fertigstellung ist für das Frühjahr 2025 geplant.

www.brueninghoff.de

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