Vor den Toren der Hauptstadt des Großherzogtums Luxemburg dominiert seit 2007 ein architektonisch beeindruckendes Bauwerk die Landschaft: das Büro- und Kongresszentrum Helios im Stadteil Gasperich. Undichtigkeiten im bisherigen Warmdach zwangen jedoch den Eigentümer zu einer Sanierung. XPS-Dämmplatten ermöglichten nicht nur die thermische Sanierung sondern auch ein Umkehrdach mit geringem Gefälle.
Zentrales Element des von Stephan Braunfels Architekten entworfenen Gebäudekomplexes ist der runde zwölfstöckige Turm. Ähnlich der Strahlen der Sonne formen sich davor fünf unterschiedlich lange Baukörper heraus. Sämtliche Fassaden des imposanten Bauwerkes sind großzügig verglast und ermöglichen somit aus allen Büros die Sicht auf die Natur sowie die Innenhöfe. 76.000 Quadratmeter Nutzfläche, die unter anderem von der Europäischen Kommission genutzt werden, verdeutlichen die Dimensionen dieses Bürokomplexes und machen ihn zu einem Wahrzeichen im Gewerbegebiet Cloche d’Or.
Abriss des Warmdaches
Nach der Fertigstellung traten jedoch auf einem der Flachdächer zwischen zwei Baukörpern wiederholt Undichtigkeiten auf. Der hinzugezogenen Gutachter setzte den Rauchgastest ein, eine spezielle Leckage-Ortung für Flachdächer ohne Auflast, und ermittelte so die Problemstellen im Bereich der Dehnungsfugen und Bauwerksanschlüsse.
Die Schadensursache war nach einigen Versuchen der Teilsanierung nur mit viel Aufwand in Form eines kompletten Abrisses des Warmdaches bis auf die Rohbetondecke zu beheben. Aufgrund der sensiblen Mieterstruktur durfte es während der Sanierung zu keinem Zeitpunkt zu einem Zustand „ohne Abdichtung“ kommen.
Darüber hinaus stellte der Eigentümer an die geplante Sanierung besondere Anforderungen: Es sollten nicht nur die in Luxemburg sehr hohen Vorgaben an die Dämmung erfüllt, sondern auch durch Absenken die quasi vorher nicht vorhandenen Anschlusshöhen hergestellt beziehungsweise verbessert werden. Das neue Umkehrdach wiederum sollte über verschiedene, teils als Außenbereich für das Konferenzzentrum nutzbare Flächen verfügen, die entweder begrünt, bekiest oder mit Natursteinplatten auf Drainagemörtel belegt werden. An einer Seite des Daches sahen die Planungen darüber hinaus für die Anlieferung der Waren oder auch für die Gartenpflege eine befahrbare Rampe vor.
Umkehrdach mit geringem Gefälle
Für den Planer und die ausführende Firma lag die Besonderheit dieser Komplettsanierung in den vorgefundenen baulichen Gegebenheiten, denn die Betondecke des Flachdaches wurde damals nahezu ohne Gefälle ausgeführt. Dieser Herausforderung wollte sich nur die Firma Austrotherm stellen, die für die Umsetzung des Bauvorhabens sowohl hinsichtlich der Dämmleistung, der Druckfestigkeit sowie der Wasserbeständigkeit leistungsstarke XPS-Platten lieferte. Zunächst musste jedoch die bisherige Dämmung auf der circa 1.200 Quadratmeter großen Dachfläche abgetragen werden. Den Dachdeckern offenbarte sich dabei ein Aufbau aus mehreren Schichten Dämmung, die jeweils durch eine Abdichtung getrennt waren. Um ein Gefälle hin zur Drainage mithilfe der Dämmung erzeugen zu können, entstanden auf diese Weise damals Schichtdicken zwischen 40 und 65 Zentimeter Höhe. Die ausführende Firma hat gemäß den Flachdachrichtlinien den Aufbau über eine Verbundabdichtung gewählt. Sollte irgendwann einmal eine Leckage auftreten, wäre diese auch leichter zu orten. Darüber hinaus wurden an den tatsächlichen Tiefpunkten Kernbohrungen durchgeführt und entsprechende Flachdachabläufe eingebaut.
Dämmplatten in verschiedenen Ausführungen
Für die Dämmung setzte man auf „Austrotherm XPS TOP 30“ mit einer Wärmeleitfähigkeit zwischen 0.035 W/(mK) und 0.036 W/(mK). Die Platten wurden je nach Bereich in unterschiedlichen Dicken verlegt und damit ein Versprung hin zur Rampe vermieden. Darauf folgten die wasserableitende, diffusionsoffene Trennlage „Austrotherm Umkehrdachvlies WA“ sowie eine Flächendrainage und unter den Fertigoberflächen eine Kiesschicht. Die benötigte Druckfestigkeit für die Rampe konnte dagegen mit „Austrotherm XPS TOP 70“ zuverlässig und unkompliziert erreicht werden. Auch hier kamen, um Versprünge auszugleichen, unterschiedliche Dicken zum Einsatz.
Das Ergebnis ist ein Umkehrdach, das als Innenhof fungiert und sich mit Hochbeeten, begrünten Flächen, bekiesten und terrassierten Wegen sowie mehreren Sitzmöglichkeiten nicht nur harmonisch in die Gesamtarchitektur des Büro- und Kongresszentrums eingliedert, sondern auch in die naturnahe Umgebung. Unabhängig vom jeweiligen Anwendungsfall ist ein Umkehrdach eine zeitgemäße und sichere Form des Bauens – auch in Bezug auf die Abfallbilanz, denn es ermöglicht eine sortenreine Trennung der Baumaterialien. Durch seinen geringen Materialeinsatz – 98 Prozent des verwendeten XPS besteht aus Luft –, seine lange Lebensdauer und der damit einhergehenden enormen Energieeinsparung hat das Umkehrdach eine positive Ökobilanz.