Ökologisch durch leicht rückbaubare Bauteile

Klebetechnologie im Holzskelettbau

Exklusiv
Deutsches Ingenieurblatt 3/2022
Teracue eyevis GmbH
Videor E. Harting GmbH
Hochbau
Objekte
Green Engineering: Umwelt, Energie, Mensch
Holz
Die markante Architektur des Innovations- und Anwendungszentrums der Jowat SE repräsentiert das Kernthema des Unternehmens: Klebetechnologie. Da diese vor allem bei Holz und Holzwerkstoffen Anwendung findet, sollte auch das Gebäude ein Holzbau werden. Entstanden ist ein zweigeschossiger Skelettbau, unter anderem aus Brettschichtholz, das ganz bewusst mit den hauseigenen Klebstoffen hergestellt wurde. Eine besonders weit gespannte Holz-Beton-Verbunddecke war außerdem die Lösung für die Geschossdecke

Wer etwas über Klebetechnologie erfahren oder sie gar hautnah erleben möchte, kann das in Detmold tun. Hier befindet sich der Stammsitz des Klebstoffherstellers Jowat. Direkt gegenüber der Produktionsstätte steht das neue Begegnungs- und Erlebniszentrum der Klebetechnologie. Das Büro- und Laborgebäude repräsentiert das Unternehmen nach außen und soll dabei seine Entwicklung als Technologie- und Innovationsmarke visualisieren.

Vor diesem Hintergrund vereint das „Haus der Technik“ die Funktion eines Forschungszentrums mit der Absicht, Besuchern und Kunden Einblicke in die Forschung, Entwicklung und Verarbeitung von Klebstoffen zu gewähren. Entsprechend verbindet das zweigeschossige, fast 9 m hohe, 84 m lange und 34 m breite Gebäude Büros, Ausstellungsräume und Werkstätten mit sogenannten Innovationslaboren sowie Schulungs- und Versammlungsräumen. An der nord-östlichen Seite des Betriebsgeländes angeordnet, ergänzt es die Bestandsgebäude auf dem Firmenareal und lässt so die Möglichkeit offen, den Unternehmenssitz zu einem späteren Zeitpunkt nochmals zu erweitern.

Entwurf und Gestaltung für einen repräsentativen und zukunftsfähigen Bau
Aufgrund der großen Bedeutung der Holz- und Möbelindustrie für die Unternehmensgruppe, in der eine Vielzahl unterschiedlichster Klebstoffe Verwendung findet, sollte das Gebäude ausdrücklich ein Holzbau werden. Ziel war außerdem, mit nachwachsenden Rohstoffen, leicht rückbaubaren Bauteilen sowie einem nachhaltigen Energiekonzept mit autarker Energieversorgung den ökologischen Fußabdruck des Neubaus so gering wie möglich zu halten. Und nicht nur das: Der im Gebäude, respektive in den Brettschicht(BS)-Holz-Bindern verwendete Klebstoff stammt auf Wunsch des Bauherrn aus dem eigenen Haus. Bei Entwurf und Ausführung des Projekts galt es, eine ingenieurholzbaugerechte planerische Lösung zu entwickeln und in enger Abstimmung mit Architekten, Tragwerksplanern und Holzbauunternehmen – mit kontinuierlicher Kosten- und Zielkontrolle – einen reibungslosen Ablauf des Projekts sicherzustellen.

Wer das Gebäude betrachtet, könnte schon aufgrund der Fassade erraten, was darin passiert: Wie Klebstofffäden ziehen sich schräg verlaufende Holzstaketen vom Boden bis zum Dach und erinnern an die Klebestoffproben, die die Techniker von Jowat im Zuge der Entwicklung neuer Produkte entnehmen. Auch die horizontale Schichtung des Gebäudes stellt eine Abstraktion aus den Schichtungen der Klebstoffproben dar: Die untere Schicht ist als Betonsockel ausgeführt und bildet die Gründung, die oberste Schicht mit ihrem markanten Dachrand aus BS-Holz stellt die Dachkonstruktion dar. Die transparent wirkende Zwischenschicht präsentiert sich in Form jener doppelten Fassade aus vorgelagerten Staketen und einer verglasten Pfosten-Riegel-Konstruktion aus Holz dahinter.

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8 Seiten

 

Bautafel

Bauvorhaben: Neubau eines Forschungs- und Schulungszentrums für Jowat in Detmold
Bauweise: Ingenieurholzbau
Baujahr: 2018 (Fertigstellung)
Gebäudekosten: ca. 6 Mio. Euro brutto (Bausumme Kostengruppe 300 + 400)
Gesamtkosten: 8 Mio. Euro brutto (Bausumme Kostengruppe 300 bis 700)

Bruttogeschossfläche (BGF): 4.996 m2
Gebäudevolumen/Bruttorauminhalt (BRI): 23.608 m3
Energiestandard: EnEV 2014 (Nichtwohngebäude)

Bauherr: Jowat SE, 32758 Detmold
Architektur: IfuH – Institut für urbanen Holzbau –, www.ifuh.org, mit ckrs Architekten, ckrs-architekten.de, und roedig schop architekten, www.roedig-schop.de, alle Berlin
Generalunternehmer und Ausführung: Ed. Züblin AG, Bereich Züblin Timber GmbH, 86551 Aichach
Herstellung (BSP und BS-Holz): Züblin Timber GmbH, Aichach
Tragwerksplaner und Bauphysik: B. Walter Ingenieurgesellschaft mbH, 52068 Aachen, www.ing-walter.de
Prüfingenieur: Volker Schiermeyer, HSW-Ingenieure, 32547 Bad Oeynhausen, www.hsw-ingenieure.de
Haustechnik: Planungsbüro Heinz Kluge, 76275 Ettlingen (HLS), www.kluge-ettlingen.de, und Schlindwein Planungsbüro für Elektrotechnik, 76646 Bruchsal
Brandschutz: Eberl-Pacan Architekten + Ingenieure Brandschutz, 10115 Berlin, brandwende.com
Auszeichnung: DA! Berlin 2020

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