Die Hansestadt Hamburg hat sich zum Ziel gesetzt, nachhaltiger zu werden. Diesen Ansatz verfolgt auch das neue Bürogebäude. Es befindet sich auf der Grenze der beiden Stadtteile Bahrenfeld und Ottensen – damit in attraktiver, gut angebundener Lage. Der Bürokomplex umfasst eine Gesamtfläche von rund 3.500 Quadratmetern. Mit seinen sechs Obergeschossen bietet das Gebäude Platz für rund 250 Arbeitsplätze.
Bauweise a la Cree Buildings-System
Die Geschossdecken des Timber Office bestehen – dem Cree-Gedanken folgend – aus einem Raster vorgefertigter Holz-Beton-Verbundelemente in den Maßen 1,25 Meter mal 6,25 Meter. Für den vertikalen Lastabtrag sorgen Betonteil- sowie Holzfassadenstützen aus Brettschichtholz mit einem quadratischen Querschnitt. Diese verfügen über ein Seitenmaß von 40 Zentimetern. Die horizontalen Lasten werden über den Treppenhauskern und die Brandwände aufgenommen. Die Anforderungen an den Brand- und Schallschutz erfüllt die hybride Konstruktion der Decke. Aufwendige Zusatzaufbauten sind so nicht notwendig.
Flexible Raumaufteilung möglich
Die Decken selbst haben eine Spannweite von 6,25 Metern und bestehen aus einer zwölf Zentimeter dicken Betonschicht, die mit einer 16 Zentimeter starken Brettsperrholzlage verzahnt wird. Die Stöße im Bereich der Unterzüge werden vor Ort kraftschlüssig vergossen. Die Randbereiche zur Fassade weisen durchgängige Betonrandbalken auf. Mit ihrer Spannweite gewährleisten die Deckenelemente eine hohe Flexibilität in der Raumaufteilung. Neben dem aussteifenden Treppenhauskern und den abschließenden Brandwänden gibt es lediglich eine weitere tragende Wand im Bereich des WC-Kernes, sodass der Mieterausbau weitgehend unabhängig und flexibel ist. Die Brettsperrholzlage aus Fichtenholz bleibt als sichtbares Gestaltungselement mit ihrer Oberfläche bestehen und sorgt so für ein besonderes Flair im Innenraum.
Grüne Hülle im Fischgrätmuster
Die Fassadenelemente sind kein Bestandteil des primären Tragwerks, sondern vorgehängt. Dies ermöglicht eine variable Ausgestaltung der Fassadenfläche. In Hamburg kamen dabei grüne Keramikfliesen zum Einsatz. Da Backsteinfassaden die umliegenden Gebäude prägen, die ursprünglich vorwiegend gewerblich genutzt wurden, greift die kleinteilige Keramikfassade des Timber Office diesen handwerklichen Charakter auf und überführt ihn in eine moderne Architektursprache. Im Fischgrätmuster gesetzt, schafft die grünschattierte Fassade ein individuelles Erscheinungsbild und setzt sich bewusst ab von den Fliesenfassaden der 1960er Jahre. Die Fassadenelemente wurde vorgefertigt,
der keramische Belag als hinterlüftete Konstruktion anschließend vor Ort als separates Element mit dem Fassadenelement verbunden.
Optimierter Bauablauf
Eine weitere Besonderheit: Die Tragwerksstützen sowie die vorgehängte Fassade wurden gemeinsam montiert. Das führte zu einem zügigen Schließen der Gebäudehülle, sodass der Bau schnell vor Wind und Wetter geschützt war. Zudem vermied der hohe Vorfertigungsgrad und der Einsatz von Holz nasse Baustoffe und damit einhergehende längere Aushärtezeiten. Mit Hilfe der BIM-gestützten Planung wurden sämtliche Abläufe für alle Projektbeteiligten transparent kommuniziert und logistische Herausforderungen frühzeitig berücksichtigt.
Unterschiedlichen Gebäudehöhen
Die sechs Stockwerke sind teilweise als Staffelgeschosse ausgebildet. Die Form des Gebäudes ergibt sich dabei einerseits aus der Forderung nach einer geschlossenen Bebauung zur Daimlerstraße und anderseits nach viel Licht und Ruhe im Innenhof. Daraus bilden sich straßenseitig fünf Vollgeschosse und ein Staffelgeschoss. Im Hof sind es zwei Vollgeschosse sowie ein Staffelgeschoss. Zusammen entsteht aus diesem Gebäudekomplex eine Formsprache mit unterschiedlichen Gebäudehöhen, einem gestaffelten Innenhof-Charakter sowie begrünten Terrassen.
Die begehbaren Außenflächen sorgen für eine besonders hohe Aufenthaltsqualität. An dieser Stelle bestehen die Dachdecken ebenfalls aus Holzbetonverbunddecken. Die Attiken der Terrassen werden von den Fassadenelemente gebildet. Ausgeführt und geplant sind die Dächer als Warmdach mit bituminöser Abdichtung, dessen Abschluss ein Holzbelag bildet. Im Innenraum sorgen eine lichte Raumhöhe von drei Metern sowie großflächige, isolierverglaste Fensterbänder für ausreichend Tageslicht. Hierfür wurde ein Hauptfassadenraster von 1,50 Meter gewählt.
Nachhaltiges Gesamtkonzept
Der nachhaltige Grundgedanke spiegelt sich nicht nur in der Holz-Hybridbauweise wider, die im Vergleich zur konventionellen Bauweise zu einer deutlichen Gewichtseinsparung und CO2-Reduktion führt. Beim Timber Office wurde zudem eine Lowtech-Strategie verfolgt, um einen niedrigen Energieverbrauch zu erzielen. So wird das Gebäude beispielsweise natürlich belüftet. Insbesondere bei den Fassaden-Rohstoffen wurde verstärktes Augenmerk auf die Wiederverwertbarkeit der eingesetzten Baumaterialen gelegt. Darüber hinaus bietet das Bürogebäude mit zwei geräumigen Aufzügen einen barrierefreien Zugang zu allen Ebenen.
Für nachhaltige Energieeinsparungen wurden zudem Präsenz- und Tageslichtsensoren für die Stehleuchten verwendet. Auf diese Weise lässt sich zusätzliche Lichtzufuhr bei Tag und an arbeitsfreien Tagen vermeiden. Nicht nur das eingesetzte Baumaterial ist beim Timber Office somit ein Faktor für das nachhaltige Gesamtkonzept, sondern auch die eigentliche Ausstattung und Gestaltung. Letztere stellt zudem einen anspruchsvollen Bezug zur historischen Umgebung her. Auf diese Weise vereint das Gebäude in seiner planerischen Gesamtheit sowohl funktionale als auch gestalterische und ökologische Ziele.
Eine Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) ist angestrebt.