Wertvolles Bauen – ein Konzept für die Gegenwart und Zukunft

Initiative fordert Perspektivwechsel

Bauplaner 11/2022
Themen
Green Engineering: Umwelt, Energie, Mensch
Energie • Klima • Dämmung
Die Klimakrise erfordert ein Umdenken in der Baukultur und stellt Architektenschaft sowie Bauplaner:innen vor dringliche Aufgaben. Dass Transformationsprozesse schnellstens in Gang gesetzt werden müssen, wissen alle Beteiligten. Doch was genau macht zukunftsfähige Gebäude eigentlich aus?

Welche Kriterien sind essenziell, um qualitativ hochwertig und zukunftsfähig zu bauen? Mit ihrer Initiative „Wertvolle Wand“ stoßen der Baustoffhersteller Saint-Gobain Weber und KS-Original, der Markenverbund mittelständischer Kalksandsteinhersteller, diesen Diskurs an und geben zugleich Antworten. Die Initiatoren plädieren dafür, wertvolles Bauen als neuen, ganzheitlichen Bewertungsmaßstab in der Baubranche und Architektur zu etablieren, statt nur einzelne Aspekte zu betrachten. Zum Konzept gehören sowohl funktionale als auch nachhaltige Merkmale, die an sich nicht neu sind – doch der Blick auf die Gesamtheit der Merkmale bietet neues Potenzial für die Schaffung zukunftsfähiger Gebäude.
 

Vorausschauend denken und planen
Eine Prämisse ist, Bauwerke von Anfang an ausreichend belastbar und flexibel zu planen und zu bauen, um auf zukünftige Bedarfsveränderungen reagieren zu können und damit die lange Nutzungsdauer von Immobilien sicherzustellen. Zugleich sollen die Gebäude wirtschaftlich attraktiv sein. Denn wertvolles Bauen ist nicht gleichzusetzen mit teurem Bauen. Es geht vielmehr um kostengünstiges Bauen mit qualitätsvollen und langlebigen Materialien und um das klimaoptimierte Errichten und Betreiben von Gebäuden. Ein Bestreben ist es darüber hinaus, dass Gebäude – ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft – selbst als eine Art Materialspeicher für neue Bauwerke fungieren. Jedoch lassen sich Baustoffe am Ende ihrer Nutzungsdauer bislang oft nicht voneinander trennen. Neben Bauweisen spielt daher auch die Wahl der Baustoffe eine wesentliche Rolle.
 

Robuste Wände als Basis
Ein Konzept benötigt handfeste Parameter. Daher konkretisiert die Initiative die Idee des wertvollen Bauens anhand des Bauteils Wand, dem als tragendes Grundgerüst eines Gebäudes besondere Bedeutung zukommt. Eine robuste, massive Konstruktion trägt wesentlich zur Langlebigkeit einer Immobilie bei. Dabei erweist sich das Prinzip der funktionsgetrennten Bauweise als besonders dauerhaft, ermöglicht sie doch die Verwendung des optimalen Baustoffs für jede Bauteilschicht ohne Zielkonflikte: Trag-, Dämm- und Witterungsschicht lassen sich gemäß den individuellen Anforderungen unabhängig voneinander konzipieren. Sollten sich diese ändern, können einzelne Schichten entsprechend modifiziert werden. Ein weiteres Plus ist, dass die Bauteilschichten separat zurückgebaut und idealerweise erneut in den Materialkreislauf zurückgeführt werden können. 
 

Eine wertvolle Wandkonstruktion
Eine praktische Umsetzung der Definition von „Wertvoller Wand“ ist eine Wandkonstruktion aus massivem KS-Mauerwerk, die mit dem vollmineralischen Wärmedamm-Verbundsystem weber.therm circle, biozidfreiem mineralischen Oberputz sowie mit Innenputz auf Kalkbasis kombiniert wird. Ein Mauerwerk aus robustem Kalksandstein erfüllt grundlegende Anforderungen an Statik, Schall- und Brandschutz sowie Raumklima, während davon unabhängig der außen angebrachte vollmineralische Wärmeschutz optimal individuell konzipiert und realisiert werden kann. Als schwerer Wandbaustoff mit hohen Rohdichten und hohen Steindruckfestigkeiten ist Kalksandstein prädestiniert für wertbeständige Konstruktionen und Lebensdauern von weit über hundert Jahren. Der Kalkanteil im Hintermauerwerk sorgt zudem dafür, dass CO2 aus der Luft neu gebunden wird. Das greift selbst im Falle einer Wiederverwertung, die mit einem tragenden Mauerwerk aus Kalksandstein zu hundert Prozent möglich ist. Gleiches gilt für das neuartiger WDV-System weber.therm circle.

Standen Wärmedämm-Verbundsysteme lange Zeit wegen der fehlenden Möglichkeit zur Trennung und zum Recycling in der Kritik, ermöglicht es einen sortenreinen Rückbau sowie die Wiederverwertung der Bestandteile. Das wird unter anderem durch eine rein mechanische Befestigung erreicht. Ein in den speziell entwickelten Armierungsputz eingebettetes Separationsgewebe sorgt dafür, dass die Putzschale beim Rückbau wieder von den Dämmplatten zu trennen ist. Die demontierten Bauteile werden als sortenreine Rohstoffe einer neuen Nutzung zugeführt. Der durchgehend mineralische Wandaufbau führt außerdem zu einer bauphysikalisch vorteilhaften, diffusionsoffenen Konstruktion und einem natürlich ausgewogenen Feuchtehaushalt im Bauteil.
 

Ganzheitlich denken und zukunftsfähig bauen
Auch wenn Multikrisen die Gegenwart prägen, sollte die aktuelle Situation den Blick auf langfristige Perspektiven nicht verstellen. Die Bauwelt benötigt eine Auseinandersetzung mit Werten, die als Grundlage für zukunftsweisende Entscheidungen dienen können. Die Initiative „Wertvolle Wand“ gibt mit ihrem ganzheitlichen Ansatz der Diskussion vielseitigen Input. Sie plädiert dafür, wertvolles Bauen als neuen, umfassenden Bewertungsmaßstab in der Baubranche und Architektur zu etablieren, statt nur einzelne Aspekte in den Blick zu nehmen. Das zeichnet eine verantwortungsvolle Baukultur für die Gegenwart und Zukunft aus.

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