Höhere Wirtschaftlichkeit durch modellbasierte Arbeitsweise

State of the Art durch BIM

Bauplaner 09/2023
Digitalisierung
BIM
Die 1992 gegründete GKK Ingenieurgesellschaft für Hochbau mbH aus Berlin ist Spezialistin für Ausschreibung, Vergabe und Überwachung aller Gewerke einschließlich TGA für den Hochbau von Großprojekten. Nach Entwürfen renommierter nationaler und internationaler Architekten realisiert das Unternehmen mit weiteren Niederlassungen in Hamburg, Frankfurt am Main, München und Düsseldorf anspruchsvolle Großbauvorhaben für institutionelle und private Bauherren.

GKK verantwortet so z. B. auch das technische Baumanagement, die BIM-basierte Ausschreibung, die Vergabe sowie die Bauüberwachung des Campus-Bürogebäudes „GIZ Campus“. Dieser von der PX G6 Grundstückswgesellschaft errichtete Neubau des sechsstöckigen Bürogebäudes in Eschborn ist mit einer Tiefgarage und Außenanlagen konzipiert (Abb. 1 u. 2). Das Projekt wird durchgängig in BIM-Planung realisiert und soll eine DGNB-Platin-Zertifizierung erhalten.  

Das Kerngeschäft der GKK umfasst die Leistungsphasen 6 (Vorbereitung der Vergabe), 7 (Mitwirkung bei der Vergabe und 8 (Objektüberwachung – Bauüberwachung und Dokumentation) nach HOAI. Dabei befindet sich GKK in einer „Sandwichposition“ zwischen Fach-/Objektplanern, die die Leistungsphasen 1 (Grundlagenermittlung) bis 5 (Ausfüh­rungsplanung) nach HOAI erbringen und den bauausführenden Firmen. Die Schnittstelle zwischen den Fach-/Objektplanern und GKK ist derzeit noch von der analogen Welt geprägt, d.h. gedruckte Baupläne oder nur eingeschränkt weiterverwendbare Digitalformate werden von den Fach-/Objektplanern an GKK übergeben. In naher Zukunft werden auch die Ingenieurgesellschaften vom digitalen Wandel in der Baubranche erfasst werden und von den Fach-/Objektplanern ausschließlich digitale Gebäudemodelle erhalten. Um sich auf das dargestellte Szenario vorzubereiten, hat die GKK-Firmenleitung vor ca. fünf Jahren beschlossen, sich mit der BIM-Thematik im Unternehmen auseinanderzusetzen. Zu diesem Zweck wurde ein internes Kernteam zum Thema BIM aufgebaut. Dieses startete mit Wissensaufbau, um das Ziel einer modellbasierten Ausschreibung näher zu kommen. Schließlich hat es GKK geschafft, auf Basis des BIM-Modells eine modellbasierte Qualitätsprüfung, eine automatische Mengenermittlung sowie eine automatische Erstellung von LVs im Unternehmen zu implementieren. Insbesondere in den Leistungsphasen 6, 7 und 8, also im Bereich BIM-basierter Ausschreibung, Vergabe und Bauüberwachung, sieht das Bauleitungsbüro die vielleicht größten Mehrwerte einer modellorientierten Arbeitsweise, da hier noch viele Prozesse automatisiert werden können. 

Das as-built-Modell ist Basis für einen effektiven Bauprozess 
„Nur ein durchgängiger BIM-Prozess, der Planung, Bauleitung und Bauausführung komplett miteinander integriert, ist auch ein effektiver BIM-Prozess“, erläutert Cornelia Kind, Geschäftsführerin bei der GKK Ingenieurgesellschaft mbH. In diesen späteren Leistungsphasen steckt mit der BIM-Arbeitsweise noch so viel Potenzial, welches lange noch nicht ausgeschöpft ist. So können Verknüpfungen zwischen Terminplan und BIM-Modell erstellt werden, mit dem Ziel, eine Bauablaufsimulation zu generieren, Mängel im Modell zu erfassen sowie die Kosten anhand des Modells auch visuell nachzuverfolgen. Darüber hinaus wird mit dem Zyklus der Leistungsphasen das Modell so detailliert angereichert, dass im Ergebnis ein digitaler Zwilling vorliegt, welcher für das Facility Management die Grundlage für die Bewirtschaftung des Gebäudes darstellt. Ferner wird das Modell früh zur Kollisionserkennung zwischen den Gewerken genutzt, sodass auf der Baustelle gar nicht erst Kollisionsprobleme entstehen können.  

„Mit einem BIM-Modell lässt sich vieles im Vorfeld klären. Das macht das modellorientierte Arbeiten in allen Leistungsphasen so wichtig und ebnet den Weg für Wirtschaftlichkeit in der Bauphase“, fügt die Expertin hinzu. 

Als Bauleitungsbüro besetzt die Ingenieurgesellschaft eine Schlüsselposition im BIM-Prozess, da GKK sowohl mit den Planern als auch mit den bauausführenden Unternehmen agiert. „Unsere Aufgabe ist es, Verständnis für die Vorteile einer modellbasierten Arbeitsweise zu schaffen und dafür zu sorgen, dass die BIM-Modelle auch weiterverwendet werden“, weiß Cornelia Kind.  

Sie und ihr Kompetenzteam erhalten durch das Projektgeschäft wie auch durch eigene durchgeführte Umfragen mit Generalunternehmern viel Feedback von bauausführenden Firmen, wie ein BIM-Modell am effizientesten zur Weiterverwendung über alle Leistungsphasen aufgesetzt sein sollte.  
 

Bei GKK gehen unter anderem konkrete Wünsche ein, wie BIM-Modelle beschaffen sein sollen, damit Bauunternehmen diese sinnvoll nutzen und in ihren eigenen BIM-Prozess transferieren können. Aber auch von den Planungs­büros kommen regelmäßig Rückmeldungen zur Zusammenarbeit am Modell. „Wir agieren als Bindeglied und deshalb ist es so wichtig, dass wir als Bauleiter die BIM-Thematik verinnerlicht haben und sämtliche Mehrwerte kennen“, berichtet Cornelia Kind. „Auch bei den Bauherren ist es vordergründig unsere Aufgabe, Überzeugungsarbeit zu leisten. Und es lohnt sich“, ist sie überzeugt.

BIM-Kernteam bei GKK bündelt die Kompetenzen 
Das BIM-Kompetenzteam bei GKK ist daher selbstverständlich Chefsache. Geschäftsleitung aber auch Bereichsleitung für die Themenfelder Ausschreibung und Vergabe sowie Oberbauleitung sind fester Bestandteil der BIM-Spezialistinnen und -Spezialisten im Unternehmen. Cornelia Kind kann auf ein generationenübergreifendes Team bauen, bei dem Profis mit langjährigem Fachwissen zum Thema Bauen mit jungen IT-Expertinnen und -experten sehr eng zusammenarbeiten. Kolleginnen und Kollegen des BIM-Teams sind bereits seit dem Studium im Unternehmen und haben mit ihren BIM-basierten Masterarbeiten aktiv ihren Beitrag zur erfolgreichen Digitalisierungsstrategie geleistet. Durch die Geschäftsleitung haben die Teams auch die Kundenperspektive permanent im Blick. Da das Unternehmen konsequent weiterwächst und die BIM-Projekte größer und komplexer werden, ist das Bauleitungsbüro immer auf der Suche nach neuen Talenten, die Interesse haben, sich in einer modernen Ingenieurgesellschaft mit ihren Ideen aktiv einzubringen. 

Durch BIM-Prozess mit iTWO 5D schnell und komfortabel zum LV 
Da das Büro vordergründig große Neubauprojekte in Zusammenarbeit mit renommierten Architekturbüros im gesamten Bundesgebiet realisiert, wünschte sich GKK eine Softwarelösung, mit der sich große Datenmengen sehr gut bearbeiten lassen. Die Entscheidung fiel auf iTWO 5D von RIB, nach Angaben von Cornelia Kind, eine der aktuell modernsten Softwarelösungen für Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung auf dem Markt mit der besten BIM-Kompatibilität. Die IT-Lösung hat sich bei verschiedenen größeren BIM-Projekten, die das Unternehmen derzeit bearbeitet, in der Praxis bewährt. 

Anwenderinnen und Anwender schätzen die schnelle und effektive Arbeit mit RIB iTWO. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren einen umfassenden 5D-Content auf Basis von gewerkespezifischen Muster-LVs erzeugt. Auch eine Vielzahl von QTO-Formeln (Quantity take-off) für die Mengenermittlung zählen zum Portfolio des Bauleitungsbüros, deren Formeln die BIM-Expertinnen und -Experten stets projektspezifisch anpassen müssen. Aufgrund sehr gut gepflegter Bauteile im System sind die Mitarbeitenden in der Lage, schnell und komfortabel Positionen zu generieren und Variablen in iTWO zu ziehen. „Die modellbasierte Mengenermittlung mit iTWO ermöglicht es uns, gerade bei größeren und komplexen Projekten sehr viel schneller ein LV zu erhalten, als wenn wir es manuell erzeugen“, erklärt Anwenderin und iTWO-Expertin Julia Lemcke. Die Bauingenieurin gehört ebenfalls seit ihrer Studienzeit zum BIM-Kompetenzteam bei GKK. Sie schätzt außerdem die Möglichkeit, Bauteile und Attribute in iTWO zu ergänzen, bei fehlerhaften Namen umzubenennen und so unmittelbar weiterarbeiten zu können, ohne sich bei jeder Kleinigkeit erneut mit den Planenden abstimmen zu müssen. „Der BIM-Prozess mit iTWO 5D spart uns sehr viel Zeit“, fügt sie hinzu.  

Neue Technologien verändern die Baubranche  
Cornelia Kind betrachtet BIM als den Grundstock für das digitale Planen und Bauen. Schon jetzt bietet die modellbasierte Arbeitsweise, insbesondere in den Phasen 6–8, sehr viele Optionen, um Prozesse zu automatisieren. Sie ist der Überzeugung, dass die Baubranche in Zukunft noch viel digitaler werden wird. Künstliche Intelligenz und Augmented Reality sind nur wenige Beispiele für Technologien, die die Wertschöpfungskette Bau grundlegend verändern werden. Auch der Beruf der Bauleiterin oder des Bauleiters wird in der Zukunft anders aussehen. Aktuell beschäftigt sich das Büro schwerpunktmäßig mit Bauablaufsimulationen und einer modellbasierten Kostenverfolgung, um Änderungen und deren Auswirkungen frühzeitig mithilfe des Modells festzustellen, bevor real gebaut wird. Für die modellbasierte Kostenverfolgung nutzt die GKK Ingenieurgesellschaft ebenfalls die Software iTWO von RIB. „BIM hilft uns dabei, als Baubranche State of the Art‘ zu werden“, so das Fazit von Cornelia Kind. 
 

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