Von Stroh bis Lehm: Neue Wege im nachhaltigen Bauwesen

Regensburger Baumeistertag: Experten diskutieren alternative Baustoffe

Forschung
Nachhaltigkeit
Alternative Baumaterialien und deren Einsatzmöglichkeiten standen im Zentrum des 15. Regensburger Baumeistertags an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg. Die Referentinnen und Referenten zeigten Verbindungen zwischen traditionellen Baumaterialien und neuen Technologien auf.

Prof. Dr.-Ing. Charlotte Thiel, Leiterin des Labors für Baustoffe und des Labors für Betontechnologie an der OTH Regensburg, gab im ersten Vortrag des Tages einen kurzweiligen Überblick zur Entwicklung des Baustoffs Beton. Wie sie verdeutlichte, ist der ökologische Fußabdruck der Baubranche immens. Rund 55 Prozent des Abfallaufkommens in Deutschland werde durch Bau- und Abbruchabfälle verursacht. 40 Prozent der Treibhausgasemissionen seien auf die Bauwirtschaft zurückzuführen. Wie Thiel betonte, seien andere Industriebranchen schnell besser in den Bereichen Nachhaltigkeit und Energiesparen geworden.

Beton selbst habe zwar keine hohen CO₂-Werte, sei aber nach Wasser das am meisten verwendete Material der Erde. Durch effizientere Bauteile und die Dekarbonisierung der Betonbauweise, lassen sich die Umweltauswirkungen aber immens verringern.

Architektin Dipl. Ing. Heike Nickel und Architekt Dipl. Ing. Ralf Bernhardt lieferten im Anschluss einen Erfahrungsbericht über die die Planung, Verarbeitung und Verwendung von Wärmedämmbeton. Sie zeigten dabei auch die Probleme auf, die bei einer solchen Bauweise entstehen können.

Die beiden Architekten Timothy Allen und Ronan Crippa aus Grabs/Zürich, stellten das Gässlihaus vor, eines der ältesten und wenigen weitgehend original erhaltenen Häuser in der Region Werdenberg. Der Strickbau hätte eigentlich abgebrochen werden sollen. Um es weiterhin zu nutzen, wurde das 350-jährige Haus in seine Einzelteile zerlegt und an einem neuen Standort im Dorf wiederaufgebaut sowie durch einen Neubau aus Stampflehm, Hanf, Naturstein und Vollholz erweitert. Die Baustoffe können alle am Ende wieder zurück in den Kreislauf geführt werden, wodurch hier ein Haus ohne Abfall entstanden ist.

Die beiden Masterandinnen Corinna Kainz und Eva Mader stellten Ihre Masterarbeit vor, in der es um den Langhausdachstuhl des Regensburger Domes ging. Dabei wurde, um den Aufstellvorgang des Dachstuhls nachvollziehen zu können, ein Holzmodell im Maßstab 1:20 gebaut und dabei alle Details des Dachstuhls, inkl. der Blattverbindungen, nachgebaut. Die Masterarbeit wurde sehr gut bewertet und vom Verein der Freunde der OTH Regensburg mit dem Science Award 2024 ausgezeichnet.

Die Anwendungsmöglichkeiten von Lehm in (Verbund)-Deckenkonstruktionen stellten die Forschenden Konstantin Nille-Hauf und Eric Wente vor. Der Baustoff Lehm nimmt im nachhaltigen Bauen eine immer größere Rolle ein. Das Forschungsprojekt InDeckLe hat es sich zur Aufgabe gemacht, Lehm als lastabtragendes Element in Deckenkonstruktionen einzusetzen.

Durch zunehmende Rohstoffverknappung, Preiserhöhungen und die Klimakrise wird auch Stroh immer mehr als Baustoff erschlossen und erforscht. Katharina Elert, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Bauhaus-Universität Weimar, erläuterte, dass in verschiedenen Konstruktionsweisen bereits Strohballen verwendet werden. In dem Forschungsprojekt „StrohGold“ werden aber, getreu dem Motto „vom Ballen zum Strohstein“ auch neue Baustoffe auf der Basis von Stroh entwickelt.

http://www.oth-regensburg.de/

 

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