Erstes Bundesministerium wird klimaneutral

BMZ setzt auf Klimaschutz

Deutsches Ingenieurblatt 05/2020
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Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist seit Anfang des Jahres die erste klimaneutrale Bundesbehörde Deutschlands. Innerhalb des Projekts „Klimaneutrales BMZ 2020“ hat das Bundesministerium rund 200 Reduktions- sowie Kompensationsmaßnahmen untersucht und einige bereits umgesetzt.

Mit dem Klimaschutzgesetz verfolgt die Bundesrepublik Deutschland ein ehrgeiziges Ziel. Und auch die Bundesverwaltung soll bis 2030 klimaneutral werden. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat dieses Ziel bereits erreicht und gilt seit Anfang des Jahres als klimaneutral. Um seine Treibhausgasemissionen zu vermeiden, zu reduzieren oder zu kompensieren, hat das BMZ im Jahr 2017 das Projekt „Klimaneutrales BMZ 2020“ angestoßen.
Neben den Dienstreisen, dem Fuhrpark, den Veranstaltungen und weiteren Emissionsquellen standen dabei insbesondere die Gebäude des BMZ an beiden Standorten– Bonn und Berlin – im Fokus. Mit der Bewertung der Energie- und CO2-Einsparpotenziale und der Erarbeitung von Optimierungsmaßnahmen im Bereich der Liegenschaften wurde das auf Immobilien spezialisierte Planungs- und Beratungsunternehmen Drees & Sommer beauftragt. Als Ergebnis entstand ein Maßnahmenpaket mit einem konkreten Handlungsrahmen für die kommenden Jahre.
Die Maßnahmen mit größeren Einsparpotenzialen wurden dabei in einem sogenannten Liegenschaftsenergiekonzept, kurz LEK, zusammengefasst.

LEK: Energie- und CO2-Einsparpotenziale im Fokus

Innerhalb des Liegenschaftsenergiekonzepts bewertete das Expertenteam vier denkmalgeschützte Hauptgebäude und weitere historische Nebenbauten am Hauptsitz des Bundesministeriums in Bonn sowie das Deutschlandhaus und das Europahaus am Berliner Standort. Dabei standen insbesondere die Energie- und CO2-Einsparpotenziale sowie die erforderlichen Optimierungsmaßnahmen im Mittelpunkt. Die Bewertung basierte auf dem von der Deutschen Energie-Agentur (dena) entwickelten Energetischen Sanierungsfahrplan Bundesliegenschaften (ESB).
Dabei wurden die Gebäudedaten zunächst unter standardisierten Randbedingungen erfasst. Mit einer Berechnung nach der Normreihe DIN V 18599, die der Feststellung der Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden dient, wurde dann für jedes Gebäude ein Computermodell erstellt. Um den realen Betrieb abzubilden, nahmen die Experten anhand von Verbrauchsdaten anschließend eine Kalibrierung vor.
Entsprechend der daraus resultierenden CO2-Bilanz haben die Liegenschaften in Bonn und Berlin mit insgesamt 781 Tonnen CO2-Äquivalent einen Anteil von rund 13 % an den Gesamtemissionen des BMZ. Innerhalb der Liegenschaftsemissionen entfällt der größte Anteil auf die energetische Versorgung mit Strom und Wärme. Rund 88 % der Treibhausgase (THG) resultieren dabei aus der Wärmeversorgung, etwa 7 % der THG-Emissionen aus dem Stromverbrauch. Der Rest betrifft die Quellen Wasser und Kältemittelverluste.

Energetische Sanierung und Denkmalschutz

Nach der Bewertung der Energie- und CO2-Einsparpotenziale kamen die Nachhaltigkeitsexperten zum Ergebnis, dass das größte Sanierungspotenzial in der energetischen Modernisierung der Gebäudehüllen liegt.
Diese beinhaltet beispielsweise eine verbesserte Qualität der Fassaden und Dächer sowie Wärmerückgewinnungssysteme in Lüftungsanlagen.
Das Bundesministerium nutzt seit 2009 das ehemalige Bundeskanzleramt in Bonn, das mehrere Gebäude aus den 1950er und1970er-Jahren umfasst. Daher wurden insbesondere am Standort Bonn erhebliche Einsparpotenziale ermittelt. Der Standort in Berlin wies hingegen eher geringe Einsparpotenziale auf, da die Gebäude dort bereits kernsaniert sind beziehungsweise die Sanierung in wenigen Jahren geplant ist.
So können durch die Umsetzung der vorgeschlagenen Gebäudesanierungen in der Liegenschaft Bonn der Energiebedarf und damit auch die CO2-Emissionen um rund 45 % verringert werden (Abb. 1). Die Umstellung von Fernwärme auf Wärmepumpen könnte die Emissionen um weitere rund 20 % reduzieren.
Da jedoch für alle relevanten Gebäude Denkmalschutzauflagen bestehen und manche der Gebäude vor weniger als zehn Jahren bereits saniert wurden, wird das BMZ in den kommenden Monaten die Umsetzung näher prüfen und über Einzelmaßnahmen entscheiden.

Alternativen zur Wärmeversorgung

Das zweite große Potenzial, was die Energie-und CO2-Einsparungen angeht, zeigte sich in der Umstellung der Wärmeversorgung.
Bislang bezieht das BMZ Fernwärme aus konventioneller Erzeugung. Diese hat nur einen geringen Anteil an Kraft-Wärme-Kopplung und die Emissionen sind mit rund 130 g/kWh relativ hoch. Auf Basis des Lastprofils im Bestand und weiterer Anlagendaten wurden daher verschiedene Konzepte untersucht. Als Hauptverbraucher haben sich dabei fünf der insgesamt zehn Gebäude herausgestellt. Im ersten Schritt sollten hier, so die Empfehlung der Experten, die bestehenden Kältemaschinen umgenutzt werden, um im Winter Wärme bereitzustellen. Im zweiten Schritt gilt es, weitere Wärmepumpen zu installieren, um damit den Großteil des Wärmebedarfs zu decken. Durch Photovoltaik-Anlagen und regenerativen Strombezug kann damit eine Reduzierung der Emissionen um insgesamt 78 % gegenüber dem aktuellen Stand erreicht werden (Abb. 1). Die Wirtschaftlichkeit für die Umstellung der Wärmeversorgung liegt bei unter zehn Jahren. Damit wird deutlich, dass die Maßnahmen nicht nur die CO₂-Emissionen reduzieren, sondern auch Netze entlasten und mittelfristig Kosten sparen.

Quick-Win-Maßnahmen

Neben den mittel- und langfristig angedachten größeren Sanierungsmaßnahmen im Bereich der Liegenschaften hat das BMZ bereits sogenannte Quick-Win-Maßnahmen umgesetzt. Dabei handelt es sich um schnell umsetzbare und wirksame Einzelmaßnahmen, die kurzfristige Einsparpotenziale erschließen.
So hat die Behörde unter anderem die Heizzeiten angepasst und Hocheffizienzpumpen in den Heizkreisen verbaut. Um den Stromverbrauch zu reduzieren, wurden zum Beispiel die Laufzeiten von Lüftungsanlagen optimiert, die Beleuchtung in den Fahrstühlen umgerüstet und Bewegungsmelder in den Druckerräumen installiert. Weitere geplante Quick-Win-Maßnahmen sind zum Beispiel die Optimierung der Serverklimatisierung, die Umrüstung auf die LED-Beleuchtung und das regelmäßige Monitoring des Wasserverbrauchs.

Schrittweise Umsetzung und erste Erfolge

In den kommenden Jahren soll die empfohlene Sanierung der Gebäude und der technischen Anlagen schrittweise umgesetzt werden. Die Gesamtwirtschaftlichkeit liegt zwischen 30 und 40 Jahren, wobei sich einige der Maßnahmen wirtschaftlich bereits in weniger als zehn Jahren rechnen. Durch die Berücksichtigung des Denkmalschutzes und der Sanierungskosten, die aufgrund des Alters ohnehin anstehen, wird die Wirtschaftlichkeit weiter verbessert.
Insgesamt umfasst das Ergebnis des Gesamtprojekts einen Katalog von 200 potenziellen Maßnahmen zur weiteren Reduzierung der Emissionen – in allen relevanten Bereichen. Dazu zählen nicht nur Wärme und Gebäude, sondern auch Fuhrpark, Dienstreisen, Veranstaltungen, Kantine und Abfall. Auf diese Weise konnten allein 2018 bereits 1.000 Tonnen Treibhausgase eingespart werden.
Das Ziel des Bundesministeriums ist dabei, jedes Jahr die Emissionen um weitere 5 % zu reduzieren.

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