1973 gegründet, gehört die Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg zu den jungen Hochschulen Deutschlands. Mit interdisziplinärer Spitzenforschung und Lehre hat sie sich in den Jahren ihres Bestehens den Ruf eines national wie international hoch angesehenen Forschungsstandorts erarbeitet. Kein Wunder also, dass sich viele junge Erwachsene hier um einen Platz bewerben: Rund 16.000 Studierende zählt die Uni im laufenden Studienjahr – und die brauchen adäquate Gebäude zum Lernen und Forschen. Nach dem 2012 errichteten Büro- und Seminargebäude sowie zwei Labor- und Forschungsgebäuden für die European Medical School auf dem Campus Wecheloy von 2017 ist nun ein weiteres Bauwerk – diesmal auf dem Campus Haarentor – entstanden.
Anders als bei den ersten drei Gebäuden auf dem Universitätsgelände agierte die Carl von Ossietzky Universität bei dem neuen Seminar- und Verwaltungsgebäude selbst als Bauherrin. Carsten Steinbrenner, Abteilungsleiter für Flächen- und Bauplanung an der Uni Oldenburg, beauftragte das Bauprojekt in Modulbauweise.
Am Campus Haarentor wurde das Fundament für eine spätere Aufstockung entsprechend dimensioniert, und das erste Obergeschoss für eine spätere Aufstockung mit einem zweiten Obergeschoss vorbereitet. Bei der hier durchgeführten Modulbauweise können zukünftige Bauwerkserweiterungen, Aufstockungen wie Anbauten, frühzeitig baulich mit einkalkuliert und statisch vorbereitet werden. Auch die vertikale Verlängerung der Aufzugsanlage wurde in den Planungen bereits vorgesehen.
Gestaltungsvielfalt und Vorfertigung sind kein Widerspruch
Wie schon bei den beiden Labor- und Forschungsgebäuden von 2017 zeichnet bei dem neuen Bauwerk das Oldenburger Architekturbüro SEK Architekten Simon Exner Kersten für den Entwurf verantwortlich. Die Schnelligkeit und vor allem die große Gestaltungsvielfalt, die sich mit den präzise vorgefertigten Modulen umsetzen ließ, waren für die Planer die wohl größten Vorteile. Auch wenn sie beim Entwerfen mit Modulen etwas anders vorgehen als konventionell.
Ein etwas anderer Verwaltungsbau
Das zweigeschossige Seminar- und Verwaltungsgebäude beherbergt auf einer Bruttofläche von rund 880 Quadratmetern das Sprachenzentrum, das seinen Schwerpunkt auf Anglistik und Deutsch als Fremdsprache legt sowie die Räume für den Psychologischen Beratungsservice der Universität. Im Gebäudeinneren achtete man besonders auf eine helle und freundliche Atmosphäre und Ausstattung: Im Erdgeschoss sind auf einer Seite der zentralangelegten Erschließungszone sieben Arbeitsräume für das Sprachenzentrum untergebracht. Ein Raum für die Leitung und das Sekretariat befinden sich ebenfalls dort. Auf der anderen Seite sind drei komfortable Büroräume sowie sanitäre Anlagen und eine Teeküche angeordnet.
Im 1. OG befinden sich über dem Sprachzentrum die Räume des Psychologischen Beratungsservice mit einem großen hellen Gruppenraum gegenüber den Einzelberatungsräumen und ihren Wartebereichen.
Hier wurden Vorgaben der gedämmten Raumakustik durch schalldichte Wände und Türen und gestalterische Besonderheiten, wie gedeckte Farben und Kugelgarnfußböden baulich umgesetzt.
Ein großer Seminarraum, weitere Verwaltungsbüros und Sanitärzonen komplettieren das Raumangebot. Eine besondere Herausforderung war es, die beiden jeweils rund 45 Quadratmeter großen Gruppen- bzw. Seminarräume in den Grundriss zu integrieren. Dazu wurden Module auch in Längsrichtung verbaut. Die größten Module, die Alho dafür im Werk vorfertigte, hatten eine Abmessung von 3,25 x 14 Metern.
Harmonische Integration in eine heterogene Umgebung
Die Planer entschieden sich für eine Vorhangfassade aus zementgebundenen Faserplatten in unterschiedlichen mattierten Naturfarben. Der Nutzung des Gebäudes angemessen, konnten sie so eine sehr viel wohnlichere Anmutung erzeugen, als man das von anderen Seminargebäuden auf dem Campus kennt. Versatz- und Rücksprünge in der Fassadenflucht sorgen für lebendige Gebäudeansichten. In Portalrahmen gefasste Fensterbänder betonen einzelne Bereiche und gliedern die rund 34 Meter lange Nord- bzw. Südfassade. Auf dem Gelände – inmitten von Bauten aus unterschiedlichen Bauepochen und unterschiedlichen Materialien– setzt das neue Seminargebäude damit ein gestalterisches Statement ohne zu dominieren.
Gutes Raumklima
Im November 2018 wurde mit den Planungen begonnen, bereits Ende Juni 2019 war das Gebäude bezogen. Die erste „heiße Phase“ im Jahr 2019 haben die Nutzer des Gebäudes mit sommerlichen Rekordtemperaturen also schon hinter sich – und in Bezug auf das Raumklima im Gebäudeinnern bereits positive Rückmeldungen erhalten. Im neuen Modulbau war es angenehm kühl und die Lern- und Arbeitstemperatur komfortabel. Die energieffiziente Gebäudehülle hat die in der EnEV geforderten Werte erfüllt – zur Freude der Betreiber.