Die Möglichkeit einer Zutrittskontrolle sowie eine schnelle und zuverlässige Steuerung in Gefahrensituationen waren die zentralen Ziele der Einführung einer elektronischen Schließanlage in der Kreisverwaltung Gütersloh. Erreicht haben das die Verantwortlichen mit einer funkvernetzten Lösung, über die eine Türzustandsüberwachung in Echtzeit sowie Notschließungen aus der Ferne möglich sind.
Mitarbeiter öffentlicher Einrichtungen sind immer wieder Ziel von Angriffen. Einer solchen Situation, bei der ein Mitarbeiter verletzt wurde und ein SEK-Einsatz die Folge war, sah sich auch die Kreisverwaltung Gütersloh gegenüber. Da es seinerzeit nicht möglich war, alle Mitarbeiter zeitnah zu informieren oder Gebäudeteile abzuriegeln, war die Zugänglichkeit des Gefahrenbereiches für Besucher der Kreisverwaltung immer noch gegeben. Außerdem hatte der Täter etliche Fluchtmöglichkeiten. Die Situation vor Ort war unübersichtlich, was einen sehr hohen Personal- und Abstimmungsaufwand für das SEK zur Folge hatte.
Bereichssicherung als Ziel
Der Vorfall wurde in der Folge gründlich aufgearbeitet, u. a. mit einer Begehung durch die Polizei. Das Ziel war, dass die Kreisverwaltung Flurbereiche bzw. Gebäudeteile umgehend abschotten kann.
Aus diesem Grund entschlossen sich die Verantwortlichen zur Einführung einer elektronischen Zutrittslösung, da sie diese Anforderungen nicht mit einer mechanischen Anlage umsetzen konnten. Ein komplett verkabeltes System kam allerdings nicht in Betracht, da das aufgrund der Gebäudestruktur deutlich zu aufwendig geworden wäre. Daher favorisierte man schon von Anfang an eine Funkvernetzung der elektronischen Türhardware. Außerdem sollten Sonderbereiche, wie Serverräume und Aufzüge, in die Zutrittslösung eingebunden werden. Überdies gehörte zu den Anforderungen, dass die Zutrittskontrolle mit der Einbruchmeldeanlage gekoppelt wird.
Die generellen Vorteile einer elektronischen Zutrittskontrolle gegenüber der Mechanik waren für den Kreis Gütersloh zwar nicht der Anlass für die Umrüstung, eine wichtige Rolle spielte aber auch, dass Schlüsselverluste kein Risiko mehr darstellen konnten, da die Transponder einfach zu sperren sind und zugleich der Publikumsverkehr gesteuert werden kann.
Detail- und Sonderlösungen
Die Auswahl der Zutrittskontrolle erfolgte über eine öffentliche und produktneutrale Ausschreibung. Den Zuschlag erhielt die Adverbis Security GmbH mit einer Lösung auf Basis der Salto Space Systemplattform.
Die Installation begann mit einem Testlauf an ausgewählten Türen, bei dem sich eine Reihe von neuen Erkenntnissen ergab. Dadurch wurde u. a. eine Sonderlösung für den barrierefreien Zugang und Austritt auch außerhalb der Öffnungszeiten gefunden, indem ein zusätzlicher Wandleser im Innenbereich angebracht und die Türoffenzeit für die betroffenen Personen verlängert wurden. Ebenso ließ sich der Zugang mit vollen Händen durch Lieferdienste und Paketzusteller während der Installation noch durch einen Taster und automatische Türen optimieren.
Funkvernetzung und virtuelles Netzwerk
Die gesamte Zutrittskontrolle ist über eine Wireless Technologie funkvernetzt. Dieses Systemlayout eignet sich vor allem für Anwendungen, in denen eine Echtzeitüberwachung von Türen erforderlich oder gewünscht ist und setzt daher die Anforderungen der Kreisverwaltung Gütersloh exakt um. Salto Wireless verbindet die batteriebetriebenen elektronischen Beschläge und Zylinder mit Gateways, die wiederum per Ethernet mit dem Server kommunizieren. Bei einer Unterbrechung oder Störung der Funkverbindung arbeitet das Zutrittssystem weiterhin, da die virtuelle Vernetzung der kabellosen Beschläge und Zylinder über das Virtual Network (SVN) als Basistechnologie immer aktiv bleibt.
Im SVN mit patentierter Schreib-Lese-Funktionalität und verschlüsselter Datenübertragung werden die Schließberechtigungen auf dem Identmedium gespeichert, wodurch die elektronischen Beschläge und Zylinder kabel- und netzunabhängig funktionieren. Gleichzeitig schreiben die Beschläge und Zylinder Informationen über gesperrte Identmedien oder bspw. Batteriestände auf die Identmedien und geben sie somit weiter. Die Update-Punkte übertragen die ausgelesenen Daten an den zentralen Server und übermitteln gleichzeitig die aktuellen Schließberechtigungen auf die Identmedien.
Knapp 100 Zutrittspunkte
Die Anwendung in Gütersloh umfasst momentan knapp 100 Zutrittspunkte, aufgeteilt in 81 Bereiche. An den Außentüren und Flurtüren kommen 50 elektronische XS4 One Beschläge zum Einsatz, die über eine mit Bluetooth arbeitende Wireless-Technologie funkvernetzt sind. Für automatische Türsysteme und Aufzüge nutzt die Kreisverwaltung 24 Wandleser und Steuerungen. Zur Hardware gehören außerdem 14 elektronische Beschläge für Kellertüren und fünf elektronische Zylinder für Türen, an denen kein Beschlag montiert werden konnte. Diese Beschläge und Zylinder sind ebenfall funkvernetzt. Die Funkinfrastruktur selbst besteht aus 40 Gateways und fünf Nodes für die Reichweitenverlängerung.
Eine zentrale Funktionalität des Systems ist die Notschließung aus der Ferne. Ausgelöst über einen Nottaster fallen alle dafür vorgesehenen Türen automatisch zu und lassen sich dann nur noch von speziell berechtigten Personen öffnen. Gleichzeitig werden die Bewegungsmelder der Automatiktüren deaktiviert. Auf diese Weise bietet die Kreisverwaltung Mitarbeitern und Gästen in Gefahrensituationen einen schnellen und zuverlässigen Schutz, da nun ganze Bereiche nicht mehr betreten werden können.
Darüber hinaus ist die Zutrittskontrolle mit der Einbruchmeldeanlage gekoppelt. Wenn Bereiche scharf geschaltet sind, lassen sich die entsprechenden Türen nicht mehr öffnen.
Zentrale Berechtigungsverwaltung
Die Berechtigungsverwaltung der rund 750 Transponder übernimmt die Kreisverwaltung Gütersloh zentral für alle Verwaltungsgebäude. Dabei handelt es sich um Dual-Transponder, welche unterschiedliche Identifikationstechnologien für die Zutrittskontrolle und Zeiterfassung verwenden. Derzeit sind das Kreishaus Gütersloh, das Kreishaus und Jobcenter Rheda-Wiedenbrück sowie das Kreisstadtarchiv Gütersloh angebunden.