Der Award wurde verliehen für das komplexe TGA-Konzept zur Herstellung eines geeigneten Innenklimas im Baudenkmal mittels effizient-regenerativer Gebäudetechnik.
Als reiner Sommerpavillon hatte das allseitig verglaste Gebäude keine Dämmung, eine rudimentäre Gebäudetechnik und verbrauchte 355 kWh/m2a. Um das Bauwerk nicht nur zu erhalten, sondern auch ganzjährig schadensfrei zu nutzen, mussten Bauteile passend zum Innenklima geschaffen bzw. umkonstruiert und eine geeignete TGA zur hygrothermischen Konditionierung installiert werden. All das gelang in nur einem Jahr und unter Einhaltung der vorgegebenen Baukosten.
Der Energieverbrauch sank auf KfW 55-Niveau (103 kWh/m2a). Für Wärme sorgen nun eine Wärmepumpenkaskade, Erdkollektoren und eine Fußbodenheizung. Gekühlt wird passiv, sommerlicher Wärmeschutz vermeidet Überhitzung. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sichert die nötige Luftwechselrate und relative Luftfeuchte, sowie die Trocknung hygrothermisch anfälliger Bauteile. Der Fußboden wird als Energiespeicher genutzt. Die Anlage ist für PV vorgerüstet.
Planer Hans-Christian Berndt benennt die Leistung in Vergleichszahlen: Mit 20.000 kWh Strom im Jahr für die Wärmepumpe verbrauchen die 800 Quadratmeter Verkaufsfläche mit einer mittleren Raumhöhe von fünf Metern gerade einmal so viel Energie wie ein Einfamilienhaus je Quadratmeter Wohnfläche. Ein Gast beim Ingenieurprojekt im Sommer hatte auf den Award aufmerksam gemacht. Energiespezialist Martin Donath ermunterte Hans-Christian Berndt und Carsten Großmann zur Einreichung des Projektes, da ihn die Energiewerte beeindruckten.
„Manchmal müssen eben erst andere den Wert der Arbeit erkennen“, resümiert Berndt. Sicherlich freut sich der Planer, wenn das Projekt gut vorangeht, doch dann holt einen das Tagesgeschäft schnell wieder ein. Man macht einfach seinen Job.“ Der, so gesteht Berndt, war zu umfangreich, um ihn allein lösen zu können. Bauherr Holger Junge holte Planer Dipl.-Ing. (FH) Carsten Großmann als Energieeffizienz-Experten mit ins Team. Damit wurde gleichzeitig eine 30jähriges Bekanntschaft wiederaufgefrischt.
Die partnerschaftliche Zusammenarbeit lobte Laudator Christopher Nierhaus, Rechtsanwalt für Bau- und Architektenrecht bei der Preisverleihung auf der GET Nord, Fachmesse Elektro, Sanitär, Heizung und Klima: „Die angesichts der Schwierigkeiten durch Corona-Pandemie, Ukraine-Krise und Lieferengpässe erstaunlich kurze Bauzeit wurde auch dadurch möglich, dass hier Fachplaner und Objektplaner eine Planungsgemeinschaft bildeten. Das verhinderte sonst häufig auftretende Abgrenzungs- und Schnittstellenprobleme der unterschiedlichen Planungsbereiche. Die komplexen Anforderungen des Projektes konnten auch deshalb in so kurzer Zeit gemeistert werden, weil der Bauherr eng in die Entscheidungsfindung eingebunden war und seinen Teil zum Gelingen beitrug, indem er erforderliche Entscheidungen schnell und zügig traf.“
Der DEUTSCHE TGA AWARD wurde 2014 von der Redaktion der Fachzeitschrift Moderne Gebäudetechnik ins Leben gerufen und wird seit nunmehr 10 Jahren alle zwei Jahre ausgeschrieben.
Dipl.-Ing. Silke Schilling/Manuela Kuhlmann
Erstveröffentlichung in Moderne Gebäudetechnik – Das Fachjournal für die TGA-Fachplanung, Ausgabe 12/2024: https://www.tga-praxis.de/20241234