Feuer und Flamme für ein Stück Erinnerungskultur

Entwässerung als Kunstwerk

Bauplaner 06/2023
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Ratsch! Dieses geheimnisvolle Geräusch, das magische Licht, der unverkennbare Geruch – Zündhölzer haben Generationen von Kindern verzaubert. Ebenso verzaubern wollte die schwedische Stadt Jönköping mit einem Lichtband im Trottoir vor ihrem einzigartigen Streichholzmuseum.

In Zusammenarbeit mit dem schwedischen Künstler Erik Vallbo übernahmen der österreichische Entwässerungsspezialist BG-Graspointner und sein schwedischer Vertriebspartner Ulefos die Entwicklung der kreativen Abdeckungen für das außergewöhnliche Kunstwerk, das wie eine beleuchtete Spur an die Zündholz-Geschichte der Stadt erinnert.

Für BG-Graspointner war es ein nicht alltäglicher Auftrag. Bei dem Kunstprojekt in der nordschwedischen Stadt Jönköping war das Know-how der Rinnenspezialisten gefragt – und zwar bei der technischen Entwicklung der kunstvollen Abdeckungen, die der experimentierfreudige Industriedesigner und Künstler Erik Vallbo für das Projekt entworfen hatte. Vallbo ist bekannt für spielerische Klang- und Lichtinstallationen und naturbasierte Kunstobjekte. In seinem Stockholmer studiovallbo beschäftigt sich der Künstler mit der Interaktion von Technologie und Natur und kreiert einzigartige Naturerlebnisse, bei dem es ihm immer darum geht, die Neugierde der Menschen zu wecken.
 

Die Geschichte des Ortes spielerisch erfahren
Dieses Ziel verfolgte Vallbo auch bei dem Kunstprojekt in Jönköping. Bei seinen Recherchen für das geplante Kunstwerk auf dem Museumsvorplatz Brånebacken hatte der Künstler eine Sammlung grafisch höchst ungewöhnlich gestalteter Streichholzetiketten entdeckt. Jönköping war bis ins 20. Jahrhundert hinein ein Zentrum der schwedischen Zündholzindustrie, das die ganze Welt mit Streichhölzern aller Art belieferte. Daraus entstand die Idee, mit einer dynamisierten Abfolge dieser Muster neugierig zu machen auf die Geschichte des Ortes. Integriert in zwei Lichtbänder sollten die Formen miteinander in Aktion treten und die Betrachter dazu einladen, sich forschend vorwärts zu bewegen – „Traces in Motion“ war geboren.
 

Kreativ-Team mit großem Expertenwissen
Da der Platz auch von einer Buslinie überquert wird, mussten die Lichtbänder das schwere Gewicht eines vollbesetzten Busses (Belastungsklasse D400) aushalten können. Was zunächst wie eine unglückliche Einschränkung aussah, führte die Beteiligten auf die richtige Spur: Bei den Überlegungen, wie man auf dem neu zu gestaltenden Platz ein Lichtband mit der Mustervielfalt und den hohen Lastanforderungen kombinieren könnte, kam auch das Thema Entwässerung ins Spiel. Zwar stand die Entwässerung nicht im Vordergrund, doch wurde schnell eines klar: In dieser Branche waren Spezialisten zu finden, die solche technischen Schwierigkeiten würden lösen können. Über seinen Vertriebspartner Ulefos kam so der österreichische Rinnenspezialist BG-Graspointner mit in das internationale Kreativteam.

Lösung gesucht für ein tonnenschweres Problem
Der Auftrag bestand darin, eine Produktionstechnik zu finden und die schwierigen Lastprobleme zu lösen. Es sollten zwei Musterbänder parallel laufen, die sich aus vielen verschiedenen Entwürfen zusammensetzten – soweit die Idee von Erik Vallbo. Durch die große Vielzahl von Musterplatten erwies sich jedoch die Verwendung von Gusseisen als Material für die Abdeckungen als ungeeignet: Die zahlreichen benötigten Gussformen wären unwirtschaftlich und die Ergebnisse zu wenig kantscharf. Die Wahl fiel schließlich auf Cortenstahl. Das Material ist witterungsbeständig und filigrane Muster können mit einem Laser herausgeschnitten werden.
 

Filigrane Muster in hartem Stahl
Ein großer Teil des Projekts bestand in der Erforschung von Mustern und Formen, die einem so hohen Druck standhalten können. Erik Vallbo hatte mehr als 30 Muster vorbereitet, von denen letztlich 17 umgesetzt wurden. „Wir mussten prüfen, ob sich die Muster überhaupt aus den Cortenstahlplatten lasern ließen, manchmal fehlte da nur ein gewisser Radius. Und andererseits musste die Überfahrbarkeit gewährleistet bleiben. Dafür wurden viele Berechnungen und Tests gemacht,“ erinnert sich Ulrich Groth von BG-Graspointner. Nach mehreren Belastungstests erwies sich eine Stärke von zwanzig Millimeter Cortenstahl als geeignet, die Lasten aufzunehmen. Die Abdeckung ist auf der Standardrinne BG-Filcoten NW 150 pro G von BG-Graspointner aufgesetzt. Der aus dem nachhaltigen Hochleistungsbeton gefertigte Rinnenkörper vereint hohe Stabilität mit einer minimalen Umweltbelastung. Das anpassungsfähige Rinnensystem ist belastbar bis Klasse E 600 (gemäß EN 1433). Am Ende wurden für den Museumsvorplatz zwei vierzig Meter lange Stränge realisiert, die parallel verlaufen, dazwischen zwei Reihen Gehsteigplatten aus Stahl. Zur Hinterleuchtung der Musterbänder wurden LED-Stripes in die Rinnen eingelegt.

Kreative Produktion für die Zukunft
„So ein ungewöhnliches Projekt hat man wirklich selten“, erinnert sich Ulrich Groth von BG-Graspointner an die gelungene Zusammenarbeit in dem kleinen Team. „Diese Herausforderungen gemeinsam zu meistern, die verschiedenen Möglichkeiten auszuloten, hat sehr viel Spaß gemacht. Solche Aufträge können wir mit der von uns jetzt entwickelten Fertigungsmethode in Cortenstahl in Zukunft viel leichter anbieten“, freut sich Groth.
 

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