Ein Beispiel für die Arbeitsweise von ISR ist das Projekt „Sullivan Süd“ in Mannheim. ISR nahm am städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerb zur Entwicklung des Quartiers teil. „In unserem Wettbewerbsbeitrag haben wir viele der Vorgaben bewusst nicht beachtet“, erzählt Jan Roth. „Vorgegeben war ein autoorientiertes Quartier. Dies erschien uns nicht die Antwort auf die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen in diesem Gebiet. Freiraum ist für die Menschen da!“ Die klare Haltung überzeugte die Jury. Trotz der deutlichen Abweichungen von der Auslobung gewann ISR den ersten Preis und begleitet nun die Stadt Mannheim bei der Entwicklung von Sullivan Süd. In Mannheim führte der Regelbruch zum Erfolg. „Das ist nicht immer so“, gesteht Roth offen ein. „Oft sind wir mit abweichenden Ideen auch gescheitert. Doch uns geht es um etwas anderes: Wir als Team wollen, dass unsere Planungen mit unseren Überzeugungen einhergehen. Nur so macht uns die Arbeit Spaß, bringt herausragend gute Ergebnisse hervor und leistet einen Beitrag zur zukünftigen Gestalt unserer Städte und der Stadtgesellschaft. Das bedeutet für uns ‚Zukunftslust‘.“ Das Büro ISR wurde 1999 in Haan gegründet, einer Kleinstadt zwischen Wuppertal und Düsseldorf, 2019 folgte eine Niederlassung in Düsseldorf. Im Team arbeiten 40 Planerinnen und Planer aus unterschiedlichen Bereichen: Stadt- und Raumplanung, Architektur, Geografie, Umwelt- und Landschaftsplanung, Vermessungstechnik sowie Moderation und Mediation. Geschäftsführung und Prokura liegen in den Händen von Jan Roth, Jochen Füge, Maren Wichardt und Christina Drenker. Sie haben viel dafür getan, damit aus 40 kreativen Köpfen ein handlungsfähiges Ganzes wird.
QM-Standard Planer am Bau
Die Einführung des QualitätsStandard Planer am Bau und ein moderierter Prozess zur Herausarbeitung der eigenen Werte waren zwei wichtige Bausteine. Ein Qualitätsmanagement wurde schon 2014 eingeführt: das QM-System Planer am Bau. Dies wurde speziell für Ingenieur-, Planungs- und Architekturbüros entwickelt, ist praxisnah und bietet mehr Spielraum als starre Systeme, wie zum Beispiel die ISO 9001. In einem QM-Handbuch legt das Büro selbst Regeln für Abläufe und Strukturen fest: Büroordnung, Ablagesysteme und Vertretungsregeln etwa, aber auch Standards für die Außenpräsentation, regelmäßige Besprechungen oder Kundenfeedbacks. Nach erfolgreichem Audit wird das TÜV-QualitätsZertifikat Planer am Bau verliehen. „Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie es ohne QM-System gehen soll“, sagt Roth. „Ehemalige Mitarbeiter berichten, dass ihnen der QM-Standard Planer am Bau im neuen Job fehlt.“ Nach seiner Überzeugung ist die gemeinsam erarbeitete und schriftlich fixierte Grundstruktur von großer Bedeutung für eine verlässliche Projektbearbeitung und die Basis für das kontinuierliche Wachstum des Stadtplanungsbüros. Und auch bei den Kommunen komme der QM-Standard Planer am Bau gut an: „Mehrere Kunden haben bereits nachgefragt, wie das QM bei uns funktioniert.“ Die im QM-Handbuch festgelegten Regeln werden konsequent eingehalten. „Auf Kreativität bei der Benennung von Dokumenten können wir gut verzichten“, findet Roth, „die benötigen wir für unsere inhaltliche Arbeit.“ Dort sind neue Ideen und mutige Schritte gefragt, wie zum Beispiel bei der Bürgerbeteiligung zum Neubau eines Opernhauses in Düsseldorf: Eines der Beteiligungsformate bezog Personen ein, die per Losverfahren aus dem Melderegister ermittelt wurden.
Nun wollte die Geschäftsführung von ISR nicht nur „das Wie“ der Zusammenarbeit, sondern auch „das Warum“ auf eine solide Basis gestellt wissen. Anfang 2021 begann mit einem Teamtag, an dem alle Mitarbeiter:innen teilnahmen, ein moderierter Prozess zur Herausarbeitung der eigenen Werte und zur Haltung des Büros. Eines der Ergebnisse war das Leitmotto „Zukunftslust“. „Das war ein intensiver und sehr erkenntnisreicher Prozess, der uns nochmal stärker hat zusammenwachsen lassen. Nun können wir zielfokussierter arbeiten“, urteilt Jan Roth. Auch mutige Entscheidungen fallen leichter, wenn die Haltung des Teams jedem klar ist. „Zurzeit haben wir mehr Anfragen, als wir bearbeiten können“, erläutert Roth. „Je klarer wir wissen, was wir wollen, desto leichter fällt die Ausrichtung.“ Regelmäßige Treffen zur Weiterentwicklung der Wertediskussion sollen nun auch im QM-Handbuch festgelegt werden. Zusätzlich wurde ein Feelgood-Management ins Leben gerufen, ein Team, das sich um die Anliegen der Kolleg:innen kümmert, Aktivitäten plant, Impulse an der Geschäftsführung weitergibt und sich um das Onboarding der neuen Mitarbeiter:innen kümmert – inklusive QM-Handbuch und Schokolade am ersten Arbeitstag.