Im Dezember 2020 begannen die Renovierungs- und Umbauarbeiten zur Wohnraumbildung im Königlich Preußischen Lehrerinnenseminar in Koblenz-Oberwerth. Dazu wurden im Hauptbau und der Aula in den unteren drei Stockwerken die Holzböden sowie die unterlagernde Füllschicht entfernt. Die so freigelegten historischen Kappendecken mussten anschließend mit einem neuen, passenden Aufbau versehen werden.
„Bei den Kappendecken ging es darum, mit einer Aufschüttung die vorhandenen Niveauunterschiede auszugleichen und eine einheitliche, geschlossene Fläche auszubilden, auf die dann der weitere Innenausbau aufsetzen konnte", erklärt Roger Pfeiffer, Bauleiter bei Acons Bauunternehmung in Vallendar. „Wichtig war dabei, dass der Aufbau die erforderliche Festigkeit und Stabilität bot, um das Ständerwerk für die späteren Trennwände sicher montieren zu können. Für diese Anforderungen stellte die zementgebundene Liapor-Blähtonschüttung die technische Lösung dar."
Eintrag per Schlauchleitung
Die zementgebundene Liapor-Blähtonschüttung – auch Liapor-Thermobeton genannt – besteht aus Wasser, Zement als Bindemittel und den Liapor-Blähtonkugeln, die vor Ort miteinander vermischt werden. Der Baustoff sorgt sowohl bei Massiv- als auch Gewölbedecken für einen stabilen und leichten Untergrund für nachfolgende Fußbodenaufbauten und verfügt über definierte Schall- sowie Wärmeschutzeigenschaften.
Beim Lehrerinnenseminar kamen insgesamt 200 Kubikmeter Liapor-Thermobeton zum Einsatz. Die losen Liapor-Blähtonkugeln aus dem Liapor-Werk Pautzfeld wurden vor Ort mit Wasser und Zement im berechneten Verhältnis mit einer Estrichpumpe vermischt. „Vom Estrichboy aus wurde der Liapor-Thermobeton dann per Schlauchleitung auf die Kappendecken in den verschiedenen Stockwerken gepumpt und dort eingebaut. Auf diese Weise ließen sich selbst Distanzen von bis zu 60 Metern sowie Höhendifferenzen von bis zu 15 Metern überwinden", berichtet Roger Pfeiffer.
Schichtdicken von bis zu 20 Zentimetern
Der Eintrag des Liapor-Thermobetons erfolgte Anfang 2023 etappenweise, bis sämtliche Kappendecken mit Mächtigkeiten zwischen fünf und 20 Zentimetern verfüllt waren. Der Liapor-Thermobeton begann innerhalb einer Stunde abzubinden, und jeweils 48 Stunden später war er abgetrocknet und begehbar. Er erfüllt die bauphysikalischen Anforderungen an Festigkeit und Stabilität, sodass sich die Trockenbauprofile für die Zwischenwände montieren ließen. Auf sämtliche Bodenflächen kam dann ein Estrichaufbau mit Schallschutzdämmung und abschließendem Bodenbelag.
Weltkulturerbe mit neuer Nutzung
Bis Mitte 2025 werden sämtliche Umbaumaßnahmen abgeschlossen sein, und dann können die Bewohner ihren neuen Wohn- und Lebensraum in dem Baudenkmal beziehen. Das Königlich Preußische Lehrerinnenseminar besteht aus einem langgestreckten, im Stil der Neorenaissance gehaltenen dreigeschossigen Hauptbau mit Dachgauben. An seiner Südseite schließen sich das zweistöckige Direktorenwohnhaus sowie ein Turnhallenanbau an, während sich im Norden quer dazu der Aulaflügel befindet. Der Komplex wurde um 1908 errichtet und diente ursprünglich zur Ausbildung von Volksschullehrerinnen. In den letzten Jahrzehnten nutzte die Koblenzer Hochschule die Anlage, die seit 2002 zum UNESCO-Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal gehört und unter Denkmalschutz steht.