Klimawandel erfordert neue Trinkwasserspeicher-Konzepte

S.I.T.W.-Fachtagung: Fokus auf technische Qualität der Bauwerke

Veranstaltungen
Klimaanpassung
Die Trinkwasserversorgung in Deutschland muss sich auf längere Trockenperioden und vermehrte Starkregenereignisse einstellen. Dies ist ein zentrales Ergebnis des 11. Kolloquiums der Fachvereinigung Schutz und Instandsetzung von Trinkwasserbehältern (S.I.T.W.), an dem 130 Fachleute teilnahmen.

„Wie können wir die Trinkwasserversorgung in Zeiten des Klimawandels aufrechterhalten?" lautete das Motto der Tagung. „Neben den bekannten Herausforderungen sind es zunehmend Auswirkungen, wie anhaltende Trockenheit, wiederkehrende Starkregenereignisse und Überschwemmungen, die eine funktionierende Wasserversorgung und -speicherung so bedeutsam machen", betont Jan Rassek, neuer 1. Vorsitzender der Fachvereinigung Schutz und Instandsetzung von Trinkwasserbehältern. Im Neubau und in der Instandsetzung sei der Fokus auf die technische Qualität der Bauwerke in der Trinkwasserspeicherung zu richten. „Eingesetzte Materialien müssen sich den hohen hygienischen Anforderungen stellen, wobei die praxisbezogenen Voraussetzungen und technischen Anwendungsgrenzen damit in Einklang gebracht werden müssen", unterstreicht Rassek.

„Normen und Regelwerke geben Sicherheit. Denn nur das, was sich bewährt hat, findet Eingang in die allgemein anerkannten Regeln der Technik", sagt dazu Univ.-Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Breit von der RPTU Kaiserslautern, der die Tagung fachlich begleitete. Der Wissenschaftler, seit 2022 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der S.I.T.W., stellte die Neuerungen in den Regelwerksreihen DVGW W300 und DIN 1045 vor.

Peter Sudermann, M. Eng., Leiter der Prüfstelle für Baustoffe an der HS Koblenz, präsentierte einen Strategieansatz für Wasserversorgungsunternehmen zur Behälterbewirtschaftung. Dieser ermöglicht die Übertragung auf kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmenkataloge zur Qualitätssicherung über den Gesamtlebenszyklus der Anlage.

Dipl.-Ing Elke Wittstock erläuterte am Beispiel Berlin die Anforderungen an die Wasserversorgung unter Klimawandelbedingungen. „Im Zuge des Klimawandels müssen wir uns in Zukunft darauf vorbereiten, dass es mehr aufeinander folgende trockene, warme Jahre gibt und die Resilienz der Wasserversorgung erhöht werden muss", beschrieb die Leiterin des Schwerpunktwasserwerkes Friedrichshagen bei den Berliner Wasserbetrieben die Aufgabe. Erforderlich seien Investitionen für die Erneuerung und den Bau zusätzlicher Brunnen, für die Erhöhung von Aufbereitungskapazitäten durch den Bau neuer Wasserwerke, für Reinwasserbehälter und für Verstärkungen im Rohrnetz. Maßnahmen zur Verbesserung des Wasserhaushalts in den Einzugsgebieten von Spree und Havel sollen die Wasserversorgung in Berlin und Brandenburg sichern.

Dipl.-Chem. Ramona Schuster vom Umweltbundesamt informierte über die trinkwasserhygienischen Anforderungen an Materialien und Produkte im Kontakt mit Trinkwasser, insbesondere die zementgebundenen Werkstoffe, und gab einen Ausblick auf die zukünftige europäische Regelung.

Im zweiten Teil der Veranstaltung berichtete Dipl.-Ing. Martin Hobl, Geschäftsführer der GUV GmbH, über die planerischen und bautechnischen Herausforderungen bei der Sanierung einer denkmalgeschützten Trinkwasserspeicheranlage. Der vorgestellte Wasserturm wurde 1910/1911 als erstes Bauwerk in Emden in Stahlbetonbauweise errichtet und steht seit 1999 unter Denkmalschutz. Eine Bauwerksbegutachtung ergab Sanierungsbedarf sowohl für die Wasserkammer als auch die Außenhülle des Wasserturms unter Beachtung der aktuellen Regelwerke. Die Sanierungsplanung erfolgte in Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Emden.

Dipl.-Ing. Yvonne Jäger, Projektleiterin bei der p2mberlin GmbH, stellte den Neubau des Zwischenpumpwerkes Lindenberg der Berliner Wasserbetriebe (BWB) vor. Das Projekt umfasst vier Wasserbehälter und zwei separate Nebengebäude für Elektrotechnik, Automatisierung, Technische Gebäudeausrüstung sowie Notstromversorgung mit einem 10.000-Liter-Kraftstofftank. Schäden an den in den 1970er und 1980er Jahren errichteten Alt-Behältern sowie wiederholte mikrobiologische Befunde machten den Neubau, der etwa 800.000 Haushalte versorgt, erforderlich.

Mario Wettengel, Leiter Marketing bei der Bauschutz GmbH & Co. KG, erläuterte die technischen Möglichkeiten beim Ersatz von herkömmlichem Baustahl durch Carbonfasergitter bei der Instandsetzung von Trinkwasserbauwerken. Der Verbundwerkstoff zeichnet sich durch Korrosionsbeständigkeit, Langlebigkeit und hohe Festigkeit aus. „Carbonbeton kann unter Berücksichtigung der technischen und hygienischen Randbedingungen eine zukunftsweisende Lösung für die Instandsetzung von Trinkwasserbauwerken darstellen", fasste Wettengel zusammen.

Erwin von der Forst, Gründungsmitglied der Fachvereinigung SITW und öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger, referierte über die Historie der Trinkwasserversorgung im Deutschland des 20. Jahrhunderts. Anhand von Praxisbeispielen erläuterte er Schadensursachen und Sanierungsmöglichkeiten einschließlich temporärer Lösungen bis zur Fertigstellung eines eventuellen Neubaus.

Die begleitende Fachausstellung bot den Teilnehmern Einblick in aktuelle Produkte und Dienstleistungen für die Betoninstandsetzung sowie Gelegenheit zum fachlichen Austausch.

www.sitw.de

 

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