Am 28. Februar 2024 wurde hierfür der Grundstein gelegt – in Anwesenheit von Thomas Schmidt, Sächsischer Staatsminister für Regionalentwicklung, Dr. Mathias Reuschel, Geschäftsführung der Gesellschaft für Materialforschung und Prüfungsanstalt für das Bauwesen Leipzig mbH (MFPA Leipzig GmbH), Clemens Schülke, Bürgermeister und Beigeordneter für Wirtschaft, Arbeit und Digitales der Stadt Leipzig, HTWK-Rektor Prof. Dr. Mark Mietzner sowie rund 50 geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
„Die Grundsteinlegung ist für uns ein bedeutender Moment", sagt Prof. Alexander Stahr, Leiter der Forschungsgruppe FLEX an der HTWK Leipzig und Projektleiter des HolzBauForschungsZentrums. Seit knapp zehn Jahren beschäftige sich die HTWK-Forschungsgruppe FLEX mit digital basierten Konzepten für das individuell automatisierte Bauen. „Exemplarisch dafür steht das ressourcenschonende Zollingerdach, unter dem wir heute stehen. Um die gewölbte Dachkonstruktion aus Holz zukunftsfähig zu machen, haben wir vernetzte digitale Methoden genutzt. Unsere besondere Expertise mündet nun im HolzBauForschungsZentrum. Im Reallabor wollen wir das Bauen mit Holz im Maßstab 1:1 auf Anwendungsniveau entwickeln und den Transfer von der angewandten Wissenschaft in die Praxis deutlich beschleunigen“, betont Prof. Stahr.
Unweit des Zollingerdaches und in direkter Nachbarschaft zum Carbonbetontechnikum der HTWK Leipzig wird damit eine weitere Forschungseinrichtung im InnovationsPark • Bautechnik • Leipzig/Sachsen stehen. Der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) ist Auftraggeber des Investors MFPA Leipzig GmbH und ermöglicht damit der HTWK die schnelle Nutzbarkeit einer neuen Forschungsstätte für den Holzbau. Initiator sind das Sächsische Staatsministerium für Regionalentwicklung und das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus mit der sächsischen Holzbauinitiative und der Förderung angewandter Forschung.
Neues Reallabor für den Holzbau der Zukunft
Das HolzBauForschungsZentrum wird eine Grundfläche von etwa 1.100 Quadratmetern haben. In der Halle entsteht eine frei konfigurierbare Arbeitsfläche für den großformatigen digitalen Holzbau. An einem Brückenkran hängend befestigte Industrieroboter bilden das „technologische Herz“ des Technikums. Sie sind über eine zentrale Steuerung untereinander und mit dem Kran verbunden, sodass jeder Punkt in der Halle zur Ausführung von Bearbeitungsschritten digital angesteuert werden kann. Mit dieser bislang kaum erprobten, aber enorm platzsparenden Vorfertigungsstrategie wird das Technikum ein technologisches Alleinstellungsmerkmal aufweisen. Ergänzend befinden sich in den Nebenräumen eine moderne Tischlerei sowie ein additives Fertigungslabor mit unterschiedlichen 3D-Druck-Technologien.
Im HolzBauForschungsZentrum will die Forschungsgruppe FLEX automatisierte Fertigungsstrategien entwickeln und realmaßstäblich prototypisch testen. Parametrische digitale Modelle spielen dabei eine zentrale Rolle, um alle Schritte vom Entwurf über die Planung bis zur effizienten Vorfertigung sowie Logistik und Montage auf der Baustelle lückenlos zu vernetzen. So soll das Bauen perspektivisch deutlich mehr von den positiven Effekten der Digitalisierung profitieren.
„Neben dem Hauptforschungsthema ergibt sich ein umfassender Forschungs- und Transferbedarf aus Informatik, Mathematik, Maschinenbau, Automatisierungstechnik und Wirtschaft. Das Prinzip der interdisziplinären Zusammenarbeit innerhalb der Hochschule – aber auch mit regionalen, nationalen und internationalen Wissenschafts- und Wirtschaftspartnern – wird damit zu einem wesentlichen wissenschaftlich-organisatorischen Grundbaustein des Projekts“, erklärt Stahr. Daneben sollen Fortbildungen zu aktuellen Forschungsergebnissen für Mitarbeitende aus Holzbau-Unternehmen und Baubehörden sowie für Fachleute aus Architektur und Ingenieurwesen angeboten werden.
Hintergrund zum Bauen mit Holz
Holz gilt als Hoffnungsträger, um die Baubranche nachhaltiger zu machen. In seiner Herstellung und Nutzung ist der traditionsreiche Baustoff klimafreundlicher als der energie- und ressourcenintensive Stahlbeton. Mit den sich verändernden gesellschaftlichen Zielen wächst die Nachfrage nach Holzbauten überdurchschnittlich stark. Gleichwohl sind die bekannten Konstruktionslösungen kaum geeignet, diese Bedarfe zu decken, da auch Holz als nachwachsender Rohstoff nur begrenzt zur Verfügung steht und die Konkurrenz um die industrielle Nutzung des Materials stark zunimmt. Es braucht daher zwingend neue Konzepte, um den wachsenden Bedarf mit deutlich weniger Holz decken zu können.
Der moderne Holzbau ist ein künftiges Innovationsfeld und Antrieb für die regionale Wertschöpfung. Deshalb hat die Sächsische Staatsregierung im Koalitionsvertrag vereinbart, den modernen Holzbau in Sachsen zu stärken. Die Sächsische Holzbauinitiative ist darauf ausgerichtet, für den Einsatz von Holz bei Bauprojekten zu werben, den Einsatz zu erleichtern und so die Nachfrage nach Bauholz in Sachsen zu erhöhen. Sie reiht sich ein und steht in Wechselwirkungen mit den nationalen und europäischen Strategien für eine sogenannte Bauwende: für klima- und ressourcenschonendere zirkuläre und serielle Bauweisen, für die Transformation des Gebäudebestandes bis zur Klimaneutralität und – nicht zuletzt – für bezahlbaren Wohnraum.